Die Rente wäre sicher

Mich hat ja schon immer geär­gert, was Poli­tik und Wirt­schaft als Argu­men­ta­ti­on raus­hau­en, um letzt­end­lich die Ren­ten ein wei­te­res Mal zu kür­zen. Mir ist immer noch unbe­greif­lich, wie man einem arbei­ten­den Men­schen nach 45! Erwerbs­jah­ren eine Ren­te zahlt, die 48 Pro­zent vom durch­schnitt­li­chen Gehalt beträgt und damit vie­le Erwerbs­tä­ti­ge in die Alters­ar­mut schickt.

In den nächs­ten Tagen beginnt die Dis­kus­si­on im Bun­des­tag um Ren­ten und Sozi­al­etas und ich wür­de wet­ten wol­len, dass den Poli­ti­kern wie­der nichts ande­res ein­fällt, als die Ren­ten ein­mal mehr „anzu­pas­sen“, de fac­to also wei­ter zu kür­zen. Nichts ande­res ist die viel­fach geführ­te Dis­kus­si­on um ein höhe­res Ren­ten­ein­tritts­al­ter näm­lich. Und noch­mal: es geht nicht dar­um, die nächs­te Gene­ra­ti­on über Maßen zu belas­ten, oder gar ihnen kei­ne Ren­te mehr zu gewähren.

Es geht dar­um, dass Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer, die 45 Jah­re lang, also fast über zwei Gene­ra­tio­nen hin­weg, jeden Tag ihrer Ver­pflich­tung nach­ge­kom­men sind, den unge­kürz­ten Ren­ten­zu­gang zu ermög­li­chen, der mei­ner Mei­nung nach, bei mind. 60 Pro­zent des aktu­el­len Durch­schnitts­ver­dienst lie­gen sollte.

Wie das funk­tio­niert? Viel­leicht soll­ten wir statt auf die Lob­by­is­ten zu hören, wie­der Fach­leu­te zu Wort las­sen: Der Öko­nom Hei­ner Flass­beck schreibt dazu:

Die Ren­te wäre sicher – wenn die Poli­tik den libe­ra­len Ideo­lo­gen weni­ger leicht auf den Leim gin­ge und wir mehr über Wirt­schaft wüssten

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Neuer Wein in alten Schläuchen

Der Arbeit­ge­ber­ver­band beklagt die Sozi­al­ver­si­che­rungs­kos­ten und möch­te eine Wider­ein­füh­rung der im Jah­re 2013 abge­schaff­te Pra­xis­ge­bühr. Im Jahr 2004 führ­te die Bun­des­re­gie­rung die­se Gebühr von 10 Euro ein, die ein­ma­lig Quar­tal beim Arzt­be­such fäl­lig wur­de. 2013 wur­de die Pra­xis­ge­bühr auf­grund des enor­men büro­kra­ti­schen Auf­ands wie­der abgeschafft. 

Zudem ver­fehl­te die Gebühr eine spür­ba­re Steue­rungs­wir­kung, d.h. Das ursprüng­li­che Ziel von “unnö­ti­gen” Arzt­be­su­chen wur­de verfehlt. 

Stu­di­en und Aus­wer­tun­gen zeig­ten, dass die Gebühr kaum Ein­fluss auf das Arzt­ver­hal­ten hat­te: Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen muss­ten trotz­dem regel­mä­ßig zum Arzt, wäh­rend ande­re den Besuch oft nur hin­aus­zö­ger­ten – was medi­zi­nisch eher nach­tei­lig war.

Arzt­pra­xen und Kran­ken­kas­sen muss­ten viel Zeit und Per­so­nal auf­brin­gen, um die Gebühr ein­zu­zie­hen und zu ver­bu­chen. Die­ser büro­kra­ti­sche Auf­wand stand in kei­nem Ver­hält­nis zu den Einnahmen.

Für Men­schen mit wenig Geld war die Gebühr spür­bar belas­tend und führ­te teil­wei­se dazu, dass not­wen­di­ge Arzt­be­su­che ver­mie­den oder ver­zö­gert wur­den. Vor­sor­ge­un­ter­such­tun­gen wur­den vernachlässigt. 

Als Alter­na­ti­ve könn­te das “Haus­arzt­mo­dell” wie­der ein­ge­führt wer­den, dass den Pati­en­ten ver­pf­li­chet, erst immer den Haus­arzt auf­zu­su­chen, der dann bei Bedarf die Über­wei­sung zu den Fach­ärz­ten übernimmt. 

Ein kon­se­quen­ter Aus­bau der Digi­ta­li­sie­rung für die Ter­min­ver­ga­be, der Ein­satz von KI-Sprach­mo­du­len für eine ers­te Ein­schät­zung, Ein­füh­rung von Video­sprech­stun­den und die Wei­ter­füh­rung von tele­fo­ni­scher Krank­schrei­bung wür­de die Arzt­pra­xen entlasten. 

Zudem könn­ten die Kran­ken­kas­sen gesun­de Lebens­ge­wohn­hei­ten mit einer Kos­ten­ent­las­tung beloh­nen, eini­ge Kran­ken­kas­sen för­dern bereits die Teil­nah­me im Fit­ness­stu­dio. Gesund­heits­be­ra­tun­gen durch die Kran­ken­kas­sen run­det die Ver­sor­gung ab. 

Zuletzt kön­nen die Arbeit­ge­ber sel­ber dazu bei­tra­gen, unnö­ti­ge Arzt­be­su­che zu ver­mei­den, indem sie bei­spiels­wei­se ihren Mit­ar­bei­tern Zeit geben, leich­te Erkran­kun­gen auch ohne Arzt­be­such und Arbeits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung unter Lohn­fort­zah­lung zu Haue auszukurieren.

Vie­le Arbeit­ge­ber machen das bereits, bei­spiels­wei­se dadurch, Krank­schrei­bun­gen erst ab dem vier­ten Tag zu ver­lan­gen. Auch Gesund­heits­zu­satz­leis­tun­gen, die in die Rich­tung Vor­beu­gung und Prä­ven­ti­on gehen, könn­ten hel­fen, Krank­heits­kos­ten zu senken. 

Schöner Leben mit Bürgergeld?

Immer und immer wie­der hört und liest sich die Debat­te um das Bür­ger­geld als eine als eine not­wen­di­ge Dis­kus­si­on einer ver­meint­li­chen Fehl­ent­wick­lung im deut­schen Sozi­al­recht mit der Not­wen­dig­keit schnells­ter Reformierung.

Ist das nun eine Som­mer­loch­pos­til­le, oder ist das Bür­ger­geld wirk­lich ein bedin­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men, mit dem man unter Addi­ti­on von Mie­te und Neben­kos­ten, eben­falls auf Staats­kos­ten, ein stress­frei­es und ange­neh­mes Leben füh­ren kann? Der Minis­ter­prä­si­dent und Influen­cer Mar­kus Söder hat in den letz­ten Tagen ein­mal mehr die Kam­pa­gne los­ge­tre­ten, indem er for­der­te, hier leben­den Ukrai­nern das Bür­ger­geld zu streichen.

Es mag sicher Miss­bräu­che beim Bezug von Bür­ger­geld geben, ich bin aber davon über­zeugt, dass es sich bei den Emp­fän­ger von Bür­ger­geld um Men­schen han­delt, die sich­re nicht frei­wil­lig am Exis­tenz­mi­ni­mum leben. Der Regel­be­darf für das Bür­ger­geld beträgt 563 Euro, dazu kommt die Über­nah­me von Mie­te und Hei­zung, bzw. Neben­kos­ten, aller­dings nur für einen ange­mes­se­nen Aufwand.

Die­sen „ange­mes­se­nen Auf­wand“ legen die Län­der fest. In der Regel heißt das aber: Woh­nung und Neben­kos­ten wer­den im unte­ren Bereich des jewei­li­gen Miet­spie­gels über­nom­men. Jeder Euro dar­über muss von den 563 Euro abge­führt wer­den. Für die Haus­halts­kos­ten steht oft­mals nur gut die Hälf­te des Regel­sat­zes zur Ver­fü­gung. Für Essen dürf­ten nicht sel­ten nur ein paar Euro täg­lich zur Ver­fü­gung ste­hen, Man­gel­er­näh­rung somit unum­gäng­lich. Gerüch­ten zufol­ge sol­len Rat­schlä­ge zur Nut­zung der Sozi­al­kü­chen und Tafeln die pre­kä­re Situa­ti­on etwas ent­span­nen. Mal abge­se­hen davon, dass es in einem der reichs­ten Län­der der Welt eigent­lich kei­ne Tafeln geben soll­te, sind die­se im Gegen­teil bereits über­lau­fen und sehen sich in der Zwangs­la­ge eines Aufnahmestopps.

Selbst­re­dend muss die Ver­wen­dung staat­li­cher Leis­tun­gen, d.h. Hil­fen für Bedürf­ti­ge, finan­ziert durch die Gemein­schaft aus Steu­er­mit­teln, über­wacht und kon­trol­liert wer­den, Miss­brauch ver­folgt und abge­stellt werden.

Wer als Poli­ti­ker mit einem Jah­res­ge­halt der ein­kom­mens­stärks­ten Bevöl­ke­rung, eben­falls ali­men­tiert durch die Gemein­schaft aus Steu­er­mit­teln, pau­scha­le Kür­zun­gen oder gar Abschaf­fun­gen bei denen for­dert, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind, han­delt jeden­falls zutiefst unanständig.

Virtueller Partner

KI-Bild

Laut einer Umfra­ge des Nach­rich­ten­por­tals rnd.de kann sich jeder drit­te Befrag­te eine Bezie­hung mit einem KI gene­rier­ten Ava­tar vor­stel­len. Tat­säch­lich zeich­net auch der SPIEGEL in sei­ner Print­aus­ga­be ein ver­stö­ren­des Bild in ver­schie­de­nen Inter­views von Men­schen, die eine emo­tio­na­le Bezie­hung mit einer vir­tu­el­len Maschi­ne haben. Dabei geht es nicht um eine fehl­ge­lei­te­te Stö­rung eines Fetischs, son­dern tat­säch­lich um ech­te oder ver­meint­lich ech­te Gefüh­le eines selbst ent­wor­fe­nen vir­tu­el­len Gegen­übers – nur eben auf dem Smartphone. 

Dabei han­delt es sich offen­kun­dig nicht nur um eine Spie­le­rei ähn­lich des Tama­got­chis in den neun­zi­ger Jah­ren. Men­schen ver­trau­en ihrem auf einem Sprach­mo­dell basie­ren­den Ava­tar ihre Pro­ble­me, Sor­gen und Nöte mit. Eini­ge ver­lie­ben sich gar in den vir­tu­el­len Traum­part­ner und tei­len sexu­el­le Obses­sio­nen. Was ist da los mit den Men­schen? Was könn­te ein Aus­lö­ser für die ver­such­te Nähe zu einer Maschi­ne sein? 

Zuge­ge­ben, KI Sprach­bots wer­den immer bes­ser und Nut­zer von KI Assis­ten­ten nei­gen beim Umgang mit der KI zu Flos­keln wie Bit­te oder Dan­ke. Wis­send, dass eine KI eben nur ein Pro­gramm ist und Emo­tio­na­les Ver­ständ­nis und Empa­thie nicht repli­zie­ren kann, da ihr das Bewusst­sein für Emo­tio­nen fehlt, ist es umso erstaun­li­cher, dass sie als The­ra­peu­tin oder bes­te Freun­din ein­ge­setzt wird. Trotz die­ser Dif­fe­ren­zen und Unge­reimt­hei­ten scheint das Phä­no­men nicht nur auf undif­fe­ren­zier­te Cha­rak­te­re zuzutreffen. 

Der SPIEGEL inter­view­te dazu ver­schie­de­ne Per­so­nen, die sich gar in einen Ava­tar ver­liebt haben, oder das zumin­dest glau­ben. Dabei ist ein pro­mo­vier­ter Wis­sen­schaft­ler, der für eine For­schungs­ge­sell­schaft arbei­tet. Auf der Seite
kindroid.ai hat der Wis­sen­schaft­ler sich sei­ne Traum­frau gebas­telt. Wenn er sich auf der Sei­te ein­loggt, begrüßt er den Ava­tar mit den Wor­ten: Hi mein Lieb­ling, wie geht es Dir?“

Chat­bots sind offen­sicht­lich ziem­lich gut dar­in, eine schein­ba­re Per­sön­lich­keit auf­zu­bau­en und Gefüh­le zu simu­lie­ren. Dabei wen­det die Soft­ware einen simp­len Trick an: Sie spie­gelt das Ver­hal­ten des Users. Die KI lernt durch den emo­tio­na­len Umgang, was ihr Erschaf­fer hören will und gibt das ent­spre­chend wie­der. Sind Men­schen, die sich ihren Part­ner auf dem Desk­top oder Smart­phone hal­ten, ein­fach nur Spin­ner? So ein­fach ist es wohl nicht, denn auch emo­tio­na­le Aus­nah­me­si­tua­tio­nen oder schwer­wie­gen­de Ver­trau­ens­brü­che kön­ne dazu füh­ren, dass Men­schen sich eher einem künst­li­chen Objekt anvertrauen. 

Sicher haben die­se Bezie­hun­gen viel­leicht auch ihre Berech­ti­gun­gen und wer­den auf kurz oder lang viel­leicht sogar gesell­schaft­lich akzeptiert. 

Solan­ge Men­schen noch unter­schei­den kön­ne zwi­schen einer vir­tu­el­len und einer rea­len Per­son, mag das viel­leicht noch mit Bereich moder­nes Spiel­zeug abge­tan sein; pro­ble­ma­tisch könn­te es wer­den, wenn sich die Mensch­heit erst an kri­tik­lo­se Ava­tare als eine Gesell­schaft, einen Freund, gar einen Part­ner gewöh­nen. Dann näm­lich besteht die Gefahr der Ent­frem­dung von der Rea­li­tät mit all den nega­ti­ven Konsequenzen. 

Planet Ozean im Gasometer Oberhausen


Im Indus­trie­denk­mal Gaso­me­ter Ober­hau­sen fin­det der­zeit die mul­ti­me­dia­le Aus­tel­lung „Pla­net Oze­an“ statt. Prä­sen­tiert wer­den groß­for­ma­ti­ge Foto­gra­fien und Fil­me, dar­un­ter beein­dru­cken­de Auf­nah­men wie der Harlekin‑Oktopus in Mayot­te, ein Blau­hai, ein See­lö­we mit Fet­zen­fisch und ande­re, teils sku­ri­le Unter­was­ser­be­woh­ner im Ozean. 

Höhe­punkt ist die inter­ak­ti­ve Instal­la­ti­on „Die Wel­le“ in der obe­ren Eta­ge. Auf einer über 40 Meter hohen und 18 Meter brei­ten Lein­wand pro­ji­ziert die Show foto­rea­lis­ti­sche Mee­res­wel­ten – inklu­si­ve rie­si­ger Fische, Qual­len und Wale in Ori­gi­nal­grö­ße. Die Lein­wand ist unter der Kup­pel ange­bracht und Kis­sen in der Mit­te des Ober­ge­schos­ses laden ein, sich lie­gend dem Rausch der Tie­fe hinzugeben. 

„Pla­net Oze­an“ ent­führt auf eine begeh­ba­re Rei­se durch die fas­zi­nie­ren­de Viel­falt der Welt­mee­re und reflek­tiert zugleich deren Ver­letz­lich­keit durch mensch­li­ches Ein­grei­fen. Die Ver­bin­dung aus XXL-Foto­gra­fie, moderns­ter Tech­nik, klang­li­cher Insze­nie­rung und inter­ak­ti­ven Visua­li­sie­run­gen macht die Aus­stel­lung zu einem ein­drucks­vol­len Erleb­nis. Die Aus­tel­lung geht noch bis Ende Novem­ber, diens­tags bis sonn­tags von 10.00 Uhr — 18.00 Uhr. Lohnt sich jedenfalls. 

Leben am Limit

Nach Lem­my Kil­mis­ter ist die nächs­te ech­te Rock-Legen­de gestor­ben. Ozzy Osbor­ne starb ges­tern, ver­mut­lich an den Fol­gen sei­ner wil­den Zeit.

Die Freund­schaft zwi­schen Ozzy Osbourne, dem „Prin­ce of Dark­ness“ und Front­mann von Black Sab­bath, und Lem­my Kil­mis­ter, dem Sän­ger und Bas­sis­ten von Motör­head, war mehr als nur ein Kame­rad­schafts­ver­hält­nis zwei­er Rock­stars. Sie war ein Sym­bol für Respekt, Loya­li­tät und eine gemein­sa­me Lei­den­schaft für kom­pro­miss­lo­se Musik.

Die bei­den tra­fen in den frü­hen 1980er-Jah­ren auf­ein­an­der – eine Zeit, in der bei­de bereits Legen­den­sta­tus erlangt hat­ten. Was sie ver­band, war mehr als ihre Lie­be zum Rock’n’Roll: Es war ein ähn­li­cher Lebens­stil, geprägt von Exzes­sen, Humor und Ehr­lich­keit. Trotz aller Wild­heit waren sie tief im Inne­ren sen­si­ble Men­schen, die sich gegen­sei­tig ver­stan­den und schätzten.

Lem­my war nicht nur ein enger Freund, son­dern auch ein krea­ti­ver Part­ner für Ozzy. So schrieb Lem­my meh­re­re Tex­te für Ozzys Solo­al­bum No More Tears (1991), dar­un­ter „Mama, I’m Coming Home“, „Hell­rai­ser“, „Desi­re“ und „I Don’t Want to Chan­ge the World“. Die­se Songs zäh­len heu­te zu den Klas­si­kern im Osbourne-Repertoire. 

Als Lem­my 2015 starb, zeig­te sich Ozzy tief getrof­fen. Er sprach von „einen der bes­ten Men­schen, die ich je gekannt habe“, und beton­te, dass mit Lem­my ein ein­zig­ar­ti­ger Cha­rak­ter gegan­gen sei – jemand, der sich nie ver­bie­gen ließ und dabei stets mit bei­den Füßen auf dem Boden blieb.

Bei­de leb­ten den Rock’n’Roll – kom­pro­miss­los. Eine Freund­schaft gegen­sei­ti­ger Ehr­lich­keit in einer Bran­che vol­ler Illu­sio­nen. Zwei Män­ner die im Jen­seits wie­der ver­eint sind. 

Spahns Maskendeal

Jens Spahn gehört zur Sor­te Tef­lon Poli­ti­ker. Allen Tat­sa­chen im Fall des dubio­sen Mas­ken­de­als, denen Spahn in sei­ner Funk­ti­on als Gesund­heits­mi­nis­ter im Jah­re 2020 in der über­has­te­ten Beschaf­fungs­ak­ti­on für schul­dig befun­den wur­de, per­len an ihm ab. Dabei ist ihm viel­leicht noch nicht ein­mal anzu­krei­den, dass er sozu­sa­gen jedem der es woll­te, die Zusa­ge gege­ben hat teu­re Mas­ken an sei­ne Behör­de zu ver­kau­fen und das zu einem Fest­preis von 4,50 Euro[sic!] pro Mas­ke. Nein, der eigent­li­che Skan­dal ist, dass auch hier eine Not­la­ge für das eige­ne Ego genutzt wur­de und ein­mal mehr der Ver­dacht der Vet­tern­wirt­schaft im Poli­tik­be­trieb erhärtet. 

Bau­ern­op­fer für eine mög­li­che Kor­rum­pier­bar­keit der Volks­ver­tre­ter waren die CDU-Poli­ti­ker Georg Nüß­lein und Niko­las Löbel, die nach der Auf­de­ckung von “Pro­vi­si­ons­zah­lun­gen” zurück­tre­ten muss­ten.

Jens Spahn war sei­ner­zeit nichts nach­zu­wei­sen, obwohl sich selbst die best­ver­die­nen­den Poli­ti­ker über Spahns Erwerb einer Vil­la für 4,6 Mil­lio­nen Euro im Jah­re 2022 gewun­dert haben dürf­ten. Und auch, wenn die Her­kunft des vie­len Gel­des sei­ner­zeit eini­ges an Fra­gen auf­ge­wor­fen hat, Bewei­se für Schmier­geld­zah­lun­gen an Spahn gibt es bis heu­te nicht.

Auch nach­dem Son­der­er­mitt­le­rin Mar­ga­re­tha Sud­hof beauf­tragt wor­den war, die Mas­ken­be­schaf­fung und das Kri­sen­ma­nage­ment wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie zu unter­su­chen, bleib Jens Spahn unbe­ein­druckt. Ent­schei­den­de Stel­len des ellen­lan­gen Berichts der Ermitt­le­rin wur­de vor­sichts­hal­ber von Spahns Par­tei­freun­din Nina War­ken geschwärzt. In der CDU weiß man eben, was sich unter Kol­le­gen gehört.

Ins­ge­samt hat die „Mas­ken­af­fä­re“ dem Steu­er­zah­ler meh­re­re Mil­li­ar­den Euro gekos­tet. Ein erheb­li­cher Teil der von Spahn beschaff­ten Mas­ken war gar unbrauch­bar, allei­ne die Ver­nich­tung die­ser Mas­ken kos­te­ten dem Staat meh­re­re Mil­lio­nen an Steuergeldern. 

Jens Spahn ist nicht der ein­zi­ge und nicht der letz­te Poli­ti­ker, der unter gran­dio­ser Selbst­über­schät­zung lei­det und dem die Ver­wen­dung von Steu­er­gel­dern herz­lich egal ist. 

Es mag gute Grün­de dafür geben, war­um Poli­ti­ker nicht per­sön­lich für ihre Feh­ler haft­bar sind. 

War­um wird die­se Rege­lung nicht min­des­tens bei gro­ber Fahr­läs­sig­keit oder Vor­satz überdacht?

Und war­um soll­te beim Ver­dacht der Kor­rum­pier­bar­keit Poli­ti­kern nicht solan­ge ihrer Auf­ga­ben ent­bun­den wer­den, bis der Ver­dacht aus­ge­räumt ist?

Ich den­ke, das wäre der Staat dem Steu­er­zah­ler min­des­tens schuldig. 

Sommerloch

Wenn der Puma in Sach­sen-Anhalt gesich­tet wird und der wil­de Wels in Bay­ern zubeißt, ist das Som­mer­loch da.

Viel weiß ich nicht über den wohl größ­ten euro­päi­schen Raub­fisch, außer, dass er gut schmeckt. In die­sem Fall des Angriffs auf eini­ge Bade­gäs­te hat­te der gro­ße Fisch wohl Hun­ger oder hat sein Gele­ge ver­tei­digt, jeden­falls ist nicht bekannt, dass Wel­se beson­ders aggres­siv wären. Viel­leicht kann unse­re Tauch­spe­zia­lis­tin queen-all mehr dazu sagen.

Aller­dings hat der hei­mi­sche Wels mit den von mir als Aqua­ria­ner gehal­te­nen Süd­ame­ri­ka-Wel­sen nur inso­fern zu tun, als das bei­de aus der Fami­lie der Wels­ar­ti­gen kom­men, nah ver­wandt sind sie jedoch nicht.

Gemein­sam haben sie auch, dass bei­de ziem­lich groß wer­den kön­nen. Der Wels im baye­ri­schen Brom­b­ach­see war wohl zwei Meter groß. Aqua­ri­en­wel­se, ins­be­son­de­re der Waben-Schil­der­wels kön­nen auf eine beacht­li­che Grö­ße von mehr als 50cm her­an­wach­sen, ist also nur was für gro­ße Aqua­ri­en ab 2,5 m und einem Volu­men von ca. 1200 l. Mei­ne Wel­se im Becken haben zwar Zäh­ne, eher Zähn­chen, die sie zum Ras­peln von Algen nut­zen, bei­ßen kön­nen sie damit aller­dings nicht.

Mein Anten­nen­wels — inzwi­schen zehn Jah­re alt.

Über­haupt – Süd­ame­ri­ka-Wel­se sind äußerst fried­lie­bend und hal­ten sich am liebs­ten tags­über in Höh­len auf. Beim Rei­ni­gen mei­nes Aqua­ri­ums ent­deck­te ich ges­tern eine längst von mir ver­ges­se­nen Röh­re, in der sich ein Anten­n­wels breit gemacht hat und nicht raus woll­te. Erst als ich die Röh­re her­aus­ho­len woll­te, rutsch­te er aus dem Ver­steck zurück ins Wasser.

Als Som­mer­loch­ge­schich­te ist das wohl eher nicht geeignet 😉