Update 02.04.2024: Kriegswaffen als niedliche Figuren für den Kinderkanal? Offensichtlich sind wir mit der Kriegspropaganda schon weiter als ich dachte.
Man durfte gespannt sein, wann der erste Politiker eine Kriegsführung auf russischem Gebiet fordert, jetzt ist es soweit. Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter fordert: “Der Krieg muss nach Russland getragen werden.”
Er dürfte damit auf einer Linie mit dem französischen Präsidenten sein, der ja bereits vor ein paar Tagen die von Bodentruppen ins Spiel brachte. Argumentiert wird damit, dass man Putin unterstellt, seine Machtgelüste auch auf Europa auszuweiten und nach der Ukraine weitere Ostgebiete und danach Europa zu vereinnahmen. Das ist insofern schon Unsinn, weil auch Putin nicht über unendlich viele Kriegsressourcen verfügt. Aber diese Narrative sind notwendig, um die Bevölkerung auf Kriegskurs zu trimmen.
Die mentale Annäherung an den Kriegsfall läuft im Übrigen immer gleich ab. Dort der teuflische Aggressor, hier die Guten, die ja eigentlich keinen Krieg wollen, der Gegner zwingt uns dazu. Wer sich für Frieden einsetzt, hat nichts verstanden, ist feige oder ein Putinfreund. Sogar der Papst kommt nicht ungeschoren davon, obwohl er, sozusagen von Amts wegen, eigentlich nur zu Friedensverhandlungen aufgefordert hat.
Ex-Oberst Kiesewetter dürfte als ehemaliger Militärangehöriger ziemlich klar sein, was passieren sollte, wenn die Ukraine Russland mit deutschen Waffen angreift. Die Situation würde in kürzester Zeit eskalieren und Europa stünde in einem Krieg mit Russland. Die Argumentation ist dabei genauso perfide wie berechenbar und – klar Leitdoktrin vieler Militärs: Angriff ist die beste Verteidigung.
Der von der Politik als „Experte“ gehandelte Kiesewetter spricht sich offen dafür aus, massenhaft Infrastruktur in Russland zu zerstören. Die Lieferung des Marschflugkörpers Taurus soll dabei helfen.
„Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände“, betont er.
Es ist nicht so, dass Oberst a.D. Kiesewetter die Gefahr eines Flächenbrands nicht sehen würde, bei dem am Ende der 3. Weltkrieg stehen könnte.
Mit einem Angriff auf Russland will er der russischen Bevölkerung klarmachen, dass „sie einen Diktator hat, der die Zukunft Russlands opfert, der die Zukunft der russischen Jugend, auch der ethnischen Minderheiten opfert“. Das Land trage „im Grunde genommen den Krieg in die Welt“.
Mit Politikern vom Schlage Kiesewetter, Hofreiter, Strack-Zimmermann jedenfalls muss die Bevölkerung der Bundesrepublik auf alles gefasst sein — auch auf einen Ernstfall.