Die Sprengung von drei Strängen der Gaspipeline Nord Stream 1+2 im September 2022 ist wohl der brisanteste Anschlag auf eine Infrastruktur in der Bundesrepublik. Viele Mutmaßungen irrten und wirrten in den Medien zu der Frage, wer für den Anschlag verantwortlich ist. In den Fokus gerieten schnell Russland, die USA und zuletzt die Ukraine, die, wie sie sich nun nach weiteren Recherchen zu bestätigen scheint, tatsächlich etwas mit der Sprengung zu tun gehabt haben könnte.
Obwohl der durch die Medien als Russlandexperte herumgereichte CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter immer noch an eine perfide Aktion der Russen glaubt, ist längst klar: Alle Wege führen nicht nach Moskau, sondern in die Ukraine. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer aufwändigen Recherche des SPIEGEL, der zusammen mit dem ZDF Nachforschungen vor Ort betrieb und in der aktuellen Ausgabe berichtet.
Das Russland seine eigene Pipeline in die Luft gesprengt haben soll, glauben auch nur noch die vehementesten Russlandhasser. FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und CDU Mann Kiesewetter beharren weiterhin auf der Theorie der Zerstörung der Gaspipeline durch Russland. Allerdings stellt sich schnell die Frage, warum Russland ein Interesse an einer Zerstörung haben sollte, wo doch ein einfaches Abschiebern der Leitung nach Deutschland für einen Gasstopp sinnvoller gewesen wäre? Wieso sollte sich Russland der Möglichkeit berauben, Deutschland mit der Lieferung, bzw. Nicht-Lieferung von Gas zu erpressen?
Die zweite Theorie scheint ebenfalls unglaubwürdig. Die USA als Attentäter, das kann getrost ausgeschlossen werden, für so etwas würden sich die Amerikaner wohl eher nicht die Hände schmutzig machen und ihre Vorherrschaft und Status einer Weltmacht zu riskieren. Allerdings soll der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten von dem Anschlag Kenntnis gehabt haben.
ZDF und ARD berichteten im Sommer 2022 von einer Warnung der CIA an Kiew, „die Sache abzublasen.“
Bereits im März dieses Jahres recherchierte die ARD zusammen mit dem Magazin Kontraste, dem Süddeutschen Rundfunk und der ZEIT im Umfeld der Geheimoperation. Als Ergebnis konnte zweifelsfrei das Boot identifiziert werden, dass für den Anschlag genutzt worden ist. Das Boot sei von einer Firma in Polen angemietet worden, den Ermittlungen zufolge sollen sechs Personen beteiligt gewesen sein. Für die Anmietung des Segelboots wurden gefälschte Identitäten hinterlegt.
Die Spuren aller Beteiligten sind weit verstreut, dennoch führen sie nach Rechercheergebnissen wohl tatsächlich in die Ukraine. Alle Informationen, die den Anschlag auf die kritische Infrastruktur betreffen, unterliegen jedenfalls der höchsten Geheimhaltungsstufe.
Sollte sich bewahrheiten, dass ein ukrainisches Kommando einen Anschlag auf einen Kernbereich Deutschlands verübt haben sollte, könnte das Ende der Waffenlieferung an die Ukraine noch das kleinste Übel für Kiew sein.
Update 12. November:
Inzwischen scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass die Ukraine den Anschlag verübt hat.
Wahrscheinlich werden diese Dinge nie öffentlich gemacht. Wie vorgeführt müsste sich Deutschland fühlen, wenn dieses Land wirklich hinter den Anschlägen steckte? Wir geben Milliarden für Hilfen und die Unterstützung von Flüchtlingen aus und erhalten das als Dank? Na, ich wäre bedient, wenn ich es sicher wüsste. Aber zum Glück werde ich nicht gefragt, was dann zu tun wäre. Meine Antwort wäre klar.