Kosovo Teil II

Im Koso­vo ist auch noch heu­te, 25 Jah­re nach dem Krieg, die UÇK prä­sent. Dem Mit­be­grün­der Grün­der der UÇK, Adem Jas­ha­ri, sind hier vie­le Denk­mä­ler gesetzt. 

Jas­ha­ri fiel im März in Pre­kaz im Kampf gegen ser­bi­sche Poli­zei­kräf­te. Zudem wur­den bei die­sem Kampf 50 wei­te­re Alba­ner getö­tet, dar­un­ter 25 Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Jas­ha­ri – über­wie­gend Frau­en und Kin­der. Adem Jas­ha­ri ist als Grün­der der UÇK eine Legen­de und ein Volks­held der Koso­vo-Alba­ner. Das Haus der Fami­lie ist eine Art Mau­so­le­um. Die 50 Grab­denk­mä­ler ste­hen gegen­über des Geburtshaus. 

Abends geht‘s nach Priz­ren. Die zweit­größ­te Stadt liegt im Süden des Lan­des. Wir fah­ren mit dem Auto in eine Sei­ten­stra­ße und geben ein­fach den Auto­schlüs­sel ab. Für 1.50 Euro die Stun­de ran­gie­ren die Park­wäch­ter die Autos so lan­ge hin und her, bis man wie­der da ist. Ich bin über­rascht , mei­nen fra­gen­den Blick beant­wor­tet Walon mit einem Kopf­ni­cken: Alles ok, das klappt schon. Hier ist es bunt und laut. in der Hit­ze der Nacht und den vie­len Geschäf­ten, Restau­rants und der gro­ßen Moschee mit­ten­drin, so stel­le ich mir Mar­ra­kesch vor. 

Wir wol­len zur Burg­fes­tung ober­halb der Stadt. Der Auf­stieg ist hef­tig, vor allem bei immer noch fast 30Grad. 

Der Blick von oben auf die pul­sie­ren­de Stadt ent­schä­digt für die Stra­pa­zen. Unten dann — Essen, was sonst. Gefühlt wird hier sowie­so stän­dig geges­sen. Als Gast einer alba­ni­schen Fami­lie gibt es nach Essen mit anschlie­ßen­der Tee­ze­re­mo­nie, Kaf­fee mit Gebäck oder Melo­nen­stück­chen. Das Essen aus­wärts ist für west­li­che Ver­hält­nis­se preis­wert, wir haben nie mehr als zehn Euro pro Per­son bezahlt. Über­haupt — man wird hier zu kei­ner Zeit übers Ohr gehau­en, im Gegen­teil. Ich hat­te mich hier beim Bezah­len ein­mal ver­rech­net. Aus drei Euro Trink­geld wären so 13 Gewor­den. Der Kell­ner brach­te mir 10 Euro mit dem dezen­ten Hin­weis auf ein offen­sicht­li­ches Ver­se­hen mei­ner­seits wieder. 

Urlaub

Ok, jetzt also der Koso­vo. Mrs. L ist ja ziem­lich aben­teu­er­lus­tig und so haben wir in den Jah­ren eigent­lich nie einen „nor­ma­len“ Urlaub gemacht. Die Urlau­be schwank­ten bis­wei­len vom Cam­ping­ur­laub in der Pam­pa mit Esbit­bren­ner und Ravio­li aus der Dose bis hin zu anspruchs­vol­len Sight­see­ing-Tou­ren in nörd­li­che Län­der. Vor zwei Jah­ren das Urlaubs­se­mi­nar: Vom Umgang mit der Sen­se – Hand­ha­bung, Den­geln und Schär­fen. Und nein — es ist kei­ne Motor­sen­se gemeint, nach erfolg­rei­chem Abschluss ließ ich trotz­dem die Bemer­kung fal­len, mei­ne Motor­sen­se wei­ter zu nut­zen – zum Leid­we­sen des Refe­ren­ten und trotz aus­ge­hän­dig­tem Zer­ti­fi­kat ein ech­ter Sen­sen­mann zu sein. 

Jetzt also Rich­tung Bal­kan. 2000 Kilo­me­ter, natür­lich mit dem Auto, sonst wär’s ja kein Aben­teu­er. Und selbst­re­dend, kein Tou­ris­ten­ge­biet. Von einem Bekann­ten gib’s noch den Rat­schlag, durch Ser­bi­en ohne Rast zu fah­ren und die poli­ti­sche Situa­ti­on vor Ort zu beob­ach­ten, denn die Emo­tio­nen zwi­schen Ser­bi­en und dem Koso­vo schau­keln sich immer wie­der mal an einer Klei­nig­keit hoch. Am Ziel­ort und Hei­mat einer befreun­de­ten alba­ni­schen Fami­lie, sei das The­ma Poli­tik mög­lichst kom­plett zu ver­mei­den, da sind bei­de Sei­ten mehr als empfindlich. 

Heu­te mor­gen dann die Mel­dung, außer im Nor­den des Koso­vos sei die Lage ruhig und sta­bil, kein Wun­der es herr­schen bis­wei­len Tem­pe­ra­tu­ren von über 40 Grad. 

Eigent­lich bin ich ja lang­sam alt genug für einen Pauschalurlaub. 

Helikopter-Eltern

Den Begriff der Heli­ko­pter-Eltern gibt es bereits seit den 1990er Jah­ren. Er bezeich­net über­vor­sich­ti­ge Eltern, die ihre Kin­der rund um die Uhr bewa­chen bzw. über­wa­chen, aus Angst, den Kin­dern könn­te ein Leid zusto­ßen. Die­se Elten sind meist eben­falls über­ängst­lich und sehen über­all Gefah­ren; sie sind meist immer und sofort zur Stel­le und das von den ers­ten Krab­ben­ver­su­chen bis zur spä­te­ren Aus­bil­dung ihrer Kin­der. Die­se Kin­der wer­den spä­ter meist sel­ber über­ängst­li­che und über­vor­sich­ti­ge Men­schen, sie haben kei­ne Erfah­rung gemacht, sind kaum in der Lage selbst­stän­dig Ent­schei­dun­gen zu treffen. 

Oft­mals wer­den die Kin­der über­flu­tet mit Sport­trai­ning, Musik­pro­ben und ande­ren Events, so dass kaum noch Zeit bleibt, Erleb­tes zu ver­ar­bei­ten. Die Fol­gen sind gra­vie­rend. Die Kin­der sol­cher Eltern zei­gen meist kei­ne Eigen­in­itia­ti­ve, haben eine gerin­ge Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz, Pro­ble­me mit ihren Aggres­sio­nen, nei­gen zu gestör­ten Sozi­al­ver­hal­ten und Ent­wick­lungs­stö­run­gen, sind im Erwach­se­nen­al­ter oft­mals patho­lo­gisch abhän­gig von ihren jewei­li­gen Partnern.

Auch hier gilt: Ein­fach mal die Natur beob­ach­ten, Tie­re ver­hal­ten sich in der Regel instink­tiv rich­tig. Ich konn­te das in der letz­ten Woche an einem Amsel­nest beob­ach­ten, dass die Amsel in Decken­hö­he auf einem alten Kamin­rohr gebaut und bereits in die­sem Jahr zwei mal zur Auf­zucht genutzt hat. Um zu sehen, weit der Brut­er­folg ist, begab ich mich zur Beob­ach­tung in die Nähe zum Nest und sah zu mei­ner Ver­wun­de­rung Mut­ter Amsel wild mit den Flü­geln schla­gend am Nest­rand sit­zen. Mit der Ver­mu­tung eines Fress­fein­des, Mar­der oder Iltis die hier nicht so sel­ten sind, lag ich aller­dings falsch. Das Amsel­weib­chen scheuch­te mit dem Flü­gel­schlä­gen ihre Jun­gen aus dem Nest. Das letz­te plumps­te gera­de­wegs auf die Ter­ras­se. Ich hob es mit Hand­schu­hen zurück ins Nest und beob­ach­te­te ein wenig spä­ter die Rück­kehr der Amsel­mut­ter, die dann auch den letz­ten Jung­vo­gel aus dem Nest scheuch­te. Nach dem Raus­schmiss küm­mern sich die Eltern noch vier­zehn Tage um ihre Brut, bevor sie auf sich allei­ne gestellt sind. 

Natür­lich kann man die Vogel­auf­zucht nicht mit der mensch­li­chen Auf­zucht ver­glei­chen, es lehrt jedoch eine, oft­mals sogar gna­den­lo­se, Kon­se­quenz der Spe­zi­es, um des Über­le­ben willens. 

Wenn wir nun unse­re Kin­der von allem fern hal­ten, wer­den sie nie ler­nen, sich durch­zu­set­zen, im schlimms­ten Fall sind sol­che Kin­der als Erwach­se­ne ein­fach nicht überlebensfähig. 

Übri­gens, die bes­te bild­li­che Dar­stel­lung einer Über­vor­sorg­lich­keit von Eltern konn­te ich in einem nahen Vor­gar­ten sehen. Der Vor­gar­ten war kom­plett manns­hoch mit Draht ein­ge­zäunt, innen lagen Spiel­sa­chen und außen war ein Schild ange­bracht: Ach­tung Kinder 🙂

Mindestens haltbar bis

Loe­we-Opta Röh­ren­ra­dio um 1960
Beim The­ma geplan­te Obso­les­zenz, das die Blog­ger­kol­le­gin Queen All her­vor­ra­gend beleuch­tet hat, ist mir beim Reno­vie­ren ein Erb­stück mei­ner Groß­mutter erinnerlich. 

Ein altes Radio von ca. 1960 von Loe­we, genau­er ein Opta 6745W Röhrenradio.
Das Ding steht seit 25 Jah­ren im Wohn­zim­mer­schrank und war bis­her bis auf ein, zwei Mal, nicht in Gebrauch. Aller­dings haben die Kids, als sie klein waren, in sei­ner­zei­ti­ger Erman­ge­lung von fie­pen­den und pie­pen­den Kin­der­spiel­zeug in der ein­zi­gen Daseins­be­rech­ti­gung des wil­den Drü­ckens der Knöp­fe, eben­die­ses Radio tas­ten­tech­nisch mal­trä­tiert. Fest davon über­zeugt, dass die mecha­ni­sche Miss­hand­lung durch klei­ne Kin­der­hän­de min­des­tens den Knöp­fen ihrer Funk­tio­na­li­tät beraubt wor­den wären, zweck­ent­frem­de­te ich das Teil als rei­nes Deko­ra­ti­ons­ob­jekt und stell­te es als sol­ches in den Schrank. 

Inter­es­san­ter Wei­se funk­tio­nier­ten sowohl Tas­ten als auch der Rest, also die Bestim­mung als Radio, des 65 Jah­re alten Gerä­tes tadel­los und akus­tisch mit her­vor­ra­gen­dem Klang. Qua­li­tät Made in Ger­ma­ny, wie man sie wohl nicht mehr fin­det. Der Preis dafür war aller­dings auch in den 6oer Jah­ren hef­tig. Mit 329 Mark ließ sich die Fir­ma Loe­we die Qua­li­tät ordent­lich bezah­len, das war etwa die Hälf­te eines durch­schnitt­li­chen Gehalts eines Arbeit­neh­mers damals.

Ver­gleicht man das mit heu­te, sind das tat­säch­lich Qua­li­täts­an­for­de­run­gen, die sei­tens des Pro­du­zen­ten auf kei­nen Fall wün­schens­wert sind. 

Wie bin ich jetzt dar­auf gekom­men? Ach ja, die lesens­wer­te Arti­kel­se­rie zum Begriff Obso­les­zenz von Queen All 🙂

Harmonische Reparaturen

Der Ehe­mann als sol­cher hat ver­schie­de­ne Auf­ga­ben, die ohne Mur­ren, Zicken oder Gejau­le zu erfül­len sind. Eine davon ist, immer alle Schuld auf sich zu neh­men- also zumin­dest bei allen Even­tua­li­tä­ten mit anschlie­ßen­der Repa­ra­tur im Haushalt. 

Das garan­tiert eine har­mo­ni­sche Bezie­hung und der männ­li­che Part kann sich im Anschluss an die erfolg­te Repa­ra­tur ein klein biss­chen als Held fei­ern las­sen. In Grund­satz­dis­kus­sio­nen zu ver­fal­len hat meist kei­nen Zweck.

Mr. L endeck­te just einen (ver­meint­li­chen) Krat­zer an dem aus Stahl gefer­tig­ten Öff­nungs­me­cha­nis­mus der Haustür. 

„Da hast Du einen Macke in die Tür gemacht“, insis­tier­te Mr. L, „das war bestimmt mit der Holz­pa­let­te, die du raus gebracht hast.“ 

Anstatt nun mei­ner eige­nen Weis­heit zu fol­gen, ver­such­te ich eine Grund­satz­dis­kus­si­on über die die Unmög­lich­keit, Scha­den mit Weich­holz an Edel­stahl zu ver­ur­sa­chen. Uninteressant.. 

Mit Rück­be­sin­nung auf 30 Jah­re ehe­li­cher Har­mo­nie auf­grund Schuld­ein­ge­ständ­nis und in der Regel harm­lo­ser Funk­ti­ons­aus­fäl­le oder leicht zu repa­rie­ren­der Schä­den im Haus­halt, besah ich mir die Tür. Die Schram­me erwies sich als ein bischen Dreck. Mit einem sie­ges­ge­wis­sen Lächeln mel­de­te ich Mr. L ers­tens den ver­meint­lich von mir ver­ur­sach­ten Scha­den mit anschlie­ßen­der, auch ver­meint­li­cher, Repa­ra­tur mit­tels den allen Män­nern gene­tisch als Code mit­ge­ge­be­nen Zau­ber­hän­den – und der Lebens­weis­heit, alle Schuld auf sich zu neh­men und immer – wirk­lich immer – Ansin­nen der bes­se­ren Hälf­te mit fünf Wör­tern zu beantworten. 

» Kein Pro­blem, krie­ge ich hin.« 🙂

Überflüssig wie ein Kropf

Es gibt so eini­ges im Leben, da stellt sich mir nicht nur die Fra­ge der Sinn­haf­tig­keit, son­dern auch und im Beson­de­ren die Fra­ge nach dem War­um. Da ist bei­spiels­wei­se die fett­ar­me Milch. Wozu soll die gut sein? Fett­ar­me Milch schmeckt nach abge­stan­de­nem weiß gefärb­ten Was­ser und sonst nach nichts. Also für wen oder was ist das gut? Viel­leicht gibt‘s ja Leu­te, die eine Milch­fett­all­er­gie haben, man weiß es nicht. Neu­lich beim Ein­kau­fen ohne Bril­le griff ich beherzt zu Hähn­chen­strei­fen für den Salat, um her­nach fest­zu­stel­len, dass es sich um Fake-Hähn­chen aus einer unde­fi­nier­ba­ren Mas­se gehan­delt habe muss, die in Kon­sis­tenz und Geschmack einem tage­lang durch­ge­kau­ten Kau­gum­mi nicht ganz unähn­lich waren. War­um kauft man so was? War­um wird offen­sicht­lich etwas her­ge­stellt, das als Ori­gi­nal­pro­dukt von eini­gen abge­lehnt wird und dann als Fake-Pro­dukt gekauft wird? 

Dusch­gel wird zumeist in blick­dich­ten Ver­pa­ckun­gen ver­kauft, so dass Kon­sis­tenz und Far­be dem Kun­den meist ver­bor­gen bleibt. Offen­sicht­lich aus gutem Grund: Beim letz­ten Ein­kauf der rei­ni­gen­den Sub­stanz war ich ob der Farb­ge­stal­tung des Inhalts doch über­rascht. Was ich mir da in die Hand geschüt­tet hat­te, war in Beschaf­fen­heit und Far­be mit kack­braun noch posi­tiv beschrie­ben. Was denkt sich ein Pro­dukt­de­si­gner dabei, ein Pro­dukt zum Auf­brin­gen auf den Kör­per in der Far­be von Extre­men­ten zu gestalten? 

Ich könn­te stun­den­lang von bes­ten­falls nicht durch­dach­ten, schlimms­ten­falls von schwach­sin­ni­gen Pro­duk­ten berich­ten. Das ärger­li­che ist, dass es bei vie­len Pro­duk­ten nicht um Ein­spa­run­gen oder man­geln­de Qua­li­täts­kon­trol­le geht. Nein, die­se Pro­duk­te wer­den ja mit vol­ler Absicht auf den Markt gebracht. 

Im letz­ten Jahr woll­te ich im Bau­markt Dach­pap­pe für die Repa­ra­tur unse­res Schup­pen­dachs erwer­ben. Die umlie­gen­de Ban­de­ro­le der ein­ge­roll­ten Dach­pap­pe ent­sprach in der Beschrei­bung genau dem Zweck der Instand­set­zung. Indes, der her­bei­ge­hol­te Mit­ar­bei­ter des Bau­mark­tes sah das anders: “Wenn sie das auf ihr Schup­pen­dach kle­ben und es fällt nur ein Kirsch­kern drauf, dann ist das Dach undicht. Das Zeug ist höchs­ten gut für Vogelhäuschen.“ 

Mei­ne Fra­ge ob der Ver­kaufs­stra­te­gie eines untaug­li­chen Pro­duk­tes beant­wor­te­te der offen­sicht­lich etwas des­il­lu­sio­nier­te Mit­ar­bei­ter mit einem Ach­sel­zu­cken und den Wor­ten: „Kei­ne Ahnung, Ich ver­kauf‘ den Scheiß hier nur.“ 

Old School

D as jüngs­te Netz­kind nutzt in whats­app zumeist die Mög­lich­keit der Sprach­nach­rich­ten, um etwas zu ver­sen­den, was mich oft­mals unin­for­miert zurück­lässt. Nicht weil die Nach­richt nicht an ihren Groß­on­kel durch­dringt, son­dern weil ich das Kind oft­mals akus­tisch nicht ver­ste­he. Die Ver­su­che mei­ner­seits, das Kind zum Schrei­ben zu ani­mie­ren, schla­gen gran­di­os fehl. 

Alte Leu­te wür­den schrei­ben, „das macht man kaum noch“, bekom­me ich auf mein Anlie­gen hin zu hören. „Man“ ist eine amor­phe Mas­se, gebe ich zu beden­ken und außer­dem sei das Schrei­ben för­der­lich für’s Hirn, wobei das Kind fin­det, um ihr Gehirn brauch­te ich mir kei­ne Sor­gen machen, Pro­ble­me gebe es damit eher im fort­ge­schrit­te­nen, also mei­nem Alter — mit der Ver­kal­kung nämlich.

Im Ernst: Wie­so wird nicht mehr geschrie­ben? Ich suche Infor­ma­tio­nen über eine Osmo­se­an­la­ge für mein Aqua­ri­um und Goog­le spuckt ellen­lan­ge Vide­os aus.
Zuneh­mend wer­den Infor­ma­tio­nen in Pod­casts gepackt, was soll das? Ich will mir doch nicht stun­den­lang irgend­ein Gesab­bel anhö­ren, um am Ende viel­leicht die Infos zu bekom­men, die ich nicht wollte. 

Bei Tex­ten kann ich über­flie­gen, ent­we­der bei Absät­zen oder gan­zen Sei­ten hän­ge­blei­ben, das geht alles nicht im akus­ti­schen Zusam­men­hang. Das Netz­kind der­weil ver­blüfft mit einem wei­te­ren Argu­ment geron­to­lo­gi­scher Eigen­ar­ten: Alte Leu­te wür­den lie­ber lesen, höchs­tens noch tele­fo­nie­ren, das wäre bei­des ziem­lich oldschool.

Ich geb’s auf. 

Das bisschen Haushalt.…

Vor­ges­tern ver­starb die Film‑, Thea­ter- und Musi­cal­schau­spie­le­rin Johan­na von Koc­zi­an, die mit ihrem Lied Das biss­chen Haus­halt mach sich allein, sagt mein Mann“, auch als Sän­ge­rin Erfolg hat­te. Das Lied nimmt sar­kas­tisch die Rol­len­ver­tei­lung in den 70er Jah­ren auf die Schüppe .

50 Jah­re spä­ter gehört die strik­te Rol­len­ver­tei­lung im Haus­halt (Frau am Herd, Mann auf Sofa) weit­ge­hend der Ver­gan­gen­heit an. Jeder macht heu­te das, was er/sie am bes­ten kann, jeden­falls ken­ne ich das so.

Nun, bei uns ist die Küche mein Revier, und zwar nicht nur zum Kochen, son­dern auch, was Ord­nung und Sau­ber­keit angeht. Mei­ne Ord­nung, ver­steht sich.

Oft­mals führt das dazu, dass Mrs. L’s Ansicht mit mei­ner nicht korreliert.

Mrs. L steht bei­spiels­wei­se mit der Spül­ma­schi­ne auf Kriegs­fuß. Eigent­lich ist die Daseins­be­rech­ti­gung einer Spül­ma­schi­ne weit­ge­hend selbst­er­klä­rend. Die Maschi­ne wird zyklisch mit Geschirr und Besteck gefüllt und ver­sieht nach Inbe­trieb­nah­me ihren Dienst.

Mrs. L aller­dings spült regel­mä­ßig mit der Hand, was dem Spül­ma­schi­nen­ge­brauch dia­me­tral ent­ge­gen­läuft denn so muss die Maschi­ne ihren Betrieb auf­neh­men, ohne ihre Kapa­zi­tät voll aus­ge­schöpft zu haben.

Der männ­li­chen Logik – also mei­ner Logik — wei­ter fol­gend soll­te der Sinn einer Säu­be­rung – und Auf­räum­ak­ti­on dar­in bestehen, alles, aber auch wirk­lich alles in greif­ba­rer Nähe zu säu­bern, zu ord­nen bzw. der Spül­ma­schi­ne zu überordnen.

Mrs. L ist aller­dings der Ansicht, dass ein gebrauch­tes Glas zur Mehr­fach­ver­wen­dung genutzt wer­den sollte.

Den Hin­weis auf das Vor­han­den­sein einer Spül­ma­schi­ne, die eh alle zwei Tage läuft, kom­men­tiert Mrs. L mit dem Hin­weis: „Bei mehr­ma­li­gen Gebrauch eben nicht.“

Weihnachtsessen

Weih­nach­ten ist es Sit­te, sich den Bauch ordent­lich voll­zu­schla­gen. In vie­len Fami­li­en steht Gans auf dem Spei­se­plan, ande­re bevor­zu­gen Rin­der­bra­ten. Hei­lig­abend ist es hier im Sau­er­land (und viel­leicht noch anders­wo – ich weiß es nicht genau) Tra­di­ti­on, Kar­tof­fel­sa­lat mit Würst­chen auf­zu­ti­schen. Und ehr­lich gesagt – Mrs.L liest ja nicht mit – ich habe das nie verstanden.

Aus­ge­rech­net Weih­nach­ten (Mrs. L wür­de pro­tes­tie­rend rich­tig­stel­len, dass es der Tag vor Weih­nach­ten wäre), jeden­falls in der Weih­nachts­zeit gibt es ein Essen, dass gemein­hin auf Bau­stel­len aller Art ser­viert wird. Hä? Ich mei­ne, wir essen uns am 25. und 26. Dezem­ber die Bäu­che dick und aus­ge­rech­net Hei­lig­abend ist Schmal­hans Küchenmeister?

Na, wahr­schein­lich hat das auch wie­der mit Reli­gi­on zu tun und das The­ma mei­det man bes­ser an Weih­nach­ten (in Dis­kus­si­on zu Weih­nach­ten, nicht in der Ausführung)

Jeden­falls war man frü­her schon arg gebeu­telt, was die Aus­wahl des Essens in der von den Kir­chen ver­ord­ne­ten spei­se­ar­men Zeit, der soge­nann­ten Fas­ten­zeit, anging. Fleisch war (und ist?) ver­bo­ten, was vie­len Mit­bür­gern heut­zu­ta­ge durch­aus guttäte.

In die­ser Zeit kam, zumin­dest da wo der Otter behei­ma­tet war, sel­bi­ger zur Fas­ten­zeit auf den Tisch, galt er doch als Fisch und nicht als Fleisch und durf­te, ohne den lie­ben Gott zu ärgern, auch ver­speist werden.

Der Fisch­ot­ter schien aber so rich­tig kein Höhe­punkt dama­li­ger Ver­pfle­gung gewe­sen zu sein, obwohl es durch­aus aller­lei Rezep­te für das Fell­tier gab. Ein­gangs warnt das Rezept mit dem Satz: „Der Fisch­ot­ter ist nicht gera­de wohl­schme­ckend, doch fin­det er hin und wie­der als Fas­ten­spei­se Verwendung.“

Wer nun auf die Idee kommt, den Otter auf die Weih­nachts­pei­se­kar­te zu set­zen, weil das gleich eine schö­ne Fell­müt­ze mit sich bringt, der sei gewarnt: Der Fisch­ot­ter gehört zu den streng geschütz­ten Arten und darf nicht gejagt und noch weni­ger ver­speist werden.