Einsteins Relativitätstheorie …

… oder: Die Tage sind immer zu kurz.

Wehalb Rent­ner nie Zeit haben, hat sich mir bis­her noch nicht ganz erschlos­sen, mei­ne Ver­mu­tung geht dahin, dass gewief­te Pri­va­tiè­res sich ein­fach nicht von jedem plötz­lich ein­span­nen las­sen wol­len und des­halb der geflü­gel­te Satz vom Rent­ner die nie Zeit haben so lan­ge wie­der­holt wor­den ist, bis er geglaubt wurde. 

Nun, bis zum Ruhe­stand sind es noch ein paar Jähr­chen, nichts des­to trotz kam ich auf­grund län­ge­ren Rest­ur­laubs in den Genuss eini­ger frei­er Tage und des Phä­no­mens zu kur­zer Tage. Was soll weit aus­ho­len? Lang­wei­lig war’s nie. 

Die Tage ver­flie­gen ohne nen­nens­wert grö­ße­re Pro­jek­te in Angriff genom­men wur­den, ich hab‘ noch nicht ein­mal das Design des Blogs hier umge­stellt. Des Rät­sels Lösung: Es liegt am Raum-Zeit Kon­ti­nu­um. Die Zeit­stre­cke von Geburt und Able­ben sind durch einen Zeit­strahl ver­bun­den. Je näher man nun dem Able­ben kommt, des­to mehr krümmt sich der Zeit­strahl im Raum, was zur Fol­ge die Anzie­hungs­kraft zwi­schen den bei­den Punk­ten ver­stärkt. Das wie­der­um lässt den Zeit­strahl schnel­ler krüm­men, die Zeit ver­geht also schneller.
Über­setzt: Je älter der Mensch wird, umso schnel­ler ver­geht die Zeit, die End­punk­te des Zeit­strahls rücken schnel­ler zusammen

Des­halb ist der Tag für Men­schen umso kür­zer, je älter sie sind.

Viel­leicht hab‘ ich aber auch nur Ein­steins Rela­ti­vi­täts­theo­rie nicht ver­stan­den, oder ver­brin­ge in mei­nem Urlaub zu viel Zeit mit dem Schrei­ben unsin­ni­ger Texte. 🙂

Weihnachtsbaum — natürlich natürlich

Weih­nach­ten naht und damit unwei­ger­lich die Dis­kus­si­on um einen Weih­nachts­baum. Hier im Sau­er­land ist es gute alte Tra­di­ti­on, dass der Weih­nachts­baum nicht nur sel­ber geschla­gen wer­den muss, son­dern auch höchst­selbst geklaut. Die­ser Tra­di­ti­on bin ich immer ent­kom­men, auch wenn Mrs. L der Mei­nung ist, ich wäre an der Stel­le etwas kleinmütig. 

Mei­ne Argu­men­ta­ti­on des regu­lä­ren Ein­kaufs des Weih­nacht­ge­wäch­ses ergibt sich aus der Tat­sa­che, dass ers­tens hier im Dorf jeder jeden kennt und zwei­tens jeder äußerst neu­gie­rig ist, ob des Taten­drangs der Nach­bar­schaft. Will hei­ßen: Ein geklau­ter Weih­nachts­baum bleibt nicht unbe­merkt, was im Regel­fall viel­leicht beim Nach­barn eine gewis­se Ach­tung her­vor­ruft, bei der Exe­ku­ti­ven aber eine Anzei­ge einer Straf­tat wegen Dieb­stahls nach sich zieht.

Mrs. L wies den Tat­be­stand des Dieb­stahls weit von sich, gemeint wäre eine Leih­ga­be aus dem Wald, nebst Wur­zel, um den Baum im Janu­ar wie­der ein­zu­pflan­zen. Das wie­der­um wies ich weit von mir; einen Baum mit Wur­zeln aus­zu­gra­ben und sei es nur ein Flach­wurz­ler, bedarf schließ­lich enor­mer Anstren­gung, die ich nicht gewillt bin zu erbrin­gen, zumal es Alter­na­ti­ven gibt. 

Der Kom­pro­miss, sowohl den Straf­tat­be­stand des Baum­dieb­stahls als auch den Ein­fall hun­der­ter von Insek­ten ins war­me Wohn­zim­mer zu ver­mei­den, war für mich der Erwerb einer künst­li­chen Tan­ne. Nach­hal­tig, sau­ber und nach Weih­nach­ten schnell auf dem Dach­bo­den zu ent­sor­gen, bzw. ein­zu­la­gern, soll­te Grund genug sein, zu einem Weih­nachts­baum aus Poly­vi­nyl­chlo­rid, kurz PVC, den Vor­zug zu geben. 

Nicht mit Mrs. L. Wenn ich schon nicht gewillt bin, einen Weih­nachts­baum aus dem nahen Weih­nachts­baum­fort zu ent­lei­hen, so soll es der natür­li­che Baum beim Weih­nachts­baum­händ­ler sein. Und – so gab mir Mrs. L mit auf den Weg, er darf nicht zu klein sein. 

So steht nun, wie jedes Jahr, ein Rie­sen­baum im Wohn­zim­mer, nadelt uns nicht nur das Wohn­zim­mer voll, son­dern erweist sich für hun­der­te von klei­ne­ren, durch die Wohn­zim­mer­wär­me erweck­ten Lebe­we­sen als idea­ler Start­punkt ins Leben als Zweiflügler. 

Na denn – Fro­he Weihnachten.

Schaumlöffelordnung


Die Gret­chen­fra­ge zur Löf­fel­fra­ge folgt einem gewis­sen Ritus, der offen­kun­dig bereits im Kin­des­al­ter imple­men­tiert wird, oder eben auch nicht. Mrs. L bei­spiels­wei­se setzt ihre Prio­ri­tät der Ord­nungs­lie­be über mei­ne Unfä­hig­keit, bana­le Din­ge im Gedächt­nis zu behalten. 

Die Löf­fel­fra­ge gehört dazu.

Sozia­li­siert in der Gas­tro­no­mie weiß ich natür­lich um die Wich­tig­keit der Anord­nung von Küchen­uten­si­li­en an ihrem ange­stan­de­nen Platz. Die Anzahl der Küchen­pos­ten in einer Groß­kü­che machen es not­wen­dig, ver­schie­de­nen Uten­si­li­en geord­net nach einem bestimm­ten Sys­tem in Griff­wei­te zu haben. Der Bei­la­gen­koch wür­de sich bedan­ken, wenn durch Unacht­sam­keit das Hand­werks­zeug vom Sau­cier in Griff­nä­he hängt und er durch die hal­be Küche mar­schie­ren müss­te, um das Eige­ne zu finden.

Wir haben aber kei­nen Bei­la­gen­koch. Wir haben auch kei­ne Küche, in der man spa­zie­ren gehen könn­te. Unse­re Küche ist eher so gestal­tet, dass jeweils nur einer dort kochen kann.

Trotz der ein­fa­chen Struk­tur unse­rer Küche und der Tat­sa­che, dass die Chan­ce einem wei­te­ren Pos­ten­koch zu begeg­nen eher gering ist, besteht Mrs. L auf einer peni­blen Rei­hen­fol­ge der auf­ge­häng­ten Küchen­uten­si­li­en über dem Herd.

Das ist inso­fern auch des­halb bemer­kens­wert, weil bei der Küchen­form und Grö­ße eine wie auch immer gear­te­te Anord­nung der ver­schie­de­nen Schöpf­kel­len, Schaum­löf­fel, Rühr­stä­be etc. pp., durch­aus ein Blick reicht, um die Gesamt­heit des Küchen­en­sem­ble zu überschauen.

Mein letz­ter Ver­such, in Allein­herr­schaft und unter Aneig­nung des Titels „Chef de Cui­sine“, die Befehls­ge­walt über die Anord­nung von Sup­pen­kel­len zu erlan­gen und gleich­zei­tig dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ich ja wohl die meis­te Zeit in der Küche ver­brin­ge, schlug indes fehl.

Mrs. L behaup­tet ohne wei­te­re Anmer­kun­gen, das mir sicher bekannt sei, dass der „Maît­re de Cui­sine“, also der Küchen­di­rek­tor, sich auch nicht mehr so oft in der Küche auf­hielt, aber letzt­end­lich dem Chef de Cui­sine über­stellt sei.

Seit­dem räts­le ich über die Pos­ten­ver­tei­lung bei uns in der Küche.

Bis das der TÜV uns scheidet (2)

Mrs. L seni­or, als Kriegs­kind gebo­ren und somit nach­voll­zieh­bar mit einer gewis­sen Spar­sam­keit aus­ge­stat­tet, hat­te also ein Auto gefun­den. Mein Erstau­nen wich beim Preis doch einer gewis­sen Skep­sis. Besag­tes Auto soll­te für 2500 Euro den Besit­zer, bzw. die Besit­ze­rin, in dem Fall mei­ne Mut­ter, wechseln. 

Ja, auch ich habe bis etwa Mit­te drei­ßig Autos gefah­ren, die kaum 1000 DM, spä­ter Euro gekos­tet haben. Aber ers­tens war ich sei­ner­zeit gelen­kig genug, um mich fast jedes Wochen­en­de repa­rie­rend unter das Auto zu bege­ben und jung genug, um die zahl­rei­chen tech­ni­schen Aus­fäl­le mit einer gewis­sen Gelas­sen­heit hin­zu­neh­men. Bei der Beauf­tra­gung für ein neu­es Auto hat­te ich die­se Kate­go­rie Autos schlicht­weg nicht gefun­den. In der Annah­me, dass es, bei Prei­sen von mehr als zehn­tau­send Euro für zehn­jäh­ri­ge Autos mit ent­spre­chen­der Lauf­leis­tung, die Kate­go­rie „2 Jah­re TÜV, tau­send Euro“ ein­fach nicht mehr gab. Da ändert auch die Auf­sto­ckung von Mrs.L seni­or auf knapp 3000 Euro nichts dran. 

Jeden­falls fuhr ich mit Mrs.L seni­or an einem Sams­tag­mor­gen zum besag­ten Auto­händ­ler. Der Ver­kaufs­platz glich frei­lich eher einem Schrott­platz. Zahl­rei­che offen­sicht­lich aus dem Ver­kehr gezo­ge­ne Autos gaben sich ein Stell­dich­ein. „Hier?“, rief ich viel­leicht ein biss­chen zu hys­te­risch beim Ankom­men mit Blick auf die Res­te auto­mo­bi­ler Mobilität. 

Das Objekt der Begier­de ent­pupp­te sich als 3o Jah­re alter Golf mit einer Kilo­me­ter­leis­tung jen­seits von Gut und Böse. „Er läuft unrund“, bemerk­te ich, was natur­ge­mäß den Ver­käu­fer zu einem: „Das kann nicht sein“, Aus­spruch ver­an­lass­te und den Mit­be­wer­ber um das Auto in die Flucht schlug. 

„Damit wirst du nicht glück­lich“, wand­te ich mich an Mrs.L seni­or. Mei­ne Fra­ge, ob wir nicht doch in einem Auto­haus gucken sol­len, beant­wor­te­te Mr.L Seni­or mit einem ver­nich­ten­den Blick und der ver­blüf­fen­den Logik, das die Rest­lauf­zeit eines Autos ja nicht unbe­dingt die zu erwar­ten­de eige­ne über­schrei­ten müsste.

„Ich hät­te da noch die­sen Klein­wa­gen“, bemerk­te der Ver­käu­fer mit einem Dau­men­zeig nach hin­ten. Mit den Bli­cken dem Fin­ger­zeig fol­gend sah ich ein über und über mit Grün­span bedeck­tes Fahr­zeug unter einem Baum ste­hend. Etwas was Foto­gra­fen ger­ne foto­gra­fie­ren und in Aus­stel­lun­gen mit „Ver­gäng­lich­keit“ unter­ti­telt wird. 

Der Mann nahm mich offen­sicht­lich nicht für voll, soviel war klar. Mei­nen Blick rich­tig inter­pre­tie­rend beeil­te er sich mit „Sie kön­nen ja erst mal gucken, hier ist der Schlüs­sel“, zu entgegnen.

Soviel Opti­mis­mus woll­te belohnt wer­den. Sie­ges­si­cher, dass das Auto kei­nen Mucks von sich geben wür­de, dreh­te ich den Zünd­schlüs­sel und – staun­te nicht schlecht, der Wagen sprang an und lief auch noch ruhig.

Die Neu­gier über­wand die Skep­sis und bei nähe­rer Betrach­tung ent­pupp­te sich der Klein­wa­gen zwar als innen und außen total ver­sifft, aber rost­frei. Lauf­leis­tung und Alter — über­ra­schen­der Wei­se pass­te das alles. 

Auch die anschlie­ßen­de Pro­be­fahrt ver­lief zufrie­den­stel­lend. Nach dem Aus­han­deln eini­ger han­dels­üb­li­cher Zusatz­lei­tun­gen wie ein neu­er TÜV-Stem­pel und Inspek­ti­on in Ver­bin­dung eines blitz­saube­ren Autos bei Über­ga­be, strahl­te Mr.L seni­or zufrie­den: „Siehst du, geht doch.“ 

Ihr seid OK, Boomer

Als Baby Boo­mer wer­den in Deutsch­land die gebur­ten­star­ken Jahr­gän­ge von 1955 bis etwa 1969 bezeich­net. Man­che defi­nie­ren unse­re Gene­ra­ti­on der Jahr­gän­ge bis 1964 so, aus mei­ner Sicht trifft es die Bezeich­nung „Kin­der der 80er Jah­re“ am besten. 

Egal wie, es scheint, dass die Gene­ra­ti­on Boo­mer an allem Unglück heu­te schuld sei­en. Der Vor­wurf lau­tet von unge­brems­ten Kon­sum­ver­hal­ten, die Umwelt rück­sichts­los aus­ge­beu­tet, die Wirt­schaft rui­niert und ganz ein­fach den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen die Zukunft gestoh­len haben. Außer­dem säßen sie, zumin­dest der­zeit noch, an den Hebeln der Macht und wür­den nichts dafür tun, der nächs­ten Gene­ra­ti­on eine hei­le Umwelt zu hin­ter­las­sen. Beruf­lich und gesell­schaft­lich wären wir immer noch in alten Ver­hal­tens­mus­tern ver­fal­len und wür­den uns gegen gesell­schafts­po­li­ti­sche Ver­än­de­run­gen sträuben. 

Stimmt das? Oder ist das nur eine wei­te­re Epi­so­de aus dem immer­wäh­ren­den Gene­ra­tio­nen­kon­flikt seit ewi­gen Zeiten? 

Ich per­sön­lich neh­me mir die­se Vor­wür­fe nicht, oder nur zum Teil, an. Ja, wird sind ziem­lich glück­lich in einem Wirt­schafts­boom auf­ge­wach­sen, wir konn­ten das genie­ßen. Nichts­des­to­trotz, wir waren und sind Nach­kriegs­en­kel, wir haben von Oma und Opa noch Gräu­el­ta­ten erfah­ren, die im Krieg an ihnen ver­übt wur­den. Wir haben in Tei­len noch kriegs­ver­sehr­te Men­schen ken­nen­ge­lernt. Unse­re Leh­rer waren in den Anfangs­jah­ren der Schu­le oft­mals noch übrig geblie­be­ne Nazis, die uns mit dem Stock zu Gehor­sam zwan­gen. Aber wir waren auch die Gene­ra­ti­on, die als Schü­ler und Stu­den­ten die Frie­dens – und Umwelt­be­we­gung schu­fen. Wir waren die Punks, Rocker und Unan­ge­pass­ten, die gegen Auto­ri­tä­ten auf­be­gehr­ten. Natür­lich gab’s auch damals schon ange­pass­te Jugend­li­che, die soge­nann­ten Pop­per. (Übri­gens sind denen die Geschmacks­ver­ir­rung der schmal geschnit­te­nen Leder­kra­wat­ten zu verdanken). 

Wir Boo­mer demons­trier­ten gegen Atom­kraft und Volks­zäh­lung und enga­gier­ten uns poli­tisch. Und ja, wir hat­ten eine ande­re gesell­schafts­po­li­ti­sche Ein­stel­lung zu den Din­gen: Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten unter Jungs wur­den oft­mals mit den Fäus­ten gelöst und danach war auch Ruhe. Es stimmt auch, dass wir als Männ­lich­keit auch immer mit dem Begriff Rit­ter­lich­keit asso­zi­ier­ten und das auch immer noch tun. Höf­lich­keit gegen­über Älte­ren und Frau­en, eine gewis­se Här­te, Mut und Ent­schlos­sen­heit, das war für uns das, was einen Mann aus­ma­chen soll­te. Wir waren aber auch die­je­ni­gen, des­sen Klas­sen­zim­mer heil­los über­füllt waren, die nur mit Mühe und Not einen Stu­di­en­platz oder eine Aus­bil­dungs­stel­le beka­men, die immer mit ihres­glei­chen kon­fron­tiert waren, allei­ne des­halb, weil es so viel unse­res Jahr­gangs gab. 

Auf der ande­ren Sei­te waren wir gren­zen­lo­se Hedo­nis­ten, uns stand mehr der Sinn nach Par­tys und Fei­ern als nach Häus­le­bau­ern und Bau­spar­ver­trag. Der Musik­ge­schmack der 80er Jah­re, die deut­sche Wel­le, pass­te für vie­le von uns Kin­dern der 80er Jah­re zum Lebens­stil. Trotz­dem hat unse­re Gene­ra­ti­on sich etwas auf­bau­en kön­nen, wir waren zwar rund zehn Jah­re spä­ter dran als unse­re Eltern mit der Fami­li­en­pla­nung und dem Nest­bau, aber mit Mit­te Drei­ßig war dann doch für die meis­ten der Lebens­weg geebnet. 

Jetzt ste­hen vie­le von uns kurz vor dem Rentenalter. 

Also Geduld. Die nächs­te Gene­ra­ti­on kann ja dann alles bes­ser machen. 

Kosovo Teil III

Das Rei­sen in frem­de Län­der macht vor allem eines, es erdet unge­mein. Natür­lich nicht der Pau­schal­ur­laub in die Tür­kei oder in sonst ein Tou­ris­ten­vier­tel auf der Welt, son­dern das Rei­sen abseits von Tou­ris­mus direkt zu den Men­schen vor Ort. Die­ser Luxus war uns im Koso­vo gegönnt. Auf Ein­la­dung einer alba­ni­schen Fami­lie konn­ten wir so ein Stück alba­ni­scher Kul­tur kennenlernen.
… wei­ter im Text

Kosovo Teil II

Im Koso­vo ist auch noch heu­te, 25 Jah­re nach dem Krieg, die UÇK prä­sent. Dem Mit­be­grün­der Grün­der der UÇK, Adem Jas­ha­ri, sind hier vie­le Denk­mä­ler gesetzt. 

Jas­ha­ri fiel im März in Pre­kaz im Kampf gegen ser­bi­sche Poli­zei­kräf­te. Zudem wur­den bei die­sem Kampf 50 wei­te­re Alba­ner getö­tet, dar­un­ter 25 Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Jas­ha­ri – über­wie­gend Frau­en und Kin­der. Adem Jas­ha­ri ist als Grün­der der UÇK eine Legen­de und ein Volks­held der Koso­vo-Alba­ner. Das Haus der Fami­lie ist eine Art Mau­so­le­um. Die 50 Grab­denk­mä­ler ste­hen gegen­über des Geburtshaus.
… wei­ter im Text

Urlaub

Ok, jetzt also der Koso­vo. Mrs. L ist ja ziem­lich aben­teu­er­lus­tig und so haben wir in den Jah­ren eigent­lich nie einen „nor­ma­len“ Urlaub gemacht. Die Urlau­be schwank­ten bis­wei­len vom Cam­ping­ur­laub in der Pam­pa mit Esbit­bren­ner und Ravio­li aus der Dose bis hin zu anspruchs­vol­len Sight­see­ing-Tou­ren in nörd­li­che Län­der. Vor zwei Jah­ren das Urlaubs­se­mi­nar: Vom Umgang mit der Sen­se – Hand­ha­bung, Den­geln und Schär­fen. Und nein — es ist kei­ne Motor­sen­se gemeint, nach erfolg­rei­chem Abschluss ließ ich trotz­dem die Bemer­kung fal­len, mei­ne Motor­sen­se wei­ter zu nut­zen – zum Leid­we­sen des Refe­ren­ten und trotz aus­ge­hän­dig­tem Zer­ti­fi­kat ein ech­ter Sen­sen­mann zu sein. 

Jetzt also Rich­tung Bal­kan. 2000 Kilo­me­ter, natür­lich mit dem Auto, sonst wär’s ja kein Aben­teu­er. Und selbst­re­dend, kein Tou­ris­ten­ge­biet. Von einem Bekann­ten gib’s noch den Rat­schlag, durch Ser­bi­en ohne Rast zu fah­ren und die poli­ti­sche Situa­ti­on vor Ort zu beob­ach­ten, denn die Emo­tio­nen zwi­schen Ser­bi­en und dem Koso­vo schau­keln sich immer wie­der mal an einer Klei­nig­keit hoch. Am Ziel­ort und Hei­mat einer befreun­de­ten alba­ni­schen Fami­lie, sei das The­ma Poli­tik mög­lichst kom­plett zu ver­mei­den, da sind bei­de Sei­ten mehr als empfindlich. 

Heu­te mor­gen dann die Mel­dung, außer im Nor­den des Koso­vos sei die Lage ruhig und sta­bil, kein Wun­der es herr­schen bis­wei­len Tem­pe­ra­tu­ren von über 40 Grad. 

Eigent­lich bin ich ja lang­sam alt genug für einen Pauschalurlaub. 

Helikopter-Eltern

Den Begriff der Heli­ko­pter-Eltern gibt es bereits seit den 1990er Jah­ren. Er bezeich­net über­vor­sich­ti­ge Eltern, die ihre Kin­der rund um die Uhr bewa­chen bzw. über­wa­chen, aus Angst, den Kin­dern könn­te ein Leid zusto­ßen. Die­se Elten sind meist eben­falls über­ängst­lich und sehen über­all Gefah­ren; sie sind meist immer und sofort zur Stel­le und das von den ers­ten Krab­ben­ver­su­chen bis zur spä­te­ren Aus­bil­dung ihrer Kin­der. Die­se Kin­der wer­den spä­ter meist sel­ber über­ängst­li­che und über­vor­sich­ti­ge Men­schen, sie haben kei­ne Erfah­rung gemacht, sind kaum in der Lage selbst­stän­dig Ent­schei­dun­gen zu treffen. 

Oft­mals wer­den die Kin­der über­flu­tet mit Sport­trai­ning, Musik­pro­ben und ande­ren Events, so dass kaum noch Zeit bleibt, Erleb­tes zu ver­ar­bei­ten. Die Fol­gen sind gra­vie­rend. Die Kin­der sol­cher Eltern zei­gen meist kei­ne Eigen­in­itia­ti­ve, haben eine gerin­ge Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz, Pro­ble­me mit ihren Aggres­sio­nen, nei­gen zu gestör­ten Sozi­al­ver­hal­ten und Ent­wick­lungs­stö­run­gen, sind im Erwach­se­nen­al­ter oft­mals patho­lo­gisch abhän­gig von ihren jewei­li­gen Partnern.

Auch hier gilt: Ein­fach mal die Natur beob­ach­ten, Tie­re ver­hal­ten sich in der Regel instink­tiv rich­tig. Ich konn­te das in der letz­ten Woche an einem Amsel­nest beob­ach­ten, dass die Amsel in Decken­hö­he auf einem alten Kamin­rohr gebaut und bereits in die­sem Jahr zwei mal zur Auf­zucht genutzt hat. Um zu sehen, weit der Brut­er­folg ist, begab ich mich zur Beob­ach­tung in die Nähe zum Nest und sah zu mei­ner Ver­wun­de­rung Mut­ter Amsel wild mit den Flü­geln schla­gend am Nest­rand sit­zen. Mit der Ver­mu­tung eines Fress­fein­des, Mar­der oder Iltis die hier nicht so sel­ten sind, lag ich aller­dings falsch. Das Amsel­weib­chen scheuch­te mit dem Flü­gel­schlä­gen ihre Jun­gen aus dem Nest. Das letz­te plumps­te gera­de­wegs auf die Ter­ras­se. Ich hob es mit Hand­schu­hen zurück ins Nest und beob­ach­te­te ein wenig spä­ter die Rück­kehr der Amsel­mut­ter, die dann auch den letz­ten Jung­vo­gel aus dem Nest scheuch­te. Nach dem Raus­schmiss küm­mern sich die Eltern noch vier­zehn Tage um ihre Brut, bevor sie auf sich allei­ne gestellt sind. 

Natür­lich kann man die Vogel­auf­zucht nicht mit der mensch­li­chen Auf­zucht ver­glei­chen, es lehrt jedoch eine, oft­mals sogar gna­den­lo­se, Kon­se­quenz der Spe­zi­es, um des Über­le­ben willens. 

Wenn wir nun unse­re Kin­der von allem fern hal­ten, wer­den sie nie ler­nen, sich durch­zu­set­zen, im schlimms­ten Fall sind sol­che Kin­der als Erwach­se­ne ein­fach nicht überlebensfähig. 

Übri­gens, die bes­te bild­li­che Dar­stel­lung einer Über­vor­sorg­lich­keit von Eltern konn­te ich in einem nahen Vor­gar­ten sehen. Der Vor­gar­ten war kom­plett manns­hoch mit Draht ein­ge­zäunt, innen lagen Spiel­sa­chen und außen war ein Schild ange­bracht: Ach­tung Kinder 🙂