Streamingtipp Evil

Ja gut, wer nicht so ganz auf Hor­ror steht, wird ange­sichts der Trai­ler und Beschrei­bung im Netz erst ein­mal zurück­schre­cken, sich der Serie zu nähern. Man muss sich schon ein biss­chen auf die Hor­ror­kom­po­nen­te ein­las­sen, nichts­des­to­trotz ist Evil eher eine Mys­tery­se­rie mit eini­gen Horrorelementen.

Den Rah­men der Serie gibt das Team um den ange­hen­den Pries­ter Mike Col­ter vor, der zusam­men mit der Psy­cho­lo­gin Kris­ten Bou­chard und dem tech­ni­schen Exper­ten Ben Shakir für die katho­li­sche Kir­che Fäl­le von angeb­li­cher dämo­ni­scher Beses­sen­heit, über­na­tür­li­cher Phä­no­me­ne und schein­ba­rer Wun­der untersucht. 

Gleich am Anfang wird klar, dass David und Kris­ten sel­ber unter Visio­nen lei­den, die sich als Hal­lu­zi­na­ti­on meist in Träu­men zeigen. 

Die Posi­ti­on der Drei zur Klä­rung der Fäl­le könn­ten nicht unter­schied­li­cher sein. Wäh­rend David als streng gläu­bi­ger aber unkon­ven­tio­nel­ler katho­li­scher Pries­ter in Aus­bil­dung oft­mals von einer Dämo­ni­sie­rung des zu unter­su­chen­den Falls aus­geht, sieht Kris­ten als pro­mo­vier­te foren­si­sche Psy­cho­lo­gin die Vor­komm­nis­se eher in psy­chi­schen Erkran­kun­gen. Tech­ni­ker Ben hin­ge­gen ver­mu­tet bei allen Abnor­mi­tä­ten hin­ge­ge­gen erklär­ba­re tech­ni­sche Ursachen. 

Auf­trags­ge­ber der drei Spe­zia­lis­ten ist die katho­li­sche Kir­che, deren Hil­fe die Men­schen suchen, die an eine Dämo­ni­sie­rung glau­ben und einen Exor­zis­mus wün­schen. Da auch die Kir­che weiß, dass eine ver­meint­li­che Beses­sen­heit oft­mals eine psy­chi­sche Stö­run­gen zu Grun­de liegt, wer­den die drei Spe­zia­lis­ten in jeder Fol­ge mit einem neu­en Fall beauf­tragt, der fast immer eine uner­war­te­te Wen­dung nimmt. 

Hin­zu kommt, dass das Team sel­ber mit über­na­tür­li­chen Phä­no­me­nenn und Hal­lu­zi­na­tio­nen kon­fron­tiert wird, die bei Kris­ten so stark aus­ge­prägt sind, dass sie sich in einer Dau­er­the­ra­pie befindet. 

In jeder Fol­ge taucht außer­dem der ehe­ma­li­ge Kol­le­ge Kris­tins, Dr. Leland Town­send auf, ein Psy­cho­path, der offen­sicht­lich eine teuf­li­sche Alli­anz mit der Mut­ter von Kris­tin Bou­chard ein­ge­gan­gen ist. 

Evil läuft auf Para­mount+, Ama­zon Prime Video und Apple TV. 

Filmtipp — BlackBerry

Wer in den Nuller­jah­ren des Jah­res 2000 etwas auf sich hielt, der hat­te ein Smart­phone der Mar­ke Black­Ber­ry. Die Han­dys der Mar­ke zeich­ne­ten sich dadurch aus, das sie die ers­ten waren, mit denen E‑Mails in Echt­zeit abge­ru­fen wer­den konnten. 

Außer­dem gal­ten die Mobil­te­le­fo­ne als beson­ders sicher und waren ins­be­son­de­re bei Geschäfts­leu­ten beliebt. Ein Merk­mal der Black­Ber­rys war die phy­si­sche Tas­ta­tur und das eige­ne Betriebs­sys­tem Black­Ber­ry OS. Ein gro­ßer Vor­teil lag in der Anbin­dung an die eige­nen Black­ber­ry Ser­ver, der bei Bedarf alle Daten spe­zi­ell auf­be­rei­te­te, kom­pri­miert und sie dann por­ti­ons­wei­se an das End­ge­rät aus­gab. Das mach­te das Black­Ber­ry Smart­phone trotz lah­mer Lei­tun­gen ziem­lich schnell. Eben­falls waren natür­lich alle ande­ren Funk­tio­nen wie Kalen­der, Adress­buch und Inter­net­an­bin­dung integriert. 

2007 kam dann das ers­te IPho­ne auf den Markt und Ste­ve Jobs nutz­te aus­ge­rech­net das Allein­stel­lungs­merk­mal der Black­ber­ry Han­dys zur Wer­be­kam­pa­gne für das IPho­ne, indem er die Tas­ta­tur als Ana­chro­nis­mus im Gegen­satz zum Touch­screen des IPho­ne darstellte. 

Die Kun­den waren fas­zi­niert, ein grö­ße­res Dis­play, das mit leich­ten Druck auf den Bild­schirm eine Tas­ta­tur her­vor­brach­te, das war neu und cool. Black­ber­ry igno­rier­te die Umstel­lung von der Tas­ta­tur auf Touch­screen lan­ge und glaub­te, dass sich das IPho­ne auch auf­grund des stol­zen Prei­ses von 500 Dol­lar nicht durch­set­zen würde.

Eine fata­le Fehl­ein­schät­zung, die zu mas­si­ven Umsatz­ein­brü­chen und schließ­lich dem Ende von Black­Ber­ry Mobil­te­le­fo­nen führte. 

Der Film zur Geschich­te des Auf­stiegs und kata­stro­pha­len Falls von Black­Ber­ry, das für die Erfin­dung des Smart­phones ver­ant­wort­lich war, habe ich ges­tern auf Para­mount+ gesehen. 

Black­Ber­ry — Klick einer Gene­ra­ti­on über­zeugt mit der Dar­stel­lung des kome­ten­haf­ten und schnel­len Auf­stiegs klei­ner chao­ti­scher „Gara­gen­un­ter­neh­men“ in dem Olymp der Mil­li­ar­dä­re und Pri­vat­jet­be­sit­zer und ist dabei auch noch wit­zig gemacht. 

Ins­be­son­de­re Glenn Howert­on über­zeugt in der Rol­le des cho­le­ri­schen Black­Ber­ry-CEO Jim Bals­il­lie, auch die Rol­le des Grün­ders und im mensch­li­chen Umgang unsi­che­ren Grün­ders Mike Laza­ri­dis durch den kana­di­schen Schau­spie­ler Jay Baru­chel, war eine gute Wahl. Alles in allem ein unter­halt­sa­mer Film, der die Auf­bruchs­stim­mung in den digi­ta­len Start-ups der 2000er Jah­re humor­voll rüberbringt. 

Poor Things

A uf der Suche nach wenigs­tens noch einem guten Film für mein ablau­fen­des Dis­ney+ Abo, bin ich bei dem erst im Janu­ar in die Kinos gekom­me­nen Werk Poor Things des grie­chi­schen Regis­seurs Gior­gos Lan­t­hi­mos hängengeblieben.

Emma Stone spielt in die­sem skur­ri­len Film die weib­li­che Vari­an­te von Fran­ken­steins Geschöpf, das in die­sem Fall von einem Dr. God­win Bax­ter durch Organ­ver­pflan­zung des Gehirns ihres eige­nen unge­bo­re­nen Kin­des erschaf­fen wird. Bel­la, wie die Krea­tur genannt wird, hat den geis­ti­gen Hori­zont eines klei­nen Kin­des, lernt aber stän­dig dazu. Dr. Bax­ter, schwer gezeich­net und ent­stellt durch expe­ri­men­tel­le Ver­su­che an ihm durch sei­nen eige­nen Vater, stellt einen Assis­tent ein. Der gut­mü­ti­ge Medi­zin­stu­den­ten Max McCand­les ver­liebt sich sogleich in Bel­la und bekommt die Erlaub­nis von Dr. Bax­ter zur Ver­lo­bung mit Bella. 

Durch ihren unbän­di­gen Frei­heits­drang und ihrer kind­li­chen Nai­vi­tät, wird sie vom zwie­lich­ti­gen Anwalt Dun­can Wed­derb­urn ver­führt und von ihm auf eine Rei­se nach Euro­pa mit­ge­nom­men. Durch die Erfah­run­gen, die sie nach und nach sam­melt, beginnt Bel­la sich für Phi­lo­so­phie und Medi­zin zu inter­es­sie­ren. Als Pro­sti­tu­ier­te in Paris freun­det sie sich mit der Pro­sti­tu­ier­ten Toi­let­te an und ent­wi­ckelt zuneh­mend femi­nis­ti­sche Ideen. 

Sie trennt sich von dem inzwi­schen dem Wahn­sinns ver­fal­le­nen Anwalt und kehrt zurück nach Lon­don. Dort war­tet, neben ihrem Schöp­fer und Zieh­va­ter Dr. Bax­ter (den sie bezeich­nen­der­wei­se mit God anspricht), Max, ihr Ver­lob­ter und ein Gene­ral, der sich als ihr Mann vor­stellt, mit dem sie vor ihrem Able­ben ver­hei­ra­tet gewe­sen sei, der sie auf­for­dert, zu ihm zurückzukehren. 

Bel­la wil­ligt aus Neu­gier ein, fin­det aber schnell her­aus, das die­ser Mann ein gewalt­tä­ti­ger grau­sa­mer Chau­vi­nist ist, der ihr mit einer Ope­ra­ti­on ihre sexu­el­le Lust neh­men will. Bel­la kann sich erfolg­reich weh­ren und trans­plan­tiert nun ihrer­seits dem Mann das Gehirn einer Zie­ge. Sie kehrt zurück in das Haus Dr. Bax­ters, der kurz dar­auf verstirbt. 

In der Schluss­sze­ne ist Bel­la beim Ler­nen für das Medi­zin­stu­di­um, unter­stützt durch ihren jet­zi­gen Mann, dem ehe­ma­li­gen Assis­tent Max, zu sehen. Auf der Wie­se kau­ert gras­fres­send ihr ehe­ma­li­ger Mann mit dem trans­la­tier­ten Gehirn einer Zie­ge im Garten. 

Ein herr­lich skur­ri­ler Film mit viel Sinn für schwar­zen Humor. Wer “The Bal­lad of Bus­ter Scruggs” der Coen Brü­der mag, wird auch die­sen Film mögen. Gro­ße Kunst — Klasse.

»Keine Zeit zu sterben«

»Mein Name ist Bond, James Bond.« Natür­lich durf­te auch im letz­ten Bond mit Dani­el Craig jener berühm­te Satz nicht feh­len. Auch ansons­ten ent­hält der neue James Bond Film »Kei­ne Zeit zu ster­ben« vie­le Remi­nis­zen­zen an die alten Fil­me. Da ist – klar – das Urau­to von James Bond, der Aston Mar­tin DB 5 aus den sech­zi­ger Jah­ren, für den man auch ohne James Bond Spe­zi­al­aus­stat­tung heu­te min­des­tens eine drei­vier­tel Mil­li­on Euro hin­le­gen muss. Umso schmerz­li­cher muss für James Bond und Auto Fans die Sze­ne am Anfang gewe­sen sein, in der das Auto förm­lich zer­siebt wird.

Auch sonst war eini­ges im Film ver­steckt, was den ech­ten Bond Fan im Rück­blick ent­de­cken konn­te, wie z.B. die berühm­te Anfangs­sze­ne, in der sich Bond in einem tun­nel­ar­ti­gen Aus­schnitt mit der Pis­to­le zum Publi­kum dreht, die Sze­ne erin­nert gra­fisch an den ers­ten James Bond von 1962. Im Film sel­ber gab’s den visu­el­len Ein­druck der Ein­gangs­sze­ne. Bond läuft einen Kor­ri­dor ent­lang, bis er sich an einer Weg­kreu­zung plötz­lich zur Kame­ra dreht und ver­meint­lich ins Publi­kum zielt.

Der deut­li­che Hin­weis auf eine kuba­ni­sche Zigar­ren­mar­ke ist Hom­mage an den Bond Film: »Stirb an einem andern Tag«. Bond ist in dem Film auf einer Mis­si­on in Kuba und für die Freund-Feind Unter­schei­dung ist die Zigar­ren­mar­ke Code Wort unter Agen­ten. Weni­ger nost­al­gi­sche Kino­be­su­cher wür­den aller­dings nur ein wei­te­res Pro­dukt­pla­ce­ment vermuten.

In der Ruh­mes­hal­le sieht man in einer Ein­stel­lung die frü­he­ren Chefs von Bond – neben der Schau­spie­ler­ein Judy Dench auch den »M« der acht­zi­ger Jah­re, Robert Brown.

Ansons­ten alles wie immer: Böse­wicht will Welt ver­nich­ten und James Bond hält ihn davon ab, wobei man dem Dar­stel­ler des Böse­wichts Lyut­si­fer Safin, Rami Malek, die Rol­le nicht so ganz zutraut, die treu­en brau­nen Augen pass­ten eher zur Dar­stel­lung eines Fred­dy Mer­cu­ry als zu denen eines Psychopaten.

Dani­el Craig neigt in sei­nen Rol­len immer ein wenig zu Sen­si­bi­li­tä­ten, das nimmt man einem Agen­ten mit der Lizenz zum Töten nicht so ganz ab. Neben­bei bemerkt: Die ers­te Null im Code­na­men 007 besagt die Lizenz für’s eli­mi­nie­ren des Geg­ners und die zwei­te dafür, es schon mal getan zu haben.

Ach­tung Spoiler:
Am Ende des Films tritt Dani­el Craig ali­as James Bond hel­den­haft ab:
Bond wird infi­ziert und stellt somit eine Gefahr für sei­ne Gelieb­te und für sei­ne Toch­ter dar, wenn er sie berüh­ren wür­de. »Es gelingt ihm, Safin zu töten, er öff­net die Schleu­sen des Haupt­quar­tiers und emp­fiehlt M den Beschuss der gesam­ten Anla­ge mit Lenk­waf­fen. Trotz eige­ner Beden­ken ord­net M einen Luft­schlag durch den Zer­stö­rer HMS Dra­gon an, der die Anla­ge voll­stän­dig ver­nich­tet und so auch Bond augen­schein­lich tötet.« [wiki­pe­dia]

Ich wür­de mir für den nächs­ten Bond-Dar­stel­ler ein wenig mehr von der wun­der­ba­ren Bla­siert­heit eines Pier­ce Bros­nan wün­schen. Vor­stell­bar in der Rol­le des Geheim­agne­ten wäre z.B. Idris Elda, der als Chief Inspec­tor John Luther in der gleich­na­mi­gen Fern­seh­se­rie bereits bewie­sen hat, dass er als Agent 007 im Auf­trag ihrer Majes­tät eine gute Figur machen würde.

Wei­ter geht es defi­ni­tiv. Der Abspann ver­spricht expli­zit: »James Bond will return.«

Morgen hör’ ich auf

Bas­ti­an Pas­tew­ka ist ein genia­ler Komi­ker. Mit arro­gan­ter Chuz­pe stol­pert er durch die gleich­na­mi­ge Fern­seh­se­rie, in der er sich selbst spielt und mit den Wid­rig­kei­ten des All­tags zu kämp­fen hat. In der Mini-Serie — Mor­gen hör’ ich auf — des ZDF spielt Pas­tew­ka einen Fami­li­en­va­ter, der auf­grund erdrü­cken­der Schul­den­last in ille­ga­le Geschäf­te abrutscht.

Die Dru­cke­rei, die er von sei­nem Schwie­ger­va­ter über­nom­men hat ist plei­te, der von Pas­tew­ka gespiel­te Herr Leh­mann weiß schon lan­ge nicht mehr, wie er sei­ne Rech­nun­gen bezah­len soll. Bis ihm die Idee kommt, sein Dru­cker­ta­lent dazu zu nut­zen, Geld zu dru­cken. Mit selbst gedruck­ten 50 Euro Schei­nen begibt er sich tags­über nach Frank­furt, um die­se beim Ein­kau­fen in sau­be­res Wech­sel­geld zu tau­schen. Schnell gerät er an Frank­furts Unterwelt.

Der ers­te Teil die­ser Mini­se­rie war gut. Man nimmt Pas­tew­ka den Wech­sel in die erns­te Rol­le ab, obschon Leh­mann immer auch ein biss­chen Pas­tew­ka ist – ein lie­bens­wer­ter Ver­lie­rer, der mit der ihm eige­nen Über­heb­lich­keit das Bemit­lei­den beim Zuschau­er erschwert. Die wei­te­ren Fol­gen, jeweils Sams­tags 21.45 Uhr im ZDF.

Lincoln

© Walt Disney Studios Motion Pictures
© Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pictures

Abra­ham Lin­coln war wohl einer der bedeu­tends­ten Prä­si­den­ten der ver­ei­nig­ten Staa­ten. Der 16. Prä­si­dent ging ein in die Geschich­te, als der Mann, der erfolg­reich die Skla­ve­rei abschaff­te. Die rebel­lie­ren­den Süd­staa­ten, die ihre wirt­schaft­li­che Grund­la­ge in Gefahr sahen, da sie haupt­säch­lich auf Skla­ven als bil­li­ge Arbeits­kräf­te setz­ten, spal­te­ten sich zu die­sem Zeit­punkt von den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ab und bil­de­ten mit ins­ge­samt 11 Staa­ten die Kon­fö­de­rier­ten, die aller­dings weder recht­lich Bestand hat­ten noch von den ande­ren Län­dern welt­weit als eige­ne Staa­ten aner­kannt waren. Der dar­aus resul­tie­ren­de ame­ri­ka­ni­sche Bür­ger­krieg zwi­schen den Nord­staa­ten und den Süd­staa­ten dau­er­te von 1861 bis 1865 und ende­te in einer Kapi­tu­la­ti­on der Süd­staa­ten. Abra­ham Lin­coln führ­te die Nord­staa­ten auch nach sei­ner Wie­der­wahl 1864 in den Bür­ger­krieg, gleich­zei­tig trieb er mit einem Ver­fas­sungs­zu­satz, der die Skla­ve­rei in den USA ver­bie­ten soll­te, mit allen Mit­teln voran.

Hier beginnt der Ste­ven Spiel­berg sei­nen Film, genau­er, er kon­zen­triert sich auf die letz­ten vier Mona­te im Leben des Prä­si­den­ten. Mit rea­lis­ti­scher Akri­bie zeich­net Spiel­berg das poli­ti­sche Schach­spiel Lin­colns um den 13. Zusatz der Verfassung.

Wen auch die quä­len­de Abstim­mung im Reprä­sen­tan­ten­haus etwas lang­at­mig daher­kommt und Action­sze­nen kom­plett feh­len, zeigt sich der Film als span­nen­de Geschichts­stun­de, in der vor allem die Haupt­dar­stel­ler durch eine gelun­ge­ne Dar­stel­lung ihrer Figu­ren brillieren.

Dani­el Day-Lewis als Abra­ham Lin­coln über­zeugt nicht nur optisch in der Dar­stel­lung als warm­her­zi­ger Men­schen­freund, schein­bar jede Situa­ti­on ruhig und gelas­sen beherr­schen­der Prä­si­dent, der jedoch weni­ger als strah­len­der Held, denn als aus­ge­zehr­ter hage­rer Mann die Abschaf­fung der Skla­ve­rei vorantreibt.

Mary Lin­coln, ihren Gat­ten unter­stüt­zend, doch trau­ma­tisch gezeich­net durch den Ver­lust ihres ältes­ten Soh­nes und in Angst und Sor­ge um den Zeit­äl­tes­ten, der auch unbe­dingt als Sol­dat die Nord­staa­ten unter­stüt­zen will, wird von Sal­ly Field dar­ge­stellt, als erle­be sie ihre eige­ne Geschich­te. Schließ­lich Tom­my Lee Jones, des­sen Rol­le als schlecht gelaun­ter, scharf­zün­gi­ger repu­bli­ka­ni­scher Abge­ord­ne­ter Thad­deu­es Ste­vens, ihm eben­falls auf den Leib geschrie­ben schien. Gro­ßes Kino ohne viel Action, dass ein inten­si­ves Zuhö­ren der fein geschlif­fe­nen Dia­lo­ge verlangt.

Skyfall

„Wir sind uns noch gar nicht vor­ge­stellt wor­den“, bemerkt Bond fast am Ende des Films. „Ich hei­ße Money­pen­ny“, ant­wor­tet die Dame, die Bond am Anfang des Films ver­se­hent­lich fast getö­tet hät­te. Und wenn auch sonst zu wenig, hier blitzt er auf, der bri­ti­sche Humor:“ Da kann ich mich jetzt siche­rer füh­len, wenn Sie in den Innen­dienst gewech­selt haben“, bemerkt Bond trocken.

Es sind auch die klei­nen Din­ge, die die­sen Film zu einem ech­ten Klas­si­ker machen. Der 23. James Bond Film ist zugleich Jubi­lä­ums­aus­ga­be zu 50 Jah­re James Bond. 1962 star­te­tet mit “007 jagt Dr. No”, Sean Con­nery als Ur-007 in den Kinos. Und so sind als Remi­nis­zenz an die Bond Rei­he eini­ge klas­si­sche Ele­men­te in Sze­ne gesetzt wor­den, die der Nicht Bond Fan viel­leicht nicht auf den ers­ten Blick erken­nen mag, die den Bond Fan aber dafür umso mehr erfreu­en, wie bspws. den wohl­wol­len­den Blick an die Bar­kee­pe­rin, den berühm­ten Wod­ka Mar­ti­ni exakt geschüt­telt und nicht gerührt zu haben, oder Bonds Auto­wech­sel zum Klas­si­ker in der Bond Auto Rei­he, dem Aston Mar­tin DB 5, der erst­mals 1964 in “Gold­fin­ger” zum Ein­satz kam.

Gut das sind Klei­nig­kei­ten und natür­lich geht der neue Bond auch, oder trotz eini­ger Erin­ne­run­gen an 50 Jah­re 007 sei­ne eige­nen Weg – das war inso­fern mutig, als das der Film die­ses Mal an das Ver­gäng­li­che erin­nert, wel­ches im fort­ge­schrit­te­nen Alter Bonds als Ver­falls­gren­ze ob des lie­der­li­chen Umgangs mit dem Hel­den­kör­per daher­kommt und sich am, im Trai­ning aus der Pus­te kom­men­den Haupt­dar­stel­ler Dani­el Craig mani­fes­tiert. In “Sky­fall” fie­bert der Zuschau­er bis zum Ende mit, ob Bond mit der­art schlech­ter kör­per­li­cher Kon­sti­tu­ti­on und zit­tern­den Hän­den an der berühm­tem Walt­her PPK, tat­säch­lich in der Lage ist, die Böse­wich­ter der Welt zu besiegen.

Bond wäre nicht Bond, wenn das nicht gelän­ge. Und so ist “Sky­fall” zwar ein­mal mehr ein Action­film mit kla­rer Bot­schaft und Abgren­zung zwi­schen Gut und Böse, aber genau das erwar­tet der Zuschau­er ja auch vom Agen­ten sei­ner Majes­tät mit bri­ti­scher Cool­ness und maß­ge­schnei­der­tem Anzug.

Qualitätsfernsehen

Zwi­schen all dem Müll, den das deut­sche Fern­se­hen so lie­fert, ist doch die eine oder ande­re Per­le dabei, die es sich lohnt anzu­schau­en. Aller­dings wird es zuneh­mend schwie­ri­ger, gute Fil­me auch zu fin­den. Da heißt es dann: Zap­pen und zum Schluß doch wie­der bei einem der x‑ten Wie­der­ho­lun­gen des Tat­orts hän­gen zu blei­ben, oder bei tittelbach.tv nach zu schau­en. Der Jour­na­list Rai­ner Tit­tel­bach schreibt Rezen­sio­nen zu aktu­el­len Fern­seh­fil­men und Seri­en und erspart, wenn ich schon mal was sehen will, nerv­tö­ten­des Gezappe. 

Mittwochskino

„Im Dschun­gel“ Spiel­film ARD 06.10.2010 20.15 Uhr

So geht das also. Man lässt sich zum Betriebs­rat wäh­len und liegt wenig spä­ter in den Armen einer marok­ka­ni­schen Schönheit.

Vor­ar­bei­ter Frank Sper­ber (Ronald Zehr­feld) geht bei einer Betriebs­be­sich­ti­gung den Vor­stand der (fik­ti­ven) Zor Wer­ke ziem­lich hef­tig an. Der stellv. Betriebs­rats­vor­sit­zen­de Hen­ning Loh­mann (geni­al gespielt von Hei­no Ferch) nimmt ihn dar­auf­hin an die Sei­te und schlägt ihm vor, als Betriebs­rat zu kan­di­die­ren. Sper­ber sieht sich als Betriebs­rat sehr schnell einem Sumpf aus Kor­rup­ti­on und Bestechung aus­ge­setzt, zu allem Über­fluss ver­liebt er sich in die Vor­stands­as­sis­ten­tin Marie Sand­berg (Ina Weisse).

Loh­mann macht sich Sper­ber gefü­gig, um mit des­sen Hil­fe den Betriebs­rats­vor­sit­zen­den zu stür­zen. Sper­ber muss spä­ter erfah­ren, dass der neue Betriebs­rats­vor­sit­zen­de eine Über­nah­me durch einen Inves­tor plant, von dem er finan­zi­ell profitiert.

Der Film „im Dschun­gel“, der ges­tern in der ARD lief, ist laut WDR nicht ange­lehnt an die VW Affä­re, in der sich ein Kon­zern sei­nen Betriebs­rat mit Pro­sti­tu­ier­ten und Lust­rei­sen gefü­gig gemacht hat, Par­al­le­len sind aller­dings durch­aus erkennbar.

Die Kli­schees sind zwar etwas dick auf­ge­tra­gen, den­noch über­zeug­te der Wirt­schafts­kri­mi durch Span­nung und exzel­len­te Schauspieler