Lang ist’s her. Einige unserer weniger zivilisierten Zeiten verbrachten wir damals als Ordner, Holzschlepper, Thekenwirt und schließlich Mitorganisator beim Kalkofen — Festival in Allagen. Bis weit über die Grenzen hinaus strömten Open-Air Besessene mit Zelt und Rucksack, um drei Tage unter freiem Himmel abzufeiern. Legendär war der Auftritt von Alvin Lee, der zwar merklich gealtert und wohl auch nicht mehr ganz nüchtern das rasend schnelle Zehn-Minuten-Solo I´m Going Home zum Besten gab. Einer der ehemaligen Mitstreiter hat im Netz seine Erinnerungen veröffentlicht. Here we are, lets have Woodstock. →www.musikzirkus.eu
Update: 20.02.2016: Jetzt auch hier auf meinen Seiten mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Die Quadratwurzel
Possenspiel beim EU-Gipfel
Ob das ganze Theater beim EU-Gipfel in Brüssel auch so verlaufen wäre, wenn die BRD nicht die Präsidentschaft der Europäischen Union inne gehabt hätte, daran kann man zweifeln.
Tatsache aber ist, dass die Bundeskanzlerin einem möglichen Eklat durch einige Holzköpfe geschickt vermieden hat und sich dennoch nicht auf dem Kopf herumtanzen ließ. Immerhin, die Verbal-Show der beiden Polenführer-Brüder war dem Spiegel einen Titel wert, das allerdings dürfte auch der größte Erfolg der polnischen Staatsführung der Kaczynski Brüder gewesen sein.
Im Streit um die EU Stimmenverteilung verlangte Lech Kaczynski nach einer “Quadratwurzel-Lösung”, die das Stimmrecht der großen EU-Länder gegenüber den den mittelgroßen etwas relativiert. Als das nicht funktionierte, poltert sein präsidialer Bruder Jaroslaw Kaczynski los, die Kriegstoten des zweiten Weltkrieges müssen zum Stimmrecht hinzu gezählt werden, schließlich seien es Deutschen gewesen, die das polnische Volk dezimiert hätten. Letztendlich ließ Angela Merkel, Polens Präsidenten Lech Kaczynski mit Hilfe des EU-kritischen Tony Blair und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wissen, dass man auch ohne Polen zu einer Abstimmung kommen würde.
Der Kompromiss, bei Unklarheiten nationaler Zuständigkeiten binnen acht Wochen als EU-Land Einspruch erheben zu können, , beruhigte schließlich die Gemüter — die Altenative für Polen wäre eine Isolation durch die Europäische Union gewesen.
Politiker mit Humor
Gegen den CDU Bundestagsabgeordenten Norbert Königshofen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue. Ihm wird vorgeworfen, sich bei einer 3‑Tages Tour in Budapest auf Kosten der Essener Stadtwerke vergnügt zu haben, so die Berliner Zeitung. Von einer Lustreise indes wollte Königshofen nichts wissen, schließlich sei er mit seiner Ehefrau dort gewesen.
via Spreeblick
Das Recht der freien Meinung
In Köln wird heftig über den Bau einer Moschee gestritten.
Der Publizist Ralph Giordano hatte in diesem Zusammenhang Kritik gegen den Bau der Moschee geäußert und bekam prompt telefonische Morddrohungen- und eine rechte Gesinnung angedichtet.
Auch wenn Giordanos Vergleich Burka tragender Frauen mit Pinguinen nicht sehr passend war, bleibt festzustellen, dass der Schriftsteller Recht hat, wenn er fragt:
“Wo sind wir denn, dass wir uns überlegen müssten, ob unser Tun und Handeln radikalen Muslimen gefällt oder nicht?“
Und weiter:
“Ich werde auch weiterhin auf meiner kulturellen Selbstbestimmung beharren, auf einer Lebensform, die meine ist und die in mannigfacher Hinsicht mit der muslimischen nicht übereinstimmt. Und ich will das sagen dürfen, unbehelligt. Ich will sagen dürfen, dass ich auf deutschen Straßen weder Burka noch Tschador begegnen will, so wenig wie Muezzin-Rufe von haushohen Minaretten hören.“
Wie weit sind die rechtsstaatlichen Prinzipien einer Demokratie zu deren Grundpfeilern das Recht auf freie Meinungsäußerung zählt eigentlich noch gegeben, wenn Meinungsäußerungen zu Morddrohungen führen oder Kritiker mit der “Political Correctness Keule” in die rechte Ecke geprügelt werden?
Heitere Politik
Die Rede des ehemaligen FDP-Abgeordneten Detlef Kleinert in deren Verlauf er, deutlich angesäuselt, die „Aufnahmefähigkeit eines Teils der Mitglieder des Hauses“ als „offenbar nachhaltig eingeschränkt“ sah, ist inzwischen Kult.
Auch von Boris Jelzin ist bekannt, dass er alkoholisiert zu Ausfällen mit Stolpereinlage neigte. Nun scheint Frankreichs neuer Präsident Sarkozy dem Ende des schweren G8 Gipfels mit einem guten Gläschen Vodka gefeiert zu haben, das zumindest fragt spiegel online unter Bezugnahme zweier Videos, die Sarkozy scheinbar angeheitert auf einer Pressekonfernez zeigen.
Cat Cam
Ich hab’ mich auch schon immer gefragt, was mein Kater so macht, wenn er tagelang durch die Gegend streift. Einem Katzenbesitzer brannte die Frage wohl derart auf den Nägeln, dass er seinem Kater eine Kamera um den Hals hing, die in gewissen Abständen auslöste um des Katers Spaziergang digital festzuhalten. Das Projekt und einige Bilder vom Katzenausflug sind auf der Seite www.mr-lee-catcam.de zu sehen.
Vernebelung der öffentlichen Wahrnehmung
Terrorbekämpfung als Deckmantel für einen Überwachungsstaat?
Wer die Nachrichten der letzten Wochen verfolgte, konnte den Eindruck gewinnen, eine neue Guerilla entschlossener Protagonisten die sich gegen den Staat, Gesellschaft und Medien verschworen haben macht mobil. Da fackelt bspsw. der Benz des Bild-Chefredakteurs Kai Dieckmann, offenbar ausgelöst durch einen Brandanschlag ab, Demonstranten laufen Sturm gegen den G8 Gipfel und auf verschiedenen Web-Seiten (wie auch hier) wird auf Vorratsdatenspeicherung und der Willkür staatlicher Datensammelwut und Observationsphantasien aufmerksam gemacht. Mein Mitleid für Diekmann hält sich in Grenzen, blöd nur, dass so ein Gewaltakt den Forderungen nach einem Überwachungsstaat Auftrieb verschafft und in Phrasen wie: “Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten“, endet. Diese scheinbar logische Argumentation geht allerdings einher mit einem Generalverdacht aller Bürger, die sich gegen einen totalitären Staat verwehren, entweder weil noch in Erinnerung der jüngsten Geschichte als Deutsche Demokratische Republik oder in der Vergangenheit als Nazi-Regime. Beide hatten eins gemein, die Überwachung funktionierte.
Völker hört die Signale
Nachdem Ministerpräsident Rüttgers sich als Arbeiterführer hat ausrufen lassen, Ursula von der Leyen im Verdacht steht „junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren“ (Mixa) und Innenminister Schäuble die Vorzüge einer gut funktionierenden Staatssicherheit als Vorbeugung gegen Regimekritiker unter dem Deckmäntelchen der Terrorabwehr hochhält, meldet sich auch noch Heiner Geißler zurück und zwar als Mitglied der Globalisierungsgegner Attac.
Oettingers Kompetenzen
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger hat sich dafür ausgesprochen, den Kündigungsschutz in Deutschland probeweise auszusetzen, meldet die Financial Times Deutschland.
Das Oettinger bei manchen Erklärungen nicht ganz bei der Sache ist, hat er vor wenigen Wochen bereits eindrucksvoll beweisen. Ungeachtet der Tatsache, dass der Kündigungsschutz mit dem Teilzeit — und Befristungsgesetz bereits deutlich reduziert ist, plärrt Oettinger nun die nächste Verbalattacke ins Volk – und disqualifiziert sich bereits zum zweiten Mal für den Posten des Ministerpräsidenten.