Ob nun die bösen Geister des letzten Jahres mit Raketen und Krachern vertrieben wurden, muss man jedem in seiner persönlichen Einschätzung überlassen. Vermutlich kann das Jahr 2024 nur besser werden, begrüßt wurde es hier im Sauerland jedenfalls kräftig.
Zitate 2023
Zum Jahresabschluss einmal mehr die Zitate, die in besonderer Weise hängengeblieben sind und die auch wieder nachhaltig beweisen, dass es manchmal besser ist, den Mund zu halten. Einen besonderen Preis hat sich hierbei unsere Außenministerin erworben, die allerdings den Preis mit Friedrich Merz teilen muss. Merz zeigt uns in besondererer Art und Weise, was ein egomanischer Multimillionär so absondert und wie man trotzdem, aller Voraussicht nach, als Schmock Bundeskanzler werden kann.
Annalena Baerbock ist vielleicht tatsächlich mit dem hehren Wunsch zum Wohle des Volkes in die Politik gestartet, musste allerdings sehr schnell erkennen, dass, wenn man nicht aufpasst, die USA einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Außenpolitik der Bundesregierung hat. Die Ehrung des US-Außenministeriums lässt in einem solchen Fall natürlich nicht lange auf sich warten.
“Wir führen einen Krieg gegen Russland.”
Außenministerin Baerbock verplappert sich mit einer Kriegserklärung
“Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.”
Oppositionsführer Friedrich Merz ist sauer auf seinen Zahnarzt
„Also Leute, die so etwas wollen, denen hat man ins Gehirn geschissen.”
Heino, 85jähriger Volksliedbarde zur Frage des Genderns
“Ich wünsche mir einen totalen und vernichtenden Sieg”
Die Soziologin Eva Illouz in Anlehnung der Sportpalastrede Joeph Goebbels von 1943.
„Mir ist egal, ob es das Christkind gibt, hauptsache es bringt Geschenke“
Das jüngste Netzkind zweifelt an den weihnachtlichen Fabelwesen
Weihnachtsessen
Weihnachten ist es Sitte, sich den Bauch ordentlich vollzuschlagen. In vielen Familien steht Gans auf dem Speiseplan, andere bevorzugen Rinderbraten. Heiligabend ist es hier im Sauerland (und vielleicht noch anderswo – ich weiß es nicht genau) Tradition, Kartoffelsalat mit Würstchen aufzutischen. Und ehrlich gesagt – Mrs.L liest ja nicht mit – ich habe das nie verstanden.
Ausgerechnet Weihnachten (Mrs. L würde protestierend richtigstellen, dass es der Tag vor Weihnachten wäre), jedenfalls in der Weihnachtszeit gibt es ein Essen, dass gemeinhin auf Baustellen aller Art serviert wird. Hä? Ich meine, wir essen uns am 25. und 26. Dezember die Bäuche dick und ausgerechnet Heiligabend ist Schmalhans Küchenmeister?
Na, wahrscheinlich hat das auch wieder mit Religion zu tun und das Thema meidet man besser an Weihnachten (in Diskussion zu Weihnachten, nicht in der Ausführung)
Jedenfalls war man früher schon arg gebeutelt, was die Auswahl des Essens in der von den Kirchen verordneten speisearmen Zeit, der sogenannten Fastenzeit, anging. Fleisch war (und ist?) verboten, was vielen Mitbürgern heutzutage durchaus guttäte.
In dieser Zeit kam, zumindest da wo der Otter beheimatet war, selbiger zur Fastenzeit auf den Tisch, galt er doch als Fisch und nicht als Fleisch und durfte, ohne den lieben Gott zu ärgern, auch verspeist werden.
Der Fischotter schien aber so richtig kein Höhepunkt damaliger Verpflegung gewesen zu sein, obwohl es durchaus allerlei Rezepte für das Felltier gab. Eingangs warnt das Rezept mit dem Satz: „Der Fischotter ist nicht gerade wohlschmeckend, doch findet er hin und wieder als Fastenspeise Verwendung.“
Wer nun auf die Idee kommt, den Otter auf die Weihnachtspeisekarte zu setzen, weil das gleich eine schöne Fellmütze mit sich bringt, der sei gewarnt: Der Fischotter gehört zu den streng geschützten Arten und darf nicht gejagt und noch weniger verspeist werden.
Frieda Braun — Sprechpause
„Ist die Presse hier?“, „Hören Se, wenn se morgen berichten, lassen se mich da raus.“ Frieda Braun, die Kult-Sauerländerin, selbst gebürtig aus Winterberg, war zu Gast in Rüthens Stadthalle und ließ es mit ihrem Programm richtig krachen. „Sprechpause“, so der Name, war dabei eben nicht programmatisch.
Frieda Braun erzählt Geschichten aus dem Sauerland, ganz banale Dinge, die aber durch die Mimik und den Erzählduktus so witzig werden, dass Karin Berkenkopf, alias Frieda Braun den Saal zum Kochen brachte. Ob nun zum Schweigeseminar zur Einkehr und meditativer Besinnung, ein erotischer Abend mit Freundinnen oder alltägliche Situationen mit “es”- Mia.
Frieda wusste ihr Publikum in den Bann zu ziehen und das Publikum dankte mit tosendem Applaus. Und wenn sie beispielsweise die in den achtziger Jahren idiotische Erfindung der Milch in Schlauchverpackung auf‘s Korn nimmt, wusste der Zuschauer gedanklich: Genau so war’s, die Milch entleerte sich entweder schwallartig aus dem Schlauch oder fiel in einem Stück aus dem Plastikbehälter auf den Boden, wo der Schlauch zerplatzte. Frieda Braun schafft es scheinbar banale Alltagssituationen witzig auf den Punkt zu bringen, ihre Mimik und Gestik ist dabei so gut, dass die Komik sich oftmals noch vor der Erzählung Bahn bricht.
Ein unterhaltsamer Abend zum besseren Verständnis des Sauerländer-Seelenlebens.
Weihnachtszeit — Kinozeit
Ich war schon lange nicht mehr im Kino, das letzte Mal entweder zum letzten Bond oder war’s Bohemian Rhapsody? Ich weiß es nicht, jedenfalls wollte das jüngste Netzkind ins Kino, in die Vorgeschichte zu Ronald Dahls ”Charlie und die Schokoladenfabrik“, in das Musical Wonka.
In diesem Fall passt die Beschreibung zuckersüß; handelt es sich doch um den Vorfilm zum Film von Tim Burton, in dem Johnny Depp den Schokoladenfabrikanten Willy Wonka gibt. Auch für dieses Prequel darf verraten werden: es geht um Schokolade.
Nun diesmal wurde der Schokoladenfabrikant Wonka von Timothée Chalamet verkörpert, der meiner Meinung nach die Rolle wesentlich besser ausfüllte als Johnny Depp. Das mag aber auch daran liegen, dass ich Johnny Depp als Schauspieler nicht mag. Egal, die Geschichte ist schnell erzählt: Willi Wonka reist in die Welt um – gestrandet in London, seinem Traum nachzugehen, nämlich Schokoladenfabrikant zu werden und ein Geschäft für Schokolade zu eröffnen.
Das dort ansässige Schokoladenkartell indes will das aus Konkurrenzgründen verhindern. Der Film ist zu einem Teil Musical, was ihm keinen Abbruch tut – im Gegenteil. Vor allem merkt man aber allen Schauspielern die Spielfreude an, ob es die unter Gefangenschaft der Gastwirtin Mrs. Scrubbit (genial mit Mut zur Hässlichkeit: Olivia Colman) lebende Zweckgemeinschaft ist, in die Wonka gerät und die sich als verschworener Freundeskreis entwickelt oder aber die Hauptpersonen rund ums Schokoladenkartell, es macht einfach Spaß zuzugucken.
Mr. Bean – Rowan Atkinson – spielt den schokosüchtigen Geistlichen ebenso gut wie Keegan-Michael Key den ebenfalls schokosüchtigen und von Szene zu Szene durch die viele Schokolade gezeichneten Polizeichef. Last not least wagt sich Hugh Grant an die Rolle des orangen kleinen Mannes Lofty, vom Stamme der Oompa Loompas, der sich Nacht für Nacht die fertige Schokolade von Willi Wonka stiehlt.
Wonka ist ein knallbunter, im wahrsten Sinne zuckersüßer, Weihnachtsfilm für die ganze Familie. Wer also noch irgendwo in seiner Verwandtschaft oder Bekanntschaft Kinder hat, nichts wie rein ins Kino.
Jau käh
Der Sauerländer ist ja für seine sparsame Konversation bekannt. Das zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen und ist eines der Eigenschaften hier im Sauerland, die ich zu schätzen weiß. Für Außenstehende mag das manchmal etwas befremdlich, unhöflich oder mürrisch wirken, ist aber nicht so gemeint.
Vor allem aber – durch die Art der sparsamen Kommunikation kriegen wir hier im Sauerland eine Menge auf die Kette, was sonst durch unendliches Palaver totgeredet würde. Insbesondere im beruflichen Umfeld hilft das meiner Meinung nach – übrigens gegen jedweden Trend – ungemein. Wenn wir reden, reden wir tachless. Beispielsweise würde die Frage beim Abendessen, ob man satt ist oder vielleicht noch eine Kleinigkeit essen möchte, abkürzt mit:“Willze nochen Butta“. Zack feddich.
Nix palavern – einfache Frage, einfache Antwort. Ein korrekter Satzbau wird weder verlangt, noch ist er notwendig. Für das Bejahen einer Frage reicht: Jau, käh, Verneinung entsprechend: nee.
Beim Besuch meines Hautarztes und chirurgischer Entfernung eines Fibroms fielen von der Begrüßung mal abgesehen: „Morjn“, ganze neun Wörter und ich war mit einem Pflaster auf der Backe entlassen.
„Achtung pikst“
„Jau“
„Geht?“
„Jau“
„Gut, feddich“
„Danke“
„Tschüss“
Mehr ist ja auch nicht nötig, woll?
Der erste Schnee
Der Wintereinbruch kam in diesem Jahr ziemlich früh. Eingedenk der Tatsache, dass der Winter kalendarisch erst in drei Wochen beginnt, musste ich erst einmal nach Schüppe und Wintergerätschaften suchen. Die Winterreifen allerdings zieht der Sauerländer ja Anfang Oktober auf die Felgen; wenn der Schnee erst gefallen ist, gibt’s sonst kein Fortkommen mehr.
Bis das der TÜV uns scheidet
Die ältere Dame zeigte sich gegenüber dem TÜV-Prüfer empört. Der 26 Jahre alte Nissan bekommt keine TÜV-Plakette, mehr noch, der TÜV-Prüfer begutachtete den Wagen als schrottreif. Die ältere Dame ist Mrs.L‑Senior und erzählte mir entrüstet am Telefon von der Begebenheit beim TÜV.
„Das musst Du Dir mal vorstellen, das Auto habe ich doch gerade mal 20 Jahre und habe dafür eine Menge Geld bezahlt, für das Geld muss ein Auto doch mindestens 30 Jahre lang halten, oder?“
„Na ja, ein Wertverlust von nicht mal 300 Euro im Jahr ist jetzt nicht so schlecht, versuchte ich einzulenken.“
„Paperlapapp, meine 30 Jahre alte Miele Waschmaschine läuft auch noch und die hat nicht mal die Hälfte von dem Auto gekostet“, bekam ich eine Lektion in Wirtschaftlichkeit von Produktionsgütern.
Dass eine Waschmaschine nicht mit einem Auto zu vergleichen ist, wollte sie nicht gelten lassen.
Letztendlich siegte die erkennbare Wahrnehmung über den Idealismus.
„Ich brauche also ein neues Auto,“ stellte Mrs.L‑Senior fest, „bist Du mit behilflich, du kennst dich doch im Internet aus.“
„Ja klar“, antwortete ich, „Was willst Du denn anlegen?“
„Na ja, so 2000 Euro würde ich schon bezahlen wollen, aber dann muss es auch was Vernünftiges sein“, bekam ich zur Antwort.
„Für das Geld gibt’s ‘ne Miele Waschmaschine, aber die brauchst Du ja nicht.“
„Quatsch, ich will ja kein neues Auto, das muss reichen“.
Ein Hinweis darauf, dass neue Autos heute so viel kosten, wie seinerzeit ganze Häuser, ersparte ich ihr und mir an der Stelle.
Da ich um die Hartnäckigkeit von Mrs.L‑Senior in Bezug auf Einsparnisse aller Art wusste, verabschiedete ich mich mit dem Hinweis: “Wenn Du bereit bist, eine realistische Summe zu investieren, meld‘ dich.”
Gestern dann ein Anruf, sie hätte ein Auto gefunden, ob ich mal gucken könnte.
…… Fortsetzung folgt
Von Greenpeace lernen
Mit der erneuten Beschmierung des Brandenburger Tors und weiterer versuchter Zerstörung von Kunstwerken diskreditiert sich die „letzte Generation“ zunehmend.
Zwar schaffen sich die Jugendlichen Aufmerksamkeit in den Medien, im Kern bestätigen sie allerdings das Vorurteil, das sie begleitet. Warum zerstören? Mehr Aufmerksamkeit hätten die Klimaaktvisiten, wenn sie ähnlich der Organisation Greenpeace vor ein paar Jahren vorgehen würden.
Beispielsweise hätte eine Besteigung des Brandenburger Tores mit Ausrollen eines Plakats sicher nicht nur mehr Aufmerksamkeit, sondern auch Respekt nach sich gezogen. So darf vermutet werden, dass es weniger um Sache geht, sondern um den Versuch relativ mühelos, kindliche Zerstörungswut zu befriedigen.
Positive Aufmerksamkeit erreiche ich durch spektakuläre Aktionen, nicht durch Zerstörung oder Beschmierung öffentlicher Einrichtungen, oder gar Kunstwerke. Aktionen müssen im Zusammenhang mit der Sache stehen, mit der man sich gemein machen will. Plakate und Transparente an auffälligen Orten, so wie es Greenpeace vorgemacht hat, sind Aktionen, die Respekt verschaffen.
Das, was jetzt passiert, ist der Sache nicht dienlich. Ganz im Gegenteil: Wer Kunst zerstört, stellt sich in eine Reihe mit Dummköpfen, die nicht ernst genommen werden.
Das Klischee vom verwöhnten Wohlstandskind, das als Philosophiestudent zu viel Zeit hat, unbedarft und den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen, verfestigt sich so in der Bevölkerung.