Einsteins Relativitätstheorie …

… oder: Die Tage sind immer zu kurz.

Wehalb Rent­ner nie Zeit haben, hat sich mir bis­her noch nicht ganz erschlos­sen, mei­ne Ver­mu­tung geht dahin, dass gewief­te Pri­va­tiè­res sich ein­fach nicht von jedem plötz­lich ein­span­nen las­sen wol­len und des­halb der geflü­gel­te Satz vom Rent­ner die nie Zeit haben so lan­ge wie­der­holt wor­den ist, bis er geglaubt wurde. 

Nun, bis zum Ruhe­stand sind es noch ein paar Jähr­chen, nichts des­to trotz kam ich auf­grund län­ge­ren Rest­ur­laubs in den Genuss eini­ger frei­er Tage und des Phä­no­mens zu kur­zer Tage. Was soll weit aus­ho­len? Lang­wei­lig war’s nie. 

Die Tage ver­flie­gen ohne nen­nens­wert grö­ße­re Pro­jek­te in Angriff genom­men wur­den, ich hab‘ noch nicht ein­mal das Design des Blogs hier umge­stellt. Des Rät­sels Lösung: Es liegt am Raum-Zeit Kon­ti­nu­um. Die Zeit­stre­cke von Geburt und Able­ben sind durch einen Zeit­strahl ver­bun­den. Je näher man nun dem Able­ben kommt, des­to mehr krümmt sich der Zeit­strahl im Raum, was zur Fol­ge die Anzie­hungs­kraft zwi­schen den bei­den Punk­ten ver­stärkt. Das wie­der­um lässt den Zeit­strahl schnel­ler krüm­men, die Zeit ver­geht also schneller.
Über­setzt: Je älter der Mensch wird, umso schnel­ler ver­geht die Zeit, die End­punk­te des Zeit­strahls rücken schnel­ler zusammen

Des­halb ist der Tag für Men­schen umso kür­zer, je älter sie sind.

Viel­leicht hab‘ ich aber auch nur Ein­steins Rela­ti­vi­täts­theo­rie nicht ver­stan­den, oder ver­brin­ge in mei­nem Urlaub zu viel Zeit mit dem Schrei­ben unsin­ni­ger Texte. 🙂

Weihnachtsbaum — natürlich natürlich

Weih­nach­ten naht und damit unwei­ger­lich die Dis­kus­si­on um einen Weih­nachts­baum. Hier im Sau­er­land ist es gute alte Tra­di­ti­on, dass der Weih­nachts­baum nicht nur sel­ber geschla­gen wer­den muss, son­dern auch höchst­selbst geklaut. Die­ser Tra­di­ti­on bin ich immer ent­kom­men, auch wenn Mrs. L der Mei­nung ist, ich wäre an der Stel­le etwas kleinmütig. 

Mei­ne Argu­men­ta­ti­on des regu­lä­ren Ein­kaufs des Weih­nacht­ge­wäch­ses ergibt sich aus der Tat­sa­che, dass ers­tens hier im Dorf jeder jeden kennt und zwei­tens jeder äußerst neu­gie­rig ist, ob des Taten­drangs der Nach­bar­schaft. Will hei­ßen: Ein geklau­ter Weih­nachts­baum bleibt nicht unbe­merkt, was im Regel­fall viel­leicht beim Nach­barn eine gewis­se Ach­tung her­vor­ruft, bei der Exe­ku­ti­ven aber eine Anzei­ge einer Straf­tat wegen Dieb­stahls nach sich zieht.

Mrs. L wies den Tat­be­stand des Dieb­stahls weit von sich, gemeint wäre eine Leih­ga­be aus dem Wald, nebst Wur­zel, um den Baum im Janu­ar wie­der ein­zu­pflan­zen. Das wie­der­um wies ich weit von mir; einen Baum mit Wur­zeln aus­zu­gra­ben und sei es nur ein Flach­wurz­ler, bedarf schließ­lich enor­mer Anstren­gung, die ich nicht gewillt bin zu erbrin­gen, zumal es Alter­na­ti­ven gibt. 

Der Kom­pro­miss, sowohl den Straf­tat­be­stand des Baum­dieb­stahls als auch den Ein­fall hun­der­ter von Insek­ten ins war­me Wohn­zim­mer zu ver­mei­den, war für mich der Erwerb einer künst­li­chen Tan­ne. Nach­hal­tig, sau­ber und nach Weih­nach­ten schnell auf dem Dach­bo­den zu ent­sor­gen, bzw. ein­zu­la­gern, soll­te Grund genug sein, zu einem Weih­nachts­baum aus Poly­vi­nyl­chlo­rid, kurz PVC, den Vor­zug zu geben. 

Nicht mit Mrs. L. Wenn ich schon nicht gewillt bin, einen Weih­nachts­baum aus dem nahen Weih­nachts­baum­fort zu ent­lei­hen, so soll es der natür­li­che Baum beim Weih­nachts­baum­händ­ler sein. Und – so gab mir Mrs. L mit auf den Weg, er darf nicht zu klein sein. 

So steht nun, wie jedes Jahr, ein Rie­sen­baum im Wohn­zim­mer, nadelt uns nicht nur das Wohn­zim­mer voll, son­dern erweist sich für hun­der­te von klei­ne­ren, durch die Wohn­zim­mer­wär­me erweck­ten Lebe­we­sen als idea­ler Start­punkt ins Leben als Zweiflügler. 

Na denn – Fro­he Weihnachten.

Filmkritik Horizon

So sehr ich Wes­tern mag und ins­be­son­de­re auch ein Fan von Kevin Cos­t­ner bin, so sehr bin ich ent­täuscht von Cos­t­ners Wes­tern­epos Hori­zon. Der Ver­such die Geschich­te um die Besied­lung der Wei­ßen im Apa­chen­ge­biet in New Mexi­co im Jah­re 1861 fil­misch auf­zu­ar­bei­ten ist aus mei­ner Sicht geschei­tert. Zumin­dest, wenn man den Wes­tern als Film ansieht und nicht als Ein­stieg zu einer Serie. Es fehlt ganz ein­fach der Erzähl­stil. Die Geschich­te hat kei­nen rich­ti­gen Anfang und eben­so kein Ende. 

War­um der Film sozu­sa­gen abrupt mit einem Zusam­men­schnitt und schnel­lem Sze­ne­wech­sel endet, wird erst klar, wenn man sich die Mühe macht und im Inter­net nach­liest, dass Hori­zon tat­säch­li­che als eine Art Mini­se­rie ange­legt ist. Wann nun die nächs­ten Tei­le erschei­nen, dar­über bleibt der Zuschau­er im Unkla­ren. Das ist ärger­lich, weil die Geschich­te, die auf wah­ren Bege­ben­hei­ten beruht und den Land­raub der wei­ßen Sied­ler im India­ner­ge­biet fil­misch dar­bie­ten soll­te, es durch­aus wert ist in einem Wes­tern fil­misch auf­ge­ar­bei­tet zu wer­den. Cos­t­ner ver­zich­tet auf die Erzäh­lung und Ein­füh­rung der Cha­rak­te­re. Der Wes­tern bie­tet dafür jede Men­ge nicht zim­per­li­cher Action. Der Film dreht und wen­det sich um die per Flug­blatt umwor­be­ne Sied­lung Hori­zon in New Mexi­co, mit­ten im Gebiet der Apachen. 

Die Sie­der, die hier ver­meint­lich ihre Hei­mat gefun­den haben, wer­den von den Apa­chen eben­so schnell wie­der ver­trei­ben, wie sie gekom­men sind. Bei einem hef­ti­gen Angriff über­lebt nur die Sied­ler­wit­we Fran­ces Kitt­redge und ihre Toch­ter, die im Mili­tär­camp Zuflucht finden. 

Neben­bei erzählt Cos­t­ner die Geschich­te des Trecks, der west­wärts in die noch uner­schlos­se­nen Gebie­te will. In Dako­ta treibt eine Ban­di­ten-Fami­lie ihr Unwe­sen, in Wyo­ming gerät Kevin Cos­t­ner als ein­sa­mer Cow­boy in eine Schie­ße­rei, um einer jun­gen Pro­sti­tu­ier­ten das Leben zu retten.

All die­se Epi­so­den fin­den nicht zuein­an­der und der Zuschau­er hat Schwie­rig­kei­ten den Hand­lungs­strän­gen und den han­deln­den Per­so­nen zu fol­gen. Am Ende erahnt man, dass da viel­leicht noch etwas kom­men mag, die schnel­le Bild­fol­ge am Schluss ver­rät, dass es wohl offen­sicht­lich wei­ter geht mit den Sied­lern und der maro­die­ren­den Ban­de. Wie und wo und mit wem, das bleibt in die­sem ers­ten Teil verborgen. 

Ein Film muss einen Anfang ein Ende und einen Schluss haben, dass das auch in einer Trio­lo­gie funk­tio­niert haben die Wes­tern Rio Bra­vo, Rio Lobo und El Dora­do mit John Way­ne ein­drucks­voll gezeigt. 

Zeit für Verhandlungen

Außen­mi­nis­te­rin Baer­bocks vor­schnel­le Äuße­run­gen über den Ein­satz einer Frie­dens­trup­pe sind für eine Regie­rung die kei­ne Mehr­heit mehr hat, zwar ziem­lich anma­ßend und hat vie­le wil­de Spe­ku­la­tio­nen in den sozia­len Netz­wer­ke aus­ge­löst und dürf­te außer­dem ein­mal mehr nicht abge­stimmt sein. 

In der Sache aller­dings hat Frau Baer­bock Recht. 

Baer­bock hat­te auf die Fra­ge nach einer deut­schen Betei­li­gung zur Absi­che­rung eines Waf­fen­still­stands in der Ukrai­ne gesagt, das aus ihrer Sicht Deutsch­land eine gro­ße Rol­le zur Frie­den­si­che­rung in der Ukrai­ne spie­len wird. 

War­um nun die Außen­mi­nis­te­rin gera­de jetzt von einer mög­li­chen Betei­li­gung deut­scher Trup­pen an einer mög­li­chen Frie­dens­mis­si­on spricht, kann (hof­fent­lich) nur der Hin­weis dar­auf sein, dass sowohl Russ­land als auch die Ukrai­ne end­lich zu Ver­hand­lun­gen bereit sind. 

Offen­sicht­lich nähert man sich der Ver­nunft von Ver­hand­lun­gen im Ukrai­ne Kon­flikt an und natür­lich wird Deutsch­land nicht drum her­um kom­men, sich nach Kriegs­en­de nicht nur an einer Frie­dens­si­che­rung, son­dern auch am Wie­der­auf­bau zu betei­li­gen. Eine Frie­dens­si­che­rung aller­dings, darf mei­nes Erach­tens nur mit UN-Man­dat und inte­griert in eine Blau­helm­trup­pe initi­iert wer­den, alles ande­re wäre fahr­läs­sig und eine unnö­ti­ge Provokation. 

Die Bun­des­wehr besitzt nicht die Res­sour­cen, sich einer über­mäch­ti­gen und kriegs­er­fah­re­nen Armee im Ernst­fall ent­ge­gen zu stel­len. Eine deut­sche Trup­pe an der 2000km lan­gen Gren­ze zur Russ­land wäre also nicht nur Kos­me­tik, son­dern schlicht­weg eine Farce. 

Ander­seits hat die Bun­des­re­pu­blik mit Lie­fe­rung der ers­ten Waf­fen in die Ukrai­ne eine kost­spie­li­ge Ver­ant­wor­tung über­nom­men, die uns ver­mut­lich die nächs­ten zehn Jah­re beglei­ten wird. Die­je­ni­gen, die Inter­es­se an einem lan­gen Krieg hat­ten, wer­den sich der Ver­ant­wor­tung nicht stel­len. Die wenigs­ten Ver­ant­wort­li­chen wer­den erwar­tet haben, dass die Lie­fe­rung von Waf­fen in ein Kri­sen­ge­biet den Frie­den brin­gen wür­de, son­dern im Gegen­teil neben hun­dert­tau­sen­den von Toden eben­falls einen groß­flä­chi­ge Zer­stö­rung der Infra­struk­tur. Die Poli­ti­ker, die sich als Kriegs­trei­ber her­ga­ben, sind will­fäh­ri­ge Mario­net­ten einer Hege­mo­ni­al­macht, die neben der Rüs­tungs­in­dus­trie einen erheb­li­chen Nut­zen aus dem Kon­flikt zieht; sie alle müs­sen das mit sich sel­ber ausmachen. 

Die Bun­des­re­pu­blik aber, als Waf­fen­lie­fe­rant für die Ukrai­ne, wird sich nicht aus der Ver­ant­wor­tung zie­hen kön­nen, das Land nach Kriegs­en­de wie­der mit auf­zu­bau­en. Die Kos­ten für den Wie­der­auf­bau der Infra­struk­tur wer­den auf ca. 500 Mil­li­ar­den Euro bezif­fert, die Trans­fer­leis­tun­gen für die Anschub­fi­nan­zie­rung des vom Krieg zer­stör­ten Lan­des sind dabei noch nicht ein­ge­rech­net.

Bei aller Sinn­lo­sig­keit des Krie­ges bleibt viel­leicht spä­ter ein­mal die Ein­sicht, dass die alte Dok­trin, kei­ne Waf­fen in Kri­sen­ge­bie­te zu lie­fern, durch­aus ihre Berech­ti­gung hat­te und hat. Krieg kennt kei­ne Gewin­ner und Waf­fen­lie­fe­run­gen brin­gen kei­nen Frieden. 

Für die vie­len toten Sol­da­ten, Zivi­lis­ten und Inva­li­den, die der Krieg auf bei­den Sei­ten gefor­dert hat, kommt die­se Ein­sicht zu spät. 

BTW: Die Zeit­schrift Emma hat eine Peti­ti­on zu einem Waf­fen­still­stand mit einem Brief an Bun­des­kanz­ler Scholz gestar­tet. Stand Frei­tag, 06.01.2025 haben bereits 512.000 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger unter­schrie­ben. Zur Unter­schrift geht’s hier ent­lang.

Raketen auf Russland – der Weg zum Frieden?

Nach­dem Prä­si­dent Biden die Erlaub­nis erteilt hat, dass die Ukrai­ne mit US Rake­ten Russ­land angrei­fen darf, ist hier die Dis­kus­si­on um die Tau­rus Marsch­flug­kör­per wie­der auf­ge­flammt. Ins­be­son­de­re Fried­rich Merz, die FDP und und die Grü­nen for­dern eine schnel­le Ent­schei­dung dar­über, deut­sche Marsch­flug­kör­per in Russ­land einzusetzen. 

Was erst ein­mal vor dem Hin­ter­grund eines wei­te­ren Kriegs­win­ters in der Ukrai­ne mit alle dem Leid vor allem der Zivil­be­völ­ke­rung empha­tisch klingt, hat aber aus mei­ner Sicht eini­ge Denk­feh­ler. US-Prä­si­dent Biden hat bewusst den Abschuss von Rake­ten mit einer begrenz­ten Reich­wei­te von ca. 300 km geneh­migt. Wohl­wis­send, dass die­se Rake­ten höchs­tens bis an die Gren­ze von Kursk rei­chen, wo ver­mut­lich Nach­schub­ein­hei­ten der Rus­sen sta­tio­niert sind. 

Die Ant­wort Putins auf die US-Rake­ten war ziem­lich erwart­bar. Russ­lands poli­ti­sche Hard­li­ner pro­vo­zie­ren gar mit der Aus­sa­ge einer Atom­bom­be zu Weih­nach­ten. Dass das nur ein wei­te­res Säbel­ras­seln ist, weiß Biden ganz genau. Russ­land wird kei­nen Ernst­fall mit den USA ris­kie­ren, der Flä­chen­brand wäre nicht mehr zu kontrollieren. 

Anders stellt sich der Ein­satz deut­scher Marsch­flug­kör­per dar, die eine Reich­wei­te bis Mos­kau besit­zen. Was pas­siert wohl, wenn ein deut­scher Marsch­flug­kör­per auf dem roten Platz ein­schlägt? Deutsch­land wäre wohl end­gül­tig Kriegs­par­tei und Putin müs­sen reagie­ren, wenn er sein Gesicht nicht ver­lie­ren will. 

Der Ein­satz tak­ti­scher Nukle­ar­waf­fen wäre im Bereich des Mög­li­chen. Wür­de die USA uns zu Hil­fe kom­men? Wie bewer­tet das Bünd­nis, zumal unter einem Prä­si­den­ten Donald Trump, einen mög­li­chen Ein­schlag eines deut­schen Marsch­flug­kör­pers z.B. in Moskau? 

Die NATO-Dok­trin schreibt die Hil­fe­stel­lung nur bei Angriff eines Nicht NATO-Staats vor und das auch erst nach ellen­lan­gen Sit­zun­gen und Abstim­mun­gen. Aus­ge­nom­men ist die NATO-Hil­fe bei einem Angriff eines NATO-Staats auf ein ande­res Land. 

Die Wahr­schein­lich­keit ist ziem­lich hoch, dass Russ­land den Ein­satz deut­scher Marsch­flug­kör­per als Kriegs­er­klä­rung auf­fasst. Wie hoch ist die Wahr­schein­lich­keit, dass die USA der Bun­des­re­pu­blik zu Hil­fe käme und somit ein ato­ma­res Arma­ged­don ris­kie­ren würde? 

Es ist rich­tig, dass es nicht dar­um gehen kann Angst zu zei­gen. Es kann aber auch nicht dar­um gehen, den „Krieg nach Russ­land zu tra­gen“, wie es bereits der CDU-Mann Kie­se­wet­ter gefor­dert hat.

Schon gar nicht kann es dar­um gehen mit deut­scher Unter­stüt­zung die Kriegs­zo­ne auf die Gebie­te um Mos­kau auszuweiten. 

Ich habe aller­größ­ten Respekt vor der Kampf­kraft und dem Kampf­wil­len der Ukrai­ner. Waf­fen aus Deutsch­land zu lie­fern, die nicht mehr nur zur Ver­tei­di­gung ein­ge­setzt wer­den kön­nen, ist aber ein gro­ßer Feh­ler. Es kann bei die­sem Kon­flikt nur um die ter­ri­to­ria­le Ver­tei­di­gung ukrai­ni­schen Gebiets gehen. Nie­mals darf sich Deutsch­land an einem Angriff – und sei es nur mit Waf­fen – beteiligen. 

Wer sol­che For­de­run­gen als deut­scher Poli­ti­ker stellt, nimmt eine Aus­wei­tung der Kon­flik­te und Deutsch­land als Kriegs­par­tei in Kauf oder, schlim­mer noch, ist ein ver­ant­wor­tungs­lo­ser Kriegstreiber. 

Sträter live in Hamm

In frü­hen Zei­ten warn­ten besorg­te Kul­tur­kri­ti­ker und eini­ge Bil­dungs­in­itia­ti­ven vor einer Ver­fla­chung der Spra­che durch das Lesen von Comics. Als Kin­der lieb­ten wir die Sprech­bla­sen­li­te­ra­tur, ins­be­son­de­re die Wör­ter die einen Zustand oder Her­gang beschrie­ben, hat­ten uns es ange­tan und zwar so, dass wir began­nen uns im Comic­stil zu unterhalten. 

„Zwon­ker!“, „Boing!“, „Knirsch!“, „Oops!“, „Wham!“ — all das wur­de der­art in die Spra­che inte­griert, dass uns Nicht-Comic Leser und vor allem Erwach­se­ne nicht mehr ver­stan­den, was natür­lich Sinn der Sache war. 

Die Art der Kunst­form beherrscht der Come­di­an Tors­ten Strä­ter in Per­fek­ti­on, was viel­leicht kein Wun­der ist; Strä­ter ist mein Jahr­gang und dürf­te die Comic­zeit Mit­te der Sieb­zi­ger eben­falls in guter Erin­ne­rung haben. 

Jeden­falls – Strä­ter hat das gro­ße Talent nicht nur gekonnt Irrun­gen und Wir­run­gen einer Erzäh­lung zur Kunst­form erho­ben zu haben, er ist die Kory­phäe, wenn es dar­um geht einen Zustand als Sprech­bla­se in einem Wort wiederzugeben. 

Schla­bott und Scha­lunk beispielsweise. 

Wenn ich z.B. eine Ver­än­de­rung eines Agg­gre­gat­zu­stan­des erklä­ren will kann ich sagen: „Aggre­gat­zu­stands­än­de­run­gen sind phy­si­ka­li­sche Pro­zes­se, die durch Ener­gie­zu­fuhr oder ‑ent­zug ver­ur­sacht wer­den und die Anord­nung und Bewe­gung der Mole­kü­le in einem Stoff beeinflussen.“

Oder eben „Schla­bott“.

Für “Scha­lunk” gilt im Prin­zip das­sel­be, nur umgekehrt. 

Strä­ter war im Hamm und zeig­te dort sei­ne Kunst der Wor­te. In Geden­ken an alle Comic­ver­eh­rer ver­gan­ge­ner Zei­ten und allen Män­ner und Frau­en aus den Zei­ten dicker Micky Maus Bücher und alle, die die­se Kunst auch noch heu­te beherr­schen, es war:

Schaumlöffelordnung


Die Gret­chen­fra­ge zur Löf­fel­fra­ge folgt einem gewis­sen Ritus, der offen­kun­dig bereits im Kin­des­al­ter imple­men­tiert wird, oder eben auch nicht. Mrs. L bei­spiels­wei­se setzt ihre Prio­ri­tät der Ord­nungs­lie­be über mei­ne Unfä­hig­keit, bana­le Din­ge im Gedächt­nis zu behalten. 

Die Löf­fel­fra­ge gehört dazu.

Sozia­li­siert in der Gas­tro­no­mie weiß ich natür­lich um die Wich­tig­keit der Anord­nung von Küchen­uten­si­li­en an ihrem ange­stan­de­nen Platz. Die Anzahl der Küchen­pos­ten in einer Groß­kü­che machen es not­wen­dig, ver­schie­de­nen Uten­si­li­en geord­net nach einem bestimm­ten Sys­tem in Griff­wei­te zu haben. Der Bei­la­gen­koch wür­de sich bedan­ken, wenn durch Unacht­sam­keit das Hand­werks­zeug vom Sau­cier in Griff­nä­he hängt und er durch die hal­be Küche mar­schie­ren müss­te, um das Eige­ne zu finden.

Wir haben aber kei­nen Bei­la­gen­koch. Wir haben auch kei­ne Küche, in der man spa­zie­ren gehen könn­te. Unse­re Küche ist eher so gestal­tet, dass jeweils nur einer dort kochen kann.

Trotz der ein­fa­chen Struk­tur unse­rer Küche und der Tat­sa­che, dass die Chan­ce einem wei­te­ren Pos­ten­koch zu begeg­nen eher gering ist, besteht Mrs. L auf einer peni­blen Rei­hen­fol­ge der auf­ge­häng­ten Küchen­uten­si­li­en über dem Herd.

Das ist inso­fern auch des­halb bemer­kens­wert, weil bei der Küchen­form und Grö­ße eine wie auch immer gear­te­te Anord­nung der ver­schie­de­nen Schöpf­kel­len, Schaum­löf­fel, Rühr­stä­be etc. pp., durch­aus ein Blick reicht, um die Gesamt­heit des Küchen­en­sem­ble zu überschauen.

Mein letz­ter Ver­such, in Allein­herr­schaft und unter Aneig­nung des Titels „Chef de Cui­sine“, die Befehls­ge­walt über die Anord­nung von Sup­pen­kel­len zu erlan­gen und gleich­zei­tig dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ich ja wohl die meis­te Zeit in der Küche ver­brin­ge, schlug indes fehl.

Mrs. L behaup­tet ohne wei­te­re Anmer­kun­gen, das mir sicher bekannt sei, dass der „Maît­re de Cui­sine“, also der Küchen­di­rek­tor, sich auch nicht mehr so oft in der Küche auf­hielt, aber letzt­end­lich dem Chef de Cui­sine über­stellt sei.

Seit­dem räts­le ich über die Pos­ten­ver­tei­lung bei uns in der Küche.

Novemberwetter untypisch

Ich weiß ja nicht ob der Novem­ber je eine schö­ne Sei­te gehabt hat, wenn aber, dann zeigt der Monat die im Moment. Bis­her war es nur “ein wenig frisch” hier im Sau­er­land und wir hat­ten für Novem­ber­ver­hält­nis­se viel Son­ne. Für Nicht-Sau­er­län­der: Ein wenig frisch bezeich­net die Tem­pe­ra­tur­span­ne von Null bis max. 5 Grad plus 🙂