Dr. h.c. Cäsar

Nicht erst seit der Pla­gi­ats­af­fä­re des ehe­ma­li­gen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters ist die Fra­ge berech­tigt, wie man zum begehr­ten Dok­tor Titel kommt, auch wenn das Füll­horn der Den­ker an einem vor­bei gegan­gen ist. Ganz ein­fach, mit Geld und einem Quent­chen kri­mi­nel­ler Ener­gie kann der begehr­te Titel bald auf der eige­nen Visi­ten­kar­te ste­hen. Die Sei­te titel-kaufen.de bie­tet nicht nur den Dok­tor Titel zum Kauf, es gibt auch das ver­pass­te Abitur oder einen aka­de­mi­schen Abschluss einer Uni­ver­si­tät zu erwer­ben. Natür­lich, die Sei­te ist ein Gag, inter­es­san­ter Wei­se schei­nen jedoch vie­le Leu­te die Sati­re nicht erkannt zu haben, nur so las­sen sich wohl die zahl­rei­chen Anfra­gen erklä­ren, die der Betrei­ber, natür­lich anony­mi­siert, auf sei­ne Sei­te gestellt hat. Kost­pro­be gefällig?

Aktu­ell höchs­ter Schul­ab­schluss: Dipl. ‑Ing. Bio Medi­zin­sche Technik
Natio­na­li­tät: Deutsch
Moti­va­ti­on für Titel­kauf: Anse­hen. Ich habe zusaetz­lich zum Stu­di­um auch noch eine 3 jaeh­ri­ge Aus­bil­dung als Phy­sio­the­ra­peut gemacht, auf­grund des­sen, ich im Aus­land schon sowie­so mit Herrn Dok­tor ange­spro­chen werde.
Gewünsch­ter Titel: Dr. oder Dr.-Ing.
Gewünsch­te Hoch­schu­le / Aus­s­bil­dungs­stät­te: eine deut­sche Hochschule
Lie­fer­ter­min: schnell wie moeglich
Ergän­zun­gen: bit­te schi­ken Sie mir eine email

Qualitätsfernsehen

Zwi­schen all dem Müll, den das deut­sche Fern­se­hen so lie­fert, ist doch die eine oder ande­re Per­le dabei, die es sich lohnt anzu­schau­en. Aller­dings wird es zuneh­mend schwie­ri­ger, gute Fil­me auch zu fin­den. Da heißt es dann: Zap­pen und zum Schluß doch wie­der bei einem der x‑ten Wie­der­ho­lun­gen des Tat­orts hän­gen zu blei­ben, oder bei tittelbach.tv nach zu schau­en. Der Jour­na­list Rai­ner Tit­tel­bach schreibt Rezen­sio­nen zu aktu­el­len Fern­seh­fil­men und Seri­en und erspart, wenn ich schon mal was sehen will, nerv­tö­ten­des Gezappe. 

Opa Sinn

Ich mag den Hans-Wer­ner Sinn ja irgend­wie. Er erin­nert mich immer an den Opa, der im Ohren­ses­sel lie­gend vom Krieg und von den Vor­tei­len einer Vier­lings­flak brab­belt. Und natür­lich hat auch Sinn etwas sagen, zur Atom­kraft näm­lich. Sei­ne mes­ser­schar­fen wis­sen­schaft­li­chen Ana­ly­sen beein­dru­cken eben­so wie sei­ne Zukunftsprognosen:

„Aber der Atom­strom hat den Vor­teil, dass er ste­tig fließt und nicht nur dann zur Ver­fü­gung steht, wenn die Son­ne scheint und der Wind weht […] Die Fran­zo­sen wol­len nun sogar ihre Autos mit Atom­ener­gie betrei­ben. Wenn Deutsch­land bei den Elek­tro­au­tos mit­macht, aber kei­ne Atom­au­tos will, muss es Koh­le­au­tos bauen.“ 

Quel­le

Internet Explorer 9

Der neue IE unter­stützt CSS 3, lese ich. Gilt wohl wie­der nur ein­ge­schränkt. Box-Shadow funk­tio­niert nicht. Scha­de, auch der neue Brow­ser aus dem Hau­se Micro­soft scheint wie­der mal nur die gro­ße Ner­ven­sä­ge für alle Web­wor­ker zu sein.

Jürgen Becker in Belecke

Humor und Reli­gi­on gehö­ren zusam­men. Das bewies Jür­gen Becker ges­tern in der Thea­ter­au­la Bele­cke mit sei­nem Pro­gramm: “Ja, was glau­ben sie denn?”
Das Lachen ist eine Fehl­in­for­ma­ti­on ans Gehirn, Tor­te auf dem Tisch ist nicht komisch, Tor­te im Gesicht schon. Becker spann­te geschichts­träch­tig in sei­nem zwei­stün­di­gen Solo­pro­gramm den Bogen vom Anfang der Reli­gio­nen über den frän­ki­schen König Chlod­wig, der nach dem Sieg bei Zül­pich zum katho­li­schen Glau­ben kon­ver­tier­te, über die Geschich­te des Islam und den Beginn des Mono­the­is­mus, und stell­te fest: “Am Ende des Jahr­hun­derts singt der Papst vom Minarett.”

Auch dem Wider­spruch der Reli­gi­on in sich nahm sich Becker an:
„Der Papst fährt einen Gelän­de­wa­gen mit einem Ter­ra­ri­um oben drauf. Der spricht von Gott­ver­trau­en, hat aber Panzerglas.“
Der Kaber­et­tist phi­lo­so­phier­te über die Leh­re des allei­ni­gen Got­tes als Aus­lö­ser für Strei­te­rei­en und klär­te auf:“ Mono­the­is­mus ist wie tau­send Fol­gen Lin­de­stra­ße nur mit Mut­ter Bei­mar. Das macht aggressiv.“
Das muss nicht sein, war­um um einen Gott strei­ten, wenn es viel schö­ner ist, meh­re­re Göt­ter zu haben?

Ein bun­ter, ver­gnüg­li­cher Abend, in des­sen Ver­lauf Becker ers­tens bewies, dass Reli­gi­on ohne Humor gefähr­lich ist und zwei­tens über­ra­schen­der Wei­se fest­stell­te, dass der Sau­er­län­der gar nicht so stur ist, wie es der Rhein­län­der annimmt.

Ach was

Die Ein­füh­rung des Bio­sprits E10 ist vor­erst gestoppt, die Ver­brau­cher sind nicht bereit das neue Ben­zin zu tanken.

[..]weil er zum Bei­spiel Alu­mi­ni­um-Tei­le im Motor angreift. Auch Treib­stoff­lei­tun­gen kön­nen durch E10 undicht wer­den und Ben­zin damit auf hei­ße Motor­tei­le gelan­gen und sich ent­zün­den. “Die ein­ma­li­ge Betan­kung mit E10 kann zu einem kapi­ta­len Motor­scha­den füh­ren”, sagt Peter Meintz vom ADAC Westfalen.

Man­che Leu­te sind aber auch kleinlich.

Randgruppe Adel

Nicht erst seit dem Rück­tritt des Karl Theo­dor Frei­herr von und zu Gut­ten­berg vom Amt des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters heu­te, wis­sen wir: Der Adel lei­det. Weni­ger an Schwund, denn an Repu­ta­ti­on und an sich selbst. Vom gemei­nen Volk belä­chelt, bewun­dert oder bestaunt, hat der Adel in auf­op­fern­der Wei­se bspws die von Thi­lo Sar­ra­zin emp­foh­le­ne Ener­gie­ein­spa­rung, bereits in ihren Schlös­sern umge­setzt. Das zumin­dest schreibt Grä­fin von Brühl in ihrem Buch: „Nobles­se obli­ge — Die Kunst ein adli­ges Leben zu führen.“

„Zahl­rei­che Adli­ge leben selbst­ver­ständ­lich und unver­dros­sen auf einem Schloss oder in einer stein­al­ten Burg. Ange­nehm ist das nicht immer. Wer sich nur ein ein­zi­ges Mal nachts bei eisi­ger Käl­te aus sei­nem war­men Bett über einen dunk­len, end­lo­sen men­schen­lee­ren Flur, vor­bei an rie­si­gen Ölge­mäl­den mit mar­tia­li­schen Jagd­sze­nen in das Bade­zim­mer gequält hat, um einen Schluck Was­ser zu trin­ken, möch­te nie wie­der mit einem Schloss­be­sit­zer tauschen.“

Abschied von der Haselnuss

Ob wohl dem WDR 4 die wer­be­re­le­van­te Ziel­grup­pe weg­stirbt? Heu­te Mor­gen im sonst so schla­ger­fes­ten Hör­funk­pro­gramm spiel­ten die ver­ant­wort­li­chen Mode­ra­to­ren jeden­falls Paul McCart­neys Mull of Kentyre.

Die Erklä­rung zur “sach­ten” Moder­ni­sie­rung des ange­staub­ten Sen­ders von deutsch­spra­chi­gem Lied­gut, geht wohl tat­säch­lich mit einer geän­der­ten Ziel­grup­pe ein­her und wird mit für Men­schen mei­nes Alters erschre­cken­der Logik begrün­det: Die Hörer des Sen­ders, die ins­be­son­de­re deut­sche Schla­ger zu ihren Favo­ri­ten gezählt hat­te, wird lang­sam durch die neu­en Alten ersetzt, die in ihrer Jugend eben eng­lisch­spra­chi­ge Titel gehört hät­ten, des­halb setzt der Sen­der ver­mehrt auch auf eng­li­sche Hits der sieb­zi­ger und acht­zi­ger Jahre.