Karfreitag abschaffen?

Z eit­ge­mäß ist heu­te so eine Flos­kel, womit alles erschla­gen wer­den kann. Nicht zeit­ge­mäß erscheint zum Bei­spiel eini­gen das Tanz — und Fei­er­ver­bot an Kar­frei­tag. Die Älte­ren erin­nern sich: Kar­frei­tag — also heu­te – ist der höchs­te katho­li­sche Fei­er­tag, an dem die Chris­ten das Lei­den ihres Got­tes­sohns am Kreuz geden­ken. An die­sem Tag herrscht Tanz­ver­bot in Deutsch­land. Obwohl föde­ral gere­gelt, ist man sich einig, von Grün­don­ners­tag­abend und den dar­auf­fol­gen­den Kar­frei­tag, Stil­le ein­keh­ren zu las­sen. Nach einer Umfra­ge des Por­tals You­Gov kann die Hälf­te der Befrag­ten mit dem Tanz­ver­bots am Kar­frei­tag nichts anfan­gen und befür­wor­tet eine Locke­rung des strik­ten Verbots.

Es mag am Alter lie­gen, aber fin­de, der Gesell­schaft täten ein paar Tage gut, an denen wir nicht arbei­ten soll­ten und an denen auch sonst Stil­le ver­ord­net ist. Als Agnos­ti­ker bin ich zwar nicht direkt den Direk­ti­ven der Kir­che unter­ge­ord­net, kann mich aber mit eini­gen Din­gen durch­aus anfreunden. 

Nun will die poli­ti­sche Jugend aller Cou­leur den Kir­chen die Stirn bie­ten und for­dert eine Abschaf­fung des Tanz­ver­bots. Begrün­dung: In einem säku­la­ren Staat hät­ten sol­che anti­quier­ten Rege­lun­gen nichts verloren. 

Die über­hol­te Sicht­wei­se der Kir­chen wäre nicht die der Gesell­schaft. Kon­se­quen­ter Wei­se muss den Befür­wor­tern einer Abschaf­fung natür­lich auch die Mög­lich­keit gege­ben wer­den, ihrer Erwerbs­tä­tig­keit nach­zu­ge­hen. Und genau das ist der Punkt: Alle, die sich für die Abschaf­fung des Tanz – und Fei­er­ver­bots aus­spre­chen, soll­te klar sein, dass die­ser dann im Lau­fe der Zeit als Fei­er­tag gestri­chen wird. 

Ähn­li­ches soll­ten übri­gens die Befür­wor­ter einer Laden­öff­nung an Sonn­ta­gen beden­ken. Ich befürch­te nur, soweit wird nicht gedacht. 

Die Bade­ner Lan­des­bi­schö­fin, Hei­ke Spring­hart argu­men­tiert, sie kön­ne die Fra­ge nach­voll­zie­hen, ob das Ver­bot noch zeit­ge­mäß sei, hal­te das Ein­hal­ten von stil­len Tagen aber für eine heil­sa­me Unter­bre­chung für die gesam­te Gesellschaft. 

Wohl wahr.

3 Comments

  1. Ich wet­te zudem, dass die meis­ten, die jähr­lich wie­der­keh­rend gegen das Tanz­ver­bot wet­tern, an die­sem Tag gar nicht hät­ten tan­zen wol­len, wäre es nicht verboten! 🙂

    1. Wenn es nur der Pro­test der Jugend gegen das Estab­lish­ment ist, kann ich es ja durch­aus ver­ste­hen, schließ­lich war ich als Jugend­li­cher auch gegen alles, was “von oben” bestimmt war. 🙂 Nach­den­ken über das, was ver­meint­lich zu Akti­vi­tä­ten zwingt, scha­det trotz­dem nicht. 

      Übri­gens waren es unter ande­rem die jun­gen Libe­ra­len, die zum Boy­kott des Kar­frei­tags auf­ge­ru­fen haben, das kann ich dann aus Sicht der Neo­li­be­ra­len wie­der nach­voll­zie­hen, denen berei­tet sicher ein Pro­duk­ti­ons­ru­he­tag kör­per­li­ches Unwohlsein. 🙂

  2. Hi Peter — erst mal fro­he Ostern ins Sauerland!
    Die­se blö­de Dis­kus­si­on, die so über­flüs­sig ist wie ein Furun­kel am Arsch gibt es doch jedes Jahr — und genau wie Clau­dia aus Ber­lin bin ich der Mei­nung, dass die meis­ten, die dafür sind, den stil­len Fei­er­tag abschaf­fen zu wol­len, gar nicht in die Dis­co gehen wol­len — es geht nur um’s Prin­zip, sich bloß nicht bevor­mun­den zu wollen.
    Zu dem ewig wie­der­keh­ren­dem The­ma hat­te ich schon 2013 was geschrieben:
    https://www.nerd-o-mania.de/wordpress/2013/04/sonntagsgedanken-warum-gibt-es-mecki-bei-den-chinesen-aber-mecki-bei-den-negerlein-nicht
    Kurz zusam­men­ge­fasst — Ich bin selbst nicht gläu­bi­ger Christ — eigent­lich glau­be ich an gar kei­nen Gott. Ich kann mich aber damit arran­gie­ren mal einen Tag im Jahr zu Hau­se zu blei­ben. CORONA — das war zum Zeit­punkt als ich den Bei­trag schrieb, noch gar kein The­ma — hat uns da weit mehr abver­langt. Haben wir aber auch über­lebt. Kei­ner weiß wie..
    Mei­ne Lösung: klar, lass ihn uns abschaf­fen. Dann wird der Kar­frei­tag eben wie­der ein ganz nor­ma­ler Arbeits­tag und das schö­ne lan­ge Wochen­en­de ist futsch. Und wer nach einem 12 Stun­den Arbeits­tag (mit Hin-und Rück­fahrt) noch Bock hat in die Dis­co zu schlur­fen, der kann das dann ja ger­ne tun.
    Wenn die­ser Vor­schlag kommt wer­den sicher alle, die unbe­dingt den Frei­tag Par­ty machen wol­len, den Schwanz einziehen..
    Ich fin­de, das ist die prag­ma­tischs­te Lösung.. 🙂
    Bleib gesund!
    Grü­ße aus­’m Pott
    P.

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