Eigentlich ist die Idee so neu nicht, sie wird immer dann publik, wenn es darum geht, Kriegsvorbereitung als Argument wirtschaftlicher Stabilisierung zu nutzen. Der Professor fordert massive Aufrüstung, um in Deutschland „wichtige Impulse zum Wachstum“ zu generieren.
Schularick spricht von Multiplikatoreffekt, die sich bei der Erhöhung der Militärausgaben im BIP-Wachstum zeigen würden und das eins zu eins. Die Konjunktur würde sich seiner Meinung nach schneller erholen und man könne mit dem Geld energieintensive Industrien und den Strukturwandel der Autoindustrie unterstützen.
Man muss nun kein Volkswirt sein, um zu erkennen, dass bei einer weitläufigen Anschubfinanzierung der Kriegswirtschaft am Ende nur einer gut verdient. Die Rüstungsindustrie würde sich auf Kosten der Steuerzahler eine goldene Nase verdienen. Unbestritten sollte Deutschland seien Verteidigungsstrategie überdenken und neu ausrichten; das hat aber weniger mit Geld zu tun, als mit dem Abbau bürokratischer Hürden.
Prof. Schularick gibt in Hinblick auf die Finanzierung einer Ausweitung der Militärausgaben die Empfehlung, die Verteidigungsinvestitionen über Kredite zu finanzieren, also die Schuldenbremse zu lösen. Eine Erhöhung der Militärausgaben bis zum Ende des Jahrzehnts auf 150 Milliarden Euro jährlich hält er für realistisch.
Er ist der Ansicht, dass „Deutschland ist heute zwar sozial vollumfänglich abgesichert, aber nur noch bedingt verteidigungsfähig“.
Dass zumindest das Unsinn ist, zeigen die Statistiken zur zunehmenden Altersarmut in Deutschland.
Natürlich kann der Staat als Auftragsgeber wichtige Impulse für die Wirtschaft setzen, ob das aber so nachhaltig ist, wie der Professor behauptet, darf hinterfragt werden. Letztendlich muss diese Summe vom Steuerzahler bezahlt werden und das geht nun mal nur mit massiven Steuererhöhungen.
D.h., auch wenn die Wirtschaft mit der Anschubfinanzierung „Kanonen statt Butter“ erst einmal die Auftragsbücher gefüllt hätte, ist der Multiplikatoreffekt in einer zunehmenden Kriegswirtschaft doch eher bescheiden. Die einzig vom Staat erworbenen “Produkte” würden zur Finanzierung Steuererhöhungen nach sich ziehen. Es sei denn, Deutschland könnte die Kriegsprodukte verkaufen, sozusagen als Waffenhändler Europas. Ansonsten ist der Effekt doch eher nur ein Strohfeuer, mit dem sich zumindest schon mal die Grünen anfreunden können.
Die Idee ist furchtbar (mir vor allem auch unsympathisch). Es gibt viele Bereiche, in die man zuerst investieren sollte. Man hätte das natürlich sogar schon viel früher machen müssen. Aber es lief ja alles so glatt (Merkel). Lieber konnte man die Friedensdividende für alle möglichen Projekte verplempern. Von den Effekten der Niedrigzinspolitik ganz zu schweigen. Andererseits müssen wir in dieser Ausgangslage in diesen unruhigen Zeiten mehr Geld für unsere Verteidigung ausgeben müssen. Nicht nur, weil das Ausland es von uns erwartet.