Kriegswirtschaft – Wohlstand für alle?

P rof. Moritz Schul­a­rick ist seit Juni 2023 Prä­si­dent des Kiel Insti­tuts für Welt­wirt­schaft (IfW Kiel), Volks­wirt­schaft­ler und beschreibt als Gast­au­tor im SPIEGEL, wie wir aus einer Sicht die sto­cken­de Wirt­schaft mit einer mas­si­ven Erhö­hung der Mili­tär­aus­ga­ben in Gang brin­gen können.

Eigent­lich ist die Idee so neu nicht, sie wird immer dann publik, wenn es dar­um geht, Kriegs­vor­be­rei­tung als Argu­ment wirt­schaft­li­cher Sta­bi­li­sie­rung zu nut­zen. Der Pro­fes­sor for­dert mas­si­ve Auf­rüs­tung, um in Deutsch­land „wich­ti­ge Impul­se zum Wachs­tum“ zu generieren. 

Schul­a­rick spricht von Mul­ti­pli­ka­tor­ef­fekt, die sich bei der Erhö­hung der Mili­tär­aus­ga­ben im BIP-Wachs­tum zei­gen wür­den und das eins zu eins. Die Kon­junk­tur wür­de sich sei­ner Mei­nung nach schnel­ler erho­len und man kön­ne mit dem Geld ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trien und den Struk­tur­wan­del der Auto­in­dus­trie unterstützen. 

Man muss nun kein Volks­wirt sein, um zu erken­nen, dass bei einer weit­läu­fi­gen Anschub­fi­nan­zie­rung der Kriegs­wirt­schaft am Ende nur einer gut ver­dient. Die Rüs­tungs­in­dus­trie wür­de sich auf Kos­ten der Steu­er­zah­ler eine gol­de­ne Nase ver­die­nen. Unbe­strit­ten soll­te Deutsch­land sei­en Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie über­den­ken und neu aus­rich­ten; das hat aber weni­ger mit Geld zu tun, als mit dem Abbau büro­kra­ti­scher Hürden. 

Prof. Schul­a­rick gibt in Hin­blick auf die Finan­zie­rung einer Aus­wei­tung der Mili­tär­aus­ga­ben die Emp­feh­lung, die Ver­tei­di­gungs­in­ves­ti­tio­nen über Kre­di­te zu finan­zie­ren, also die Schul­den­brem­se zu lösen. Eine Erhö­hung der Mili­tär­aus­ga­ben bis zum Ende des Jahr­zehnts auf 150 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich hält er für realistisch. 

Er ist der Ansicht, dass „Deutsch­land ist heu­te zwar sozi­al voll­um­fäng­lich abge­si­chert, aber nur noch bedingt verteidigungsfähig“.

Dass zumin­dest das Unsinn ist, zei­gen die Sta­tis­ti­ken zur zuneh­men­den Alters­ar­mut in Deutschland. 

Natür­lich kann der Staat als Auf­trags­ge­ber wich­ti­ge Impul­se für die Wirt­schaft set­zen, ob das aber so nach­hal­tig ist, wie der Pro­fes­sor behaup­tet, darf hin­ter­fragt wer­den. Letzt­end­lich muss die­se Sum­me vom Steu­er­zah­ler bezahlt wer­den und das geht nun mal nur mit mas­si­ven Steuererhöhungen. 

D.h., auch wenn die Wirt­schaft mit der Anschub­fi­nan­zie­rung „Kano­nen statt But­ter“ erst ein­mal die Auf­trags­bü­cher gefüllt hät­te, ist der Mul­ti­pli­ka­tor­ef­fekt in einer zuneh­men­den Kriegs­wirt­schaft doch eher beschei­den. Die ein­zig vom Staat erwor­be­nen “Pro­duk­te” wür­den zur Finan­zie­rung Steu­er­erhö­hun­gen nach sich zie­hen. Es sei denn, Deutsch­land könn­te die Kriegs­pro­duk­te ver­kau­fen, sozu­sa­gen als Waf­fen­händ­ler Euro­pas. Ansons­ten ist der Effekt doch eher nur ein Stroh­feu­er, mit dem sich zumin­dest schon mal die Grü­nen anfreun­den können. 

One Comment

  1. Die Idee ist furcht­bar (mir vor allem auch unsym­pa­thisch). Es gibt vie­le Berei­che, in die man zuerst inves­tie­ren soll­te. Man hät­te das natür­lich sogar schon viel frü­her machen müs­sen. Aber es lief ja alles so glatt (Mer­kel). Lie­ber konn­te man die Frie­dens­di­vi­den­de für alle mög­li­chen Pro­jek­te ver­plem­pern. Von den Effek­ten der Nied­rig­zins­po­li­tik ganz zu schwei­gen. Ande­rer­seits müs­sen wir in die­ser Aus­gangs­la­ge in die­sen unru­hi­gen Zei­ten mehr Geld für unse­re Ver­tei­di­gung aus­ge­ben müs­sen. Nicht nur, weil das Aus­land es von uns erwartet.

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