Die Kompliziertheit von Kriegen

D er inter­na­tio­na­le Gerichts­hof in Den Haag, Nie­der­lan­de, hat die Bun­des­re­pu­blik mit dem bean­trag­ten Haft­be­fehl gegen Isra­els Staats­chef Netan­ja­hu und Isra­els Ver­tei­di­gungs­mis­ter Yoav Gal­lant schwer in Ver­le­gen­heit gebracht. Deutsch­land müss­te, wenn der Haft­be­fehl gegen Netan­ja­hu rechts­wirk­sam ist, Isra­els Minis­ter­prä­si­dent bei Ein­rei­se auf deut­schem Boden ver­haf­ten las­sen und dem Gerichts­hof über­ge­ben. Die Vor­wür­fe gegen Netan­ja­hu sind ziem­lich hef­tig, schließ­lich ver­han­delt Den Haag aus­schließ­lich schwe­re Kriegs­ver­bre­chen wie Völ­ker­mord und Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit. Die Ankla­ge zählt nicht weni­ger als sie­ben Ankla­ge­punk­te. Die schwers­ten Vor­wür­fe sind dabei vor­sätz­li­che Tötung von Zivi­lis­ten und Völkermord.

Isra­el hat die Gerichts­bar­keit in den Haag sei­ner­zeit nicht aner­kannt, innen­po­li­tisch hat Netan­ja­hu nichts zu befürch­ten ein Haft­be­fehl hät­te nur sym­bo­li­sche Wir­kung. Wie die Bevöl­ke­rung Isra­els auf den Makel reagiert, einen mög­li­chen Kriegs­ver­bre­cher als Staats­chef zu haben, ist eine wei­te­re Fra­ge. Inter­es­sant ist, wie sich Bun­des­re­gie­rung zu einem mög­li­chen Haft­be­fehl stel­len wird, ins­be­son­de­re Frau Baer­bock, die nach eige­nen Anga­ben ja “aus dem Völ­ker­recht kommt“ und somit eine gewis­se Exper­ti­se mit­bringt, müss­te die unein­ge­schränk­te Soli­da­ri­tät mit Isra­el allei­ne schon auf­grund der Waf­fen­lie­fe­run­gen an Isra­el überdenken.

Für Deutsch­land kann das gan­ze ziem­lich unan­ge­nehm wer­den, soll­te die Tötung von Zivi­lis­ten, dar­un­ter vie­le Frau­en und Kin­der, durch deut­sche Waf­fen publik wer­den. Hät­te sich die Bun­des­re­gie­rung an die eige­ne poli­ti­sche Leit­li­nie gehal­ten, wäre der Bun­des­re­pu­blik wohl­mög­lich eini­ges erspart geblie­ben. So aber hat die Bun­des­re­pu­blik die Wahl zwi­schen Pest und Cho­le­ra. Erkennt sie den Antrag gegen Netan­ja­hu und sein Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Yoav Gal­lant, nicht an, wären sie in der EU iso­liert, oder aber der Inter­na­tio­na­le Gerichts­hof ist Geschich­te. Das wür­de bedeu­ten, dass Kriegs­ver­bre­cher zukünf­tig siche­rer füh­len würden.

Kei­ne Waf­fen an Kri­sen­län­der: das galt lan­ge als Grund­satz deut­scher Rüs­tungs­export­po­li­tik, offen­sicht­lich aus gutem Grund. 

Und — es gilt wie­der ein­mal die Direk­ti­ve, sich nicht in inner­po­li­ti­sche Ange­le­gen­hei­ten ande­rer Län­der einzumischen.

2 Comments

  1. War es denn nicht so, dass Deutsch­land gegen offi­zi­el­le Grund­sät­ze “Kei­ne Waf­fen an Kri­sen­län­der: das galt lan­ge als Grund­satz deut­scher Rüs­tungs­export­po­li­tik, offen­sicht­lich aus gutem Grund. ” immer schon ver­sto­ßen hat? Schließ­lich gab es nach mei­ner Beob­ach­tung immer Akti­vis­ten, die unse­re Waf­fen­lie­fe­run­gen mas­siv ange­pran­gert haben. Die mer­kel­sche Staats­rai­son mag gut klin­gen und gut gemeint gewe­sen sein, ob sie nach der Eska­la­ti­on im Nahen Osten noch sinn­voll genannt wer­den kann… ich weiß es nicht. Wahr ist, dass Isra­el schwe­re Schuld auf sich gela­den hat. Da gehts offen­bar nach dem Alten Tes­ta­ment. Längst war der Punkt über­schrit­ten, den die Welt­öf­fent­lich­keit noch hät­te dul­den kön­nen. Die Hamas wird von Isra­el ver­mut­lich nicht besiegt. Abge­se­hen davon wer­den die ver­üb­ten Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit dazu füh­ren, dass die Ter­ro­ris­ten kei­ne Nach­wuchs­sor­gen haben. Es ist alles ent­setz­lich verfahren.

  2. Ich den­ke, dass wir es uns nicht leis­ten kön­nen, Waf­fen in Kriegs­ge­bie­te zu lie­fern und uns welt­weit ein­zu­mi­schen. Wir müs­sen ja immer damit rech­nen, Kriegs­par­tei zu wer­den. Wir sind nicht pro­fes­sio­nell genug auf­ge­stellt, um mili­tä­risch ein­zu­grei­fen. Ich bin immer noch ein Befür­wor­ter einer euro­päi­schen Armee, aber nicht um welt­weit Kon­flik­te zu unter­stüt­zen, son­dern zu rei­nen Ver­tei­di­gung in Europa. 

    Wenn wir uns aber für eine deut­sche mili­tä­ri­sche Kriegs­be­tei­li­gung welt­weit ent­schei­den, müs­sen wir unse­re Armee auch ent­spre­chend per­so­nell und mate­ri­ell aus­stat­ten. Dann wird’s aber teuer.

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