Wildtiere bleiben, auch wenn sie als Haustiere gehalten werden, eben doch wilde Tiere. In einem Aquaristikgeschäft hatte die Inhaberin in einer Ecke ein großzügiges Terrain mit Teich und allerlei Pflanzen angelegt, in dessen Mitte ein Leguan auf einem Baumstumpf im Pflanzenlicht scheinbar regungslos vor sich hindämmerte.
Neugierig geworden trat ich an das Tier heran, nicht bemerkend, ob der fehlenden Einzäunung vermutlich in den Augen des Leguans eine Grenzverletzung begangen zu haben.
Bei näherer Betrachtung erwies sich die Echse als pfeilschnelles Tier, das meinen Rückzug weniger als Respekt vor dem eigenen Territorium, denn als Flucht auslegte. Den nachfolgenden Angriff konnte ich mittels Einkaufswagen deutlich bremsen, danach saß die Echse auf dem unteren Gitter des Einkaufwagen und blickte mich grimmig von unten durch die Gitter der oberen Hälfte an.
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Durch den Tumult aufmerksam geworden, eilte die Ladeninhaberin herbei um das Tier von hinten zu packen und dem Teich zu überordern. Auf meine Frage, ob das Tier nicht beiße, antwortete sie mit dem schönen Satz, der sonst nur von Hundebesitzern zu hören ist:” Nein, nein, der tut nix, sonst hätten wir den ja eingesperrt.”
Ein paar Wochen später war ich wieder in dem Geschäft und natürlich neugierig auf die weitere Entwicklung der wilden Reptilie. Das Leguangelände war verwaist, der Leguan weg. Auf meine Frage, was mit dem Tier sei, zeigte mir die Ladenbesitzerin eine unschöne ca. sieben Zentimeter große, vernarbte Bißwunde und bemerkte, sie hätte den Leguan nach wiederholtem Ausbruch angehoben, um ihn zurück zu tragen; er sei aber wohl etwas nervös gewesen und hätte seinen Unmut über diese Behandlung durch einen gezielten Biß kundgetan.