Nein, das war nicht der Jürgen Becker, der als politischer Kabarettist bekannt ist. Und es war auch nicht der Mann, der bei der Kabarettsendung Mitternachtsspitzen seinen Finger in gesellschaftlichen Wunden legt und Missstände mit einem Schlag Kölner Humor parodiert. Jürgen Becker gastierte gestern in Belecke in der Aula und wer vom Programmtitel „Volksbegehren“ auf eine kritische Aufarbeitung direkter Demokratie geschlossen haben sollte, der lag falsch.
In diesen zwei Stunden ging es um das angebliche Thema Nummer eins der Deutschen, es ging um Sex. Nun ist diese Thematik an sich schon dazu geeignet, eine Klamaukverantaltung zu werden; allen Mahnern zum Trotz – es blieb über der Gürtellinie.
Becker selber schien nicht allzu glücklich über das Programm; die immer wieder eines hilfreichen Blickes benötigte Inhaltsangabe zeugte von in kurzer Zeit Umgestricktem, wie Jürgen Becker auch freimütig bekannte.
Unwitzig waren die zwei Stunden nicht. Becker versteht es immer noch Wortwitz und rheinische Fröhlichkeit zu verbinden und letztendlich so etwas abstraktes wie die Parthenogenese der Blattlaus mit Marias Jungferngeburt überzeugend thematisch zu verbinden.
Wenn Becker dann die Welt erklärt, ist er in seinem Element. Allerdings und das ist neu; er driftete teilweise ab in den Klamauk.
Das ist bei ihm sogar unterhaltsam, dem breiten Kölner Idiom sei Dank. Wer Jürgen Becker allerdings als politische Kabarettisten kennt, der bemerkte schnell:
Der Rheinländer blieb gestern Abend hinter seiner Höchstform zurück. Die hat er immer dann, wenn es darum geht gesellschaftskritisch und berechtigt drauf zu hauen und wenn die Schmerzgrenze erreicht ist, das kölsche Humorpflaster zu verteilen.