Die unkritische Einstellung und teilweise Befürwortung der fast schon euphorischen Zustimmung zu dem Krieg in der Ukraine macht selbst vor Anleihen an den Nationalsozialismus nicht halt. Die französisch-israelische Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem schrieb in der Zeit einen bemerkenswerten Gastkommentar, in dem sie sich für einen totalen Sieg der Ukraine ausspricht:
„Ich wünsche mir einen totalen und vernichtenden Sieg für die Ukraine, und zwar aus mehreren Gründen[..]"
Die Wortwahl lässt aufhorchen. Datumsgleich vor 80 Jahren, am 18. Februar 1943, hielt Joseph Goebbels die berüchtigte Sportpalastrede, in deren Verlauf er die Deutschen auf den Krieg einstimmte und auf deren Höhepunkt die rhetorische Frage: “Wollt ihr den totalen Krieg?”, stand.
Ist die Sprache der Nationalsozialisten bereits wieder gesellschaftsfähig?
War das Unwissenheit von Frau Eva Illouz? Bei einer Professorin? Eine Intellektuelle, die so gar nichts von Goebbels berühmtester Rede mitbekommen hat? Oder war das Zufall? Hat sich Eva Illouz 80 Jahre nach der Sportpalastrede zufällig vergleichbar geäußert? Oder hat Frau Illouz einfach nur Unüberlegtes gesagt.
Sollte das ein Testballon dafür sein, was alles bereits wieder erlaubt ist? Soll die deutsche Bevölkerung auf eine Beteiligung als Kriegspartei eingestimmt werden? All das ist schwer zu glauben, aber dennoch vorstellbar.
Egal ob aus Dummheit oder Unwissenheit: Gruselig ist es schon, wenn der totale Sieg und die Vernichtung Russlands gefordert wird. Noch gruseliger ist es, wenn ein Teil nationalsozialistischer Sprache offenbar wieder gesellschaftsfähig geworden ist.