Das jüngste Netzkind wird flügge. Kurz vor dem offiziellen Teenageralter entdeckt sie die Annehmlichkeiten der Freiheit von Eltern, Großeltern und Großtanten und Onkel. Gleichzeitig ist die Verwandschaft allerdings für Fahrten zur nächsten Freizeitgestaltung aufgrund fehlender öffentlicher Verkehrsmittel unumgänglich. Als Sippe beheimatet in einem Dorf, ist die Auswahl und der Lerneffekt groß, wer als von uns als „Teenietaxi“ zu gebrauchen ist, und wen man als Pubertierende besser nicht um Chaufeursdienste bemüht, will man nicht Gefahr laufen, dass ebendieser sich als Helicopteraufpasser herausstellt.
Jedenfalls rief das jüngste Netzkind Mr. L auf dem Handy mit der Bitte um Fahrdienst zum Schwimmbad an. Mr. L war durchaus geneigt, da auch sie gerne schwimmen geht; sprach’s und wollte das Gespräch beenden, als aus der Leitung ein verschämtes, jedoch deutliches: „Ähhh“ erklang.
Auf Nachfrage gab das Netzkind zu verstehen, dass sie das für keine gute Idee hielt, da ein Treffen mit den Freunden mit einer erwachsene Aufsichtsperson eher „uncool“ sei. Mr. L versicherte sogleich, sie würde keinesfalls als Aufsicht fungieren und bot an, sich weitestmöglich vom jüngsten Netzkind entfernt im Schwimmbad aufzuhalten.
So ganz überzeugend war das Angebot nicht, letztendlich reichte wohl der Anschein der Obhut, um in der Gruppenhierarchie auf den letzten Platz zu fallen.
Es hätte auch nichts mit Mr. L zu tun, versicherte die Jüngste, aber wer in dem Alter von der erwachsenen Verwandtschaft begleitet würde, ist dann eben unten durch in der Gruppe. Der Hinweis in meine Richtung, dann von jemandem gefahren zu werden, der sicherlich mehr Verständnis für die Belange Frühpubertierender hätte, da mein „Aufpassen“ auf’s Kind regelmäßig damit endete, dem Kind aufgrund der prekären Verkehrssituation hier im Ländlichen einen Roller zu versprechen, wenn es erst das Alter dafür hätte, nützte auch nicht viel, ich hatte wirklich keine Zeit.
Der letzte Versuch ihrerseits, unbehelligt ins Schwimmbad zu kommen, ließ dann die Oma sofort aufspringen. Ich hatte ihr gesagt, wenn gar nichts funktioniert, lass einfach den Satz fallen: “Ok, wenn mich keiner fährt, dann trampe ich eben.“