Brief aus der Hölle

Brie­fe sind ja so etwas wie ein Spie­gel der See­le. Am 15.Oktober 1888 erhielt der Vor­sit­zen­de der Bür­ger­wehr von Whitecha­pel in Lon­don, Georg Lusk, einen schau­ri­gen Ein­druck davon, wie es um das See­len­heil des Man­nes bestellt sein muss­te, dem die Bür­ger­wehr seit Jah­ren hab­haft wer­den woll­te und der nie gefasst wor­den ist: Jack the Ripper.


Über­set­zung: Let­ters of Note

Lusk erhielt neben dem Brief eine klei­ne Schach­tel mit dem Inhalt einer hal­ben Niere. 

Computer am Handgelenk?

Natür­lich braucht man kei­ne Smart­watch, auch wenn Apple den Hype über den Mini­com­pu­ter mit der aktu­el­len sünd­haft teu­ren Kol­lek­ti­on ein­mal mehr ange­heizt hat. Es gibt aber noch ande­re Her­stel­ler. Sony bei­spiels­wei­se beweist nicht nur mit sei­nen Smart­phones, dass es durch­aus mög­lich ist, gute und schnel­le Han­dys zu bau­en, des­sen Innen­le­ben zudem in hoch­wer­ti­ge Gehäu­se inte­griert sind. Sony zeigt mit der aktu­el­len Smart­watch 3 sei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit auch auf dem Gebiet der schlau­en Uhren.

Ja, auch die Smart­watch von Sony ist eigent­lich nur eine Ver­län­ge­rung für das Smart­phone; sämt­li­che Mel­dun­gen gehen am Hand­ge­lenk ein, aller­dings muss in vie­len Fäl­len dann doch wie­der das Smart­phone her­aus­ge­holt wer­den. Immer dann, wenn der Sprach­be­fehl hakt, mel­det die Smart­watch näm­lich, dass die Anwen­dung am Tele­fon zu öff­nen ist.

In den meis­ten Fäl­len, ins­be­son­de­re bei kur­zen Nach­rich­ten, z.b. über whats­app funk­tio­niert die Sprach­steue­rung jedoch sehr gut.

Für Tech­nik und Sport­be­geis­ter­te ist das eige­ne GPS-Modul in der Uhr von Vor­teil, im Gegen­satz zu ande­ren Her­stel­lern ist so ein Mit­füh­ren des Han­dys beim Jog­gen unnötig.
Das Modul zeich­net die Stre­cke, die Geschwin­dig­keit auf und sen­det die Daten beim nächs­ten Kon­takt via Blue­tooth an das Han­dy. Auch der obli­ga­to­ri­sche Schritt­zäh­ler ist inter­es­sant und auch rela­tiv genau.

Eine Herz­fre­quenz oder Puls­mes­sung gibt es nicht; die Prä­zi­si­on hält sich, was man so liest, bei ande­ren Smart­wat­ches aller­dings auch in Gren­zen. Sehr prak­tisch sind die Erin­ne­rungs­funk­tio­nen, die eben­falls per Sprach­be­fehl ein­ge­ge­ben wer­den kön­nen. Zwin­gend ist neben einem Sony Smart­phone die App Android Wear, um über­haupt Kon­takt zum Tele­fon zu bekommen.

Alle wei­te­ren Apps las­sen sich über das Han­dy im Goog­le Store laden und im Anschluss mit der Smart­watch syn­chro­ni­sie­ren. Durch das eige­ne GPS Modul lässt sich die Uhr natür­lich auch als Mini-Navi ein­set­zen. Musik zu hören ist eben­falls mög­lich, dazu ist ein Blue­tooth fähi­ger Kopf­hö­rer nötig.

Fazit: Die Smart­watch 3 von Sony ist für Tech­nik – und Sport­be­geis­ter­te ein durch­aus nütz­li­ches Werk­zeug, das Spaß macht, zudem dien­lich und moti­vie­rend für Läu­fer sein kann.

Michel Houellebecq — Unterwerfung

Das nun aus­ge­rech­net der Erschei­nungs­tag des Romans mit der Ermor­dung der Jour­na­lis­ten in Paris auf einen Tag fiel, dafür konn­te nie­mand etwas, auch wenn es sicher eini­ge gibt, die in Hou­el­le­becq und sei­nem neu­en Buch zumin­dest ansatz­wei­se eine Art Pro­phe­zei­ung zusam­men fantasieren.

Wel­che Beweg­grün­de nun Michel Hou­el­le­becq für sein neu­es Buch „Unter­wer­fung“ hat­te, ist eigent­lich völ­lig egal, denn es ist so, wie ein gutes Buch sein soll: Nach drei Sei­ten ist der Leser mit­ten­drin in der Geschich­te, mit­ten­drin in Paris im Jah­re 2022, mit­ten­drin im Umbruch und mit­ten­drin in einem Regie­rungs – und Prä­si­den­ten­wech­sel, mit­ten­drin in einer Epo­che, in der die Tren­nung zwi­schen Kir­che und Staat auf­ge­ho­ben ist, mit dem Erge­nis eines isla­misch gepräg­ten Staats, mit­ten in Europa.

Was die Geschich­te auch span­nend macht, ist die Tat­sa­che, dass kei­ne gewalt­sa­me Über­nah­me durch den Islam statt­ge­fun­den hat (oder statt­fin­den wird, ganz wie man will, das Buch spielt ja in der nahen Zukunft), son­dern der demo­kra­ti­sche Pro­zess die revo­lu­tio­nä­re Umge­stal­tung Frank­reichs durch den Islam ermöglicht.

Das Buch ist auch kein islam­feind­li­ches Buch, denn Hou­el­le­becq lässt den Islam erst ein­mal die feh­len­de Ord­nung in Paris wie­der herstellen.

Die Kri­mi­na­li­tät geht zurück, die Arbeits­lo­sig­keit geht zurück, die Sau­dis pum­pen Mil­lio­nen in den Auf­bau isla­mi­scher Schu­len, Poly­ga­mie ist erlaubt. Der Prot­ago­nist, ein Hoch­schul­pro­fes­sor für Lite­ra­tur in Paris, kann dies alles haben und genie­ßen, aber nur als Kon­ver­tit; sozu­sa­gen eine Unter­wer­fungs­ges­te eines Man­nes, der ansons­ten auf­grund sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Bil­dung die Exis­tenz eines höhe­ren Wesens als nicht beweis­bar und somit irrele­vant erachtet.

Michel Hou­el­le­becq lädt den Leser auf eine bis­her noch nicht gedach­te Rei­se, genau­so span­nend, iro­nisch und wit­zig, wie erschüt­ternd und erschreckend.

Durch Facebook enttarnt

Inter­es­sant, in wie weit es Face­book ermög­licht, ziem­lich genau Infor­ma­tio­nen über Vor­lie­ben von Grup­pen herauszufinden.

Mit Hil­fe von Face­bok Gefällt-mir-Anga­ben auf den dazu gehö­ri­gen Pro­fi­len ist es „Zeit-Online“ gelun­gen ein doch recht ein­deu­ti­ges, wenn auch nicht reprä­sen­ta­ti­ves Bild von Pegi­da Anhän­ger aufzuzeichnen.

Dem­nach steht Pegi­da mit­nich­ten für die Mit­te der Gesell­schaft, wie deren Anfüh­rer immer so gern behaup­ten, son­dern für eine klei­ne Grup­pe meist Män­ner, die eher rech­tes Gedan­ken­gut pflegen.

Die Face­book­pro­fi­le der Anhän­ger zei­gen: „Pegi­da-Fans sind männ­lich, zwi­schen 25 und 49 Jah­re alt, sie leben in Sach­sen, waren bei der Bun­des­wehr, sind selbst­stän­dig, lesen die Bild-Zei­tung oder die Jun­ge Frei­heit und sind Anhän­ger der AfD oder von poli­ti­schen Grup­pen, die noch wei­ter rechts ste­hen. Sie machen ger­ne Par­ty, inter­es­sie­ren sich für Fuß­ball, Autos, Sex, Action­fil­me und Mario Barth.“

Das nennt man dann wohl Dekon­spi­ra­ti­on.

Tasker — nützliche Spielerei

Tas­ker ist ein mäch­ti­ges Werk­zeug für das Smart­phone, um Abläu­fe zu auto­ma­ti­sie­ren. Wer sein Han­dy kom­plett selbs­ge­steu­ert ver­wal­ten will, ist bei Tas­ker genau richtig.

Zwar dau­ert die Ein­ar­bei­tung etwas län­ger, jedoch ist es für den halb­wegs tech­nisch ver­sier­ten Lai­en mög­lich, ein­fa­che Anwei­sun­gen zu gene­rie­ren, um bspws. Wlan auto­ma­tisch orts­ab­hän­gig zu schal­ten oder die Kame­ra mit einem Schüt­teln des Smart­phones aufzurufen.

Mög­lich ist das alles, da das Smart­phone nicht nur ein Com­pu­ter mit enor­mer Rechen­leis­tung ist, son­dern auch noch über zig Sen­so­ren ver­fügt, die bei­spiels­wei­se eine Ortung erlau­ben. Mit Hil­fe von Tas­ker las­sen sich nun fast alle Sze­na­ri­en beschrei­ben und selbst­tä­tig regeln.

Das reicht von ein­fa­chen Auf­ga­ben, wie dem Wecker mit auto­ma­ti­scher Wet­ter­vor­her­sa­ge bis zu kom­ple­xen Aktio­nen, wie z.b. das auto­ma­ti­sier­te Regeln der Hel­lig­keit des Dis­plays, abhän­gig vom Lichteinfall.

Es gibt im Netz etli­che Bei­spie­le und fer­ti­ge Scrip­te dazu, natür­lich gibt es auch Foren zum The­ma. Mein Lieb­lings­bei­spiel einer Auto­ma­ti­sie­rung ist das eines Tech­nik­be­geis­ter­ten, der sich für sein Han­dy eine Eier­uhr gebas­telt hat, dazu die Koor­di­na­ten sei­nes GPS nutzt und damit den tat­säch­li­chen Sie­de­punkt von Was­ser bestimmt, um sich mit­tels einer For­mel die idea­le Koch­dau­er sei­nes Früh­stücks­eis vom Han­dy berech­nen zu lassen.

Kom­men­tar eines Mit­fo­ris­ten:“ You just made my day!“

Der Stehpisser

Franz Josef Wag­ner ist ja so etwas wie die letz­te Bas­ti­on zur Bewah­rung pri­mi­ti­ver Urtrie­be. Für alle The­men unter­halb der Gür­tel­li­nie ist er in der Bild Zei­tung zustän­dig. Und so hat er sich natür­lich auch zur Urteils­be­grün­dung des Düs­sel­dor­fer Gerichts zum Streit zwi­schen Ver­mie­ter und Mie­ter ob der rich­ti­gen Nut­zung der Toi­let­ten­schüs­sel, ste­hen­de oder sit­zend, geäußert.

Lie­be Stehpinkler,

ich bin einer und per Rich­ter­spruch darf ich es auch wei­ter sein. „Trotz der zuneh­men­den Domes­ti­zie­rung des Man­nes“ wie es in der Urteils­be­grün­dung heißt. Domes­ti­zie­rung bedeu­tet im Wort­sinn aus wil­den Tie­ren Haus­tie­re machen. Der Sitz­pin­k­ler ist ein ein­sa­mer Mensch. Er hockt auf der Toilettenschüssel.

Der Steh­pin­k­ler liebt es, sei­nem gol­de­nen Strahl nachzusehen.Natürlich gibt es ein paar Sprit­zer daneben.
Frau­en krei­schen auf.

Die­se gel­ben Fle­cken. Was für ein Tier. Er pin­kelt in sei­nem Bad wie Wöl­fe im Wald. Es riecht so scheuß­lich wie in einer Höh­le. Ich den­ke, wenn man den Mann zu einem Haus­tier umwan­deln will, ist er kein Mann mehr. Oder was für einen Mann wollt ihr, ihr Toi­let­ten­fa­na­ti­ke­rin­nen, ihr Roh­kost­le­rin­nen, ihr Yoga­leh­re­rin­nen, ihr Frau­en im Aus­drucks­tanz, ihr Töpferinnen?

Ein Mann, der im Ste­hen pisst, ist ein Mann, wie sein Urgroß­va­ter, sein Vater. Alle Män­ner pis­sen so. Ande­re Män­ner gibt es nicht. Quel­le: Bild

Was in Wag­ners Kopf los ist, weiß ich nicht, aber die Zustän­de in sei­ner Hose dürf­ten der Zustän­de in sei­nem Bade­zim­mer ähn­lich sein. 

Wenn Worte reden könnten

Jochen Malms­hei­mer
Wenn jemand nur einen Tisch und ein Mikro­phon benö­tigt, um eini­ge hun­dert Zuschau­er zwei Stun­den lang kurz­wei­lig zu unter­hal­ten, dann ist das ein Künstler.

In dem Fall, genau­er, ein Sprach­künst­ler — Jochen Malms­hei­mer stand auf der Büh­ne der Pader­hal­le in Pader­born und prä­sen­tier­te sein Pro­gramm: „Wenn Wor­te reden könnten.“

Der Ger­nespre­cher (Eigen­wer­bung) Malms­hei­mer spann­te dabei wort­reich einen Bogen von den Wid­rig­kei­ten des Lebens im Hier und Jetzt und Frü­her bis hin zu All­täg­li­chen und Kurio­sen, wie dem ein­zig gang­ba­ren Weg des unter Druck gera­te­nen Leims in der Tube – der, nach drau­ßen auf den Weg geschickt, sei­ner ein­zi­gen Bestim­mung nach­ge­hend das tut was er soll – kle­ben nämlich.

Lei­der nicht nur am Objekt, son­dern auch an den Fin­gern. In Ver­bin­dung mit glü­hen­den Ziga­ret­ten beschreibt Malms­hei­mer ganz neue Erfah­run­gen im Zusam­men­wir­ken von Leim und Glut.

Von der wun­der­sa­men Adhä­si­ons­kraft der berühm­ten Pril­blu­men, über einen Dia­log drei­er am Lei­nen­zwang lei­den­den Prot­ago­nis­ten, nebst Hund oder die in der Jugend gemach­te Erfah­rung in dunk­len Par­ty­kel­lern der sieb­zi­ger Jah­re mit­samt dem unge­sun­den Gemen­gen­la­ge von Lam­brusco und kalo­rien­rei­chem Nudel­sa­lat auf die phy­si­sche Beschaf­fen­heit — alles das mach­te Malms­hei­mer dem Publi­kum teil­wei­ser in schöns­ter Alli­te­ra­ti­on im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes und in unter­schied­li­cher pho­ne­ti­scher Aus­prä­gung begreif- und begrifflich.

„Das Geschäft des Spre­chens, von fast jeder­mann ahnungs- und scham­frei in einer jeg­li­chen Lebens­la­ge schwung­haft betrie­ben, ist ein kom­pli­zier­te­res, als man gemein­hin ahnen möch­te. Hier wird klar, warum.“

Jochen Malms­hei­mer ist ein wort­ge­wal­ti­ger Sprach­vir­tuo­se, den zu erle­ben nicht nur für Deutsch­leh­rer ein Ver­gnü­gen ist.