Kritik an den öffentlich Rechtlichen

S ich nicht mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten, war bis­her Cre­do für jour­na­lis­ti­sche Sorg­falt. Der 1995 ver­stor­be­ne Jour­na­list Hanns-Joa­chim Fried­richs präg­te die­sen Satz und erin­ner­te damit an die wich­ti­ge Rol­le des Jour­na­lis­mus als „vier­te Gewalt“ im Staat. Heu­te schei­nen das vie­le Redak­ti­ons­stu­ben nicht mehr so genau zu neh­men mit der jour­na­lis­ti­schen Sorg­falt, ins­be­son­de­re die Bericht­erstat­tung der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der erin­nern oft­mals stark an Meinungsmache. 

Sys­tem­pres­se nölen die einen, gekauf­te Medi­en die ande­ren. Dabei dürf­te zumin­dest eine Erklä­rung ziem­lich ein­fach sein: Die Zunah­me von pre­kä­ren Arbeits­ver­hält­nis­sen, Befris­tun­gen, „frei­en Mit­ar­bei­tern“ ist auch in der Pres­se­land­schaft ein gro­ßes The­ma und aus der sich erge­be­nen Situa­ti­on ist da ist es dann nicht mehr weit her mit der berühm­ten Pres­se­frei­heit. Man beißt nicht in die Hand, die einen füt­tert, zumal dann nicht, wenn die Hoff­nung auf einen Fest­ver­trag lockt. 

Die gro­ßen Medi­en und ins­be­son­de­re die Öffent­lich-Recht­li­chen Sen­der sind abhän­gig vom Main­stream, um nicht unter­zu­ge­hen. Der lässt sich leicht beein­flus­sen und da schließt sich der Kreis: Qua­li­tät weicht Quan­ti­tät und Ein­schalt­quo­ten bestim­men den Diskurs. 

Ins­be­son­de­re in Kri­sen­zei­ten lässt sich das nut­zen, z.B. um eine Bevöl­ke­rung auf Kriegs­kurs zu trim­men, wie die Kriegs­pro­pa­gan­da für Kin­der im Nach­rich­ten­dienst des ZDF im Netz anschau­lich dar­stellt, von der im Übri­gen nur eini­ge weni­ge berich­tet haben, so z.B. die Ber­li­ner Zeitung.

Es braucht da also kei­ne gro­ßen Anstren­gun­gen, um die Pres­se weit­ge­hend „gleich­zu­schal­ten“. Das was öffent­li­che Mei­nung vie­ler ist, dar­über wird geschrie­ben und zwar so, dass es mög­lichst Mei­nung vie­ler ist oder wird. 

Das die­se unkri­ti­sche Bericht­erstat­tung nicht nur denen auf­ge­fal­len ist, die gemein­hin als „Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und Putin Ver­ste­her“ geäch­tet wer­den, son­dern auch bei Mit­ar­bei­tern des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks auf Wider­stand stößt, lässt ein wenig hoffen. 

Auf der Inter­net­sei­te Meinungsvielfalt.jetzt haben Mit­ar­bei­ter des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks ein „Mani­fest” ver­öf­fent­licht, das in „teils deut­li­chen Wor­ten mehr inhalt­li­che Viel­falt for­dert und die von Anders­den­ken­den ablehnt.“

Dass die TAZ dabei die Bericht­erstat­tung mit der Über­schrift “Jam­mern am rech­ten Rand auf­macht“ ver­wun­dert nicht beson­ders, ist doch gera­de die TAZ von einer lin­ken, äußerst kri­ti­schen Tages­zei­tung zur Haus­pos­til­le der Grü­nen verkommen. 

Ob und in wie weit die Vor­wür­fe tat­säch­lich intern so zutref­fen, dass die Mei­nungs­viel­falt der Pres­se in eine Deu­tungs­ho­heit umschlägt, lässt sich zwar erah­nen, veri­fi­zie­ren lässt es sich frei­lich nicht; vie­le Mit­ar­bei­ter haben aus Angst vor den beruf­li­chen Kon­se­quen­zen anonym unterschrieben.

Ich fin­de aller­dings, dass auch das tief bli­cken lässt. 

One Comment

  1. Die Ver­su­che, Ein­fluss zu neh­men, machen doch sogar vor Pro­gramm­an­ge­bo­ten nicht halt, die mit Nach­rich­ten über­haupt nichts zu tun haben. Ich den­ke an “Die Anstalt” oder “Heu­te Show”. Außer­dem wird betreu­tes Den­ken auch beim “Tat­ort” immer stär­ker. Lei­der auch in ande­ren Kri­mis bei den ör. Wenn du die­se Bei­trä­ge gese­hen hast, weißt du genau, wo es lang geht oder — was immer häu­fi­ger wird — du schüt­telst mit dem Kopf und streichst die­se Ange­bo­te aus dei­nem Gedächt­nis. Gut, wenn es Leu­te bei den ör Medi­en gibt, die das auch Mist finden.

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