Ich weiß ja nicht ob der November je eine schöne Seite gehabt hat, wenn aber, dann zeigt der Monat die im Moment. Bisher war es nur “ein wenig frisch” hier im Sauerland und wir hatten für Novemberverhältnisse viel Sonne. Für Nicht-Sauerländer: Ein wenig frisch bezeichnet die Temperaturspanne von Null bis max. 5 Grad plus 🙂
Wer mit wem?
Die Ampelkoalition ist geplatzt, nach einer Vertrauensfrage im Januar sind Neuwahlen im März wahrscheinlich. Die spannende Frage dürfte sein, wer mit wem im Falle einer Neuwahl regieren wird, wenn die Ergebnisse so ausfallen, wie es in den Umfragen derzeit prognostiziert wird.
Demnach würde die CDU wohl den Anspruch einer Regierungsbildung unter dann einem Bundeskanzler Merz haben. Alleine regieren können sie vermutlich nicht. Mit einer Koalition der FDP kann die CDU nicht rechnen, nach jetzigen Umfragen würde die Partei an der 5%-Hürde scheitern. Die Grünen, die in Teilen ja immer wieder mit einer möglichen Koalition mit der CDU sympathisiert hat, würden nach heutigen Umfragen ebenfalls rein rechnerisch alleine nicht als Mehrheitsbeschaffer in Frage kommen.
Mit der nach heutigen Wahlumfrage zweitstärksten Partei im Bundestag, der AFD, könnte Merz zwar vermutlich eine Mehrheit im Bundestag erreichen, müsste jedoch seine „Brandmauer“ aufgeben. Mit dem BSW wird die CDU wohl eher nicht reagieren wollen. Bleibt die SPD, die vermutlich aber auch mit der CDU nicht über die Sitzmehrheit verfügen wird. Naheliegend ist also voraussichtlich nur wieder eine Dreierkoalition.
Schwarz-Rot-Grün unter einem Bundeskanzler Merz scheint bei einer Neuwahl im Frühjahr 2025 wahrscheinlich. Wäre in dieser Gemengelage eine stabile Regierung möglich?
Es bleibt spannend.
Zwei Unberechenbare
Wenn in drei Wochen die Präsidentschaftswahlen in den USA beendet sind, könnte es passieren, dass zwei der mächtigsten, reichsten zugleich skrupellosesten und unberechenbarsten Männer der Welt einen Machtstatus erhalten, den es vorher so nie gab.
Trump und sein Unterstützer Elon Musk.
Trump ist bereits ein Phänomen, er selber hatte vor einigen Jahren öffentlich bekundet, jemanden auf der Straße erschießen zu können; das Volk würde ihn trotzdem wählen. Was seinerzeit als derber Scherz aufgefasst wurde, ist heute Realität. Je mehr Trump sich als Beelzebub in der Öffentlichkeit geriert, desto mehr Zuspruch hat er. Er kann alles behaupten, alles sagen und alles machen, was ihm in den Sinn kommt, seine Fans jubeln ihm zu. Wird er gewählt, sitzt erstmals ein Präsident im weißen Haus, der sich wegen verschiedener Anklagen bereits vor Gericht verantworten musste. Ein Phänomen, das hier zu Lande, zumindest bisher – noch nicht denkbar ist. Es ist anzunehmen, dass er sich nach einer gewonnen Wahl mit einer Machtfülle ausstatten wird, die ihn zum Alleinherrscher über die Vereinigten Staaten macht, jedenfalls kann man das so aus seinen Äußerungen interpretieren.
Elon Musk hingegen hat bereits diese Macht. Durch sein Starlink Programm ist er praktisch Alleinherrscher über das Satellitennetzwerk. Glaubt man dem SPIEGEL ist ohne Musk die NASA nicht mehr in der Lage auch nur einen Satelliten ins All zu schießen.
Mit dem E‑Auto Tesla hat der Mann, der zwischen Genie und Wahnsinn schwankt, Zugriff auf all möglichenDaten, gespeist von 5Mio. Tesla weltweit. Und nicht nur das, er kann auch aktiv in die Technik seiner Autos eingreifen, vom Schreibtisch sozusagen.
Musk ist zudem im Besitz eines der mächtigsten Social-Media Plattformen. Bei X, früher Twitter, sind weltweit ca. 230 Millionen User täglich unterwegs. Elon Musk, der ein glühender Verehrer Donald Trumps ist und ihn auch unterstützt, hat bereits politische Ambitionen angemeldet, falls Trump am 5. November zum neuen Präsidenten der USA gewählt wird.
In dem Fall wären zwei Männer mit ungeheuer Macht ausgestattet. Der mächtigste Mann der Welt und der reichste Mann der Welt, beide mit einem gewissen Hang zu Unberechenbarkeit, Selbstverliebtheit und Exzentrik könnten dann nicht nur machen was sie wollen, es wäre in weiten Teilen auch noch demokratisch legitimiert.
Duo Allmächtig.
Bis das der TÜV uns scheidet (2)
Mrs. L senior, als Kriegskind geboren und somit nachvollziehbar mit einer gewissen Sparsamkeit ausgestattet, hatte also ein Auto gefunden. Mein Erstaunen wich beim Preis doch einer gewissen Skepsis. Besagtes Auto sollte für 2500 Euro den Besitzer, bzw. die Besitzerin, in dem Fall meine Mutter, wechseln.
Ja, auch ich habe bis etwa Mitte dreißig Autos gefahren, die kaum 1000 DM, später Euro gekostet haben. Aber erstens war ich seinerzeit gelenkig genug, um mich fast jedes Wochenende reparierend unter das Auto zu begeben und jung genug, um die zahlreichen technischen Ausfälle mit einer gewissen Gelassenheit hinzunehmen. Bei der Beauftragung für ein neues Auto hatte ich diese Kategorie Autos schlichtweg nicht gefunden. In der Annahme, dass es, bei Preisen von mehr als zehntausend Euro für zehnjährige Autos mit entsprechender Laufleistung, die Kategorie „2 Jahre TÜV, tausend Euro“ einfach nicht mehr gab. Da ändert auch die Aufstockung von Mrs.L senior auf knapp 3000 Euro nichts dran.
Jedenfalls fuhr ich mit Mrs.L senior an einem Samstagmorgen zum besagten Autohändler. Der Verkaufsplatz glich freilich eher einem Schrottplatz. Zahlreiche offensichtlich aus dem Verkehr gezogene Autos gaben sich ein Stelldichein. „Hier?“, rief ich vielleicht ein bisschen zu hysterisch beim Ankommen mit Blick auf die Reste automobiler Mobilität.
Das Objekt der Begierde entpuppte sich als 3o Jahre alter Golf mit einer Kilometerleistung jenseits von Gut und Böse. „Er läuft unrund“, bemerkte ich, was naturgemäß den Verkäufer zu einem: „Das kann nicht sein“, Ausspruch veranlasste und den Mitbewerber um das Auto in die Flucht schlug.
„Damit wirst du nicht glücklich“, wandte ich mich an Mrs.L senior. Meine Frage, ob wir nicht doch in einem Autohaus gucken sollen, beantwortete Mr.L Senior mit einem vernichtenden Blick und der verblüffenden Logik, das die Restlaufzeit eines Autos ja nicht unbedingt die zu erwartende eigene überschreiten müsste.
„Ich hätte da noch diesen Kleinwagen“, bemerkte der Verkäufer mit einem Daumenzeig nach hinten. Mit den Blicken dem Fingerzeig folgend sah ich ein über und über mit Grünspan bedecktes Fahrzeug unter einem Baum stehend. Etwas was Fotografen gerne fotografieren und in Ausstellungen mit „Vergänglichkeit“ untertitelt wird.
Der Mann nahm mich offensichtlich nicht für voll, soviel war klar. Meinen Blick richtig interpretierend beeilte er sich mit „Sie können ja erst mal gucken, hier ist der Schlüssel“, zu entgegnen.
Soviel Optimismus wollte belohnt werden. Siegessicher, dass das Auto keinen Mucks von sich geben würde, drehte ich den Zündschlüssel und – staunte nicht schlecht, der Wagen sprang an und lief auch noch ruhig.
Die Neugier überwand die Skepsis und bei näherer Betrachtung entpuppte sich der Kleinwagen zwar als innen und außen total versifft, aber rostfrei. Laufleistung und Alter — überraschender Weise passte das alles.
Auch die anschließende Probefahrt verlief zufriedenstellend. Nach dem Aushandeln einiger handelsüblicher Zusatzleitungen wie ein neuer TÜV-Stempel und Inspektion in Verbindung eines blitzsauberen Autos bei Übergabe, strahlte Mr.L senior zufrieden: „Siehst du, geht doch.“
Felder abgeerntet
Das Wetter ist wechselhaft und der erste Bodenfrost hat sich gemeldet. Wenn die Felder im Sauerland abgeerntet sind, der Rasenmäher verstummt ist, kündigt sich langsam die dunkle Jahreszeit an. Bis dahin hält die Natur aber noch ein paar schöne Bilder parat.
Goldener Oktober
So kann das Wetter weitergehen. Viel Sonne für’s Gemüt und die Solaranlage, nicht zu heiß und reiche Ernte.
Wahr & Unwahr
Wahr ist, dass der ehemalige CSU-Politiker Peter Gauweiler auf der Friedensdemo am 03. Oktober in Berlin eine Rede für den Frieden gehalten hat.
Unwahr ist, dass Anton “Panzertoni” Hofreiter den CSU-Mann einen ewig gestrigen Grünen genannt haben soll.
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Wahr ist, dass Multimillionär Friedrich Merz sich mehr Respekt für Besserverdienende wünscht.
Unwahr ist, dass der Kanzleranwärter Bürgerinnen und Bürger, die ihm die nötige Ehrerbietung darbringen, zu einem Rundflug in seinem Privatflugzeug einlädt.
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Wahr ist, dass die EU vermutlich ab November geltende Strafzölle von bis zu 35 Prozent auf chinesische E‑Autos einführt.
Wahr ist auch, dass ein Handelskonflikt mit China als wichtigster Hauptakteur in der globalen Liederkette für Elektronik, Maschinen und Textilien, vielleicht nicht die klügste Idee darstellt.
Unwahr ist, dass der Hauptgrund nicht der Schutz vor Billigimporten aus China ist, sondern damit das Ende des Verbrenners beschleunigt werden soll, da 30 Prozent der Ersatzteile für deutsche Autos aus China kommen.
Sofort, unverzüglich
Alle Jahre wieder zum Gedenken an Günther Schabowski, Sekretär des Informationswesens und der Mann der, eher unabsichtlich, zum Fall der Mauer beitrug.
Die erstaunliche Metamorphose der Grünen
Die Grünen sind in den Achtzigerjahren als neue Partei angetreten dessen Programmatik sich aus den Themen Pazifismus und radikaler Ökologie speiste. Positioniert als grundlegende Alternative zu den etablierten Parteien haben sich die Grünen in den Jahren immer wieder gewandelt. Mit dem Pazifismus war spätestens mit ihrem Vorsitzenden und späteren Außenminister Joschka Fischer Schluss, die Grünen bekannten sich seinerzeit zu militärischen Lösungen mit Waffengewalt.
Mehr und mehr passte sich die einzige Protestpartei an den Mainstream der etablierten Parteien an, zahlreiche Mitglieder des linken Flügels verließen daraufhin die Partei. Weitere Brüche war neben dem militärischen Einsatz im Kosovo, die Reformen zur Einführung von Harzt IV als Koalitionspartner unter einem Bundeskanzler Schröder und massive Eingriffe in die Bürgerrechte als Antwort auf die Terroranschläge vom 11. September 2001.
Eine weitere strategische Neuausrichtung vollzogen die Grünen nach Ende der Rot-Grünen Koalition etwa ab dem Jahr 2025. Als Oppositionspartei setzen sie ihren Fokus auf eine radikal ökologische Ausrichtung der Partei. Unterstützend für die Grünen hinzu kam die wissenschaftliche Erkenntnis des voranschreitenden Klimawandels.
In der Wirtschafts – und Sozialpolitik blieben die Grünen hingegen zurückhaltend, die Wahlergebnisse stabilisierten sich bei 10 Prozent der Wählerstimmen. Die Klientel der Grünen sind damals schon die Gutbetuchten und Besserverdienenden, meist in gesicherten Positionen im Staatsdienst.
Der größte Erfolg der Grünen war der Ausstieg aus der Atomenergie, der Erfolg wurde abgeschwächt, da ausgerechnet eine CDU-Regierung unter einer Kanzlerin Merkel den endgültigen Ausstieg aus der Kernkraft zementierte.
Im Jahr 2018 wurden Robert Habeck und Annalena Baerbock die neuen Shootingstars der Grünen. Mit der unkonventionellen Art beider Spitzenkandidaten erreichten die Grünen mit 14,7 Prozent bei der Bundestagswahl 2021 das beste Ergebnis in ihrer Geschichte. Habeck wurde Wirtschafts- und Klimaschutzminister, Annalena Baerbock fiel das Außenministerium zu.
Eine weitere Wandlung durchliefen die Grünen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Die einstigen Pazifisten waren nun, trotz aller Warnungen militärischer Fachleute, die lautesten Rufer nach militärischen Lösungen und Waffenlieferungen in ein Krisengebiet, etwas was sie noch einige Zeit zuvor vehement ausgeschlossen hatten.
Insbesondere dem Senkrechtstarter Robert Habeck wehte bald ein heftiger Wind entgegen. Mit dem vermurksten Heizungsgesetz zementierte der Wirtschaftsminister die Vorstellung einer Partei der Besserverdienenden. Außenministerin Baerbock fiel durch ihr unprofessionelles Verhalten als Außenministerin und ihre ständigen Apelle zur Lieferung von Kriegswaffen in die Ukraine auf.
Die angestrebe Transformation der Industrie verläuft ebenfalls mehr schlecht als recht. Hohe Energiepreise, Bürokratie und eine unsichere wirtschaftspolitische Ausrichtung lassen Unternehmen abwandern oder in die Insolvenz schlittern. Die Bundesrepublik befindet sich seit einigen Jahren in einer andauernden Wirtschaftskrise. Das dies nicht alleine Schuld der Grünen ist, ist ziemlich nebensächlich, es passte in die Erzählung von den Grünen als Wirtschaftskiller. Obendrein bediente die ehemalige Grüne Ulrike Herrmann das Narrativ vom grünen Phantasten in ihrem Buch vom Ende des Kapitalismus durch Verzicht.
Die Grünen haben ziemlich erfolgreich das darwinistische Prinzip der Anpassung für sich entdeckt. Der Rücktritt der grünen Parteispitze ist deshalb nicht verwunderlich, sondern offensichtlich Kalkül des grünen Wirtschaftsministers. Ricarda Lang und Omid Nouripour sind die Bauernopfer als Reaktion schlechter Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen im Osten der Republik.
Denn – nicht die grüne Parteispitze ist für das miserable Abschneiden der Grünen verantwortlich, sondern ihr Spitzenduo Habeck und Baerbock. Das lässt sich alleine aus der Tatsache ablesen, dass der gesamte Vorstand der grünen Jugendorganisation aufgrund der politischen Ausrichtung nicht nur ihre Arbeit hinschmeißt, sondern gar die Partei verlässt.
Habeck wird ein weiteres Mal die Grünen neu erfinden, die ersten Anzeichen sind mit der Auswahl der neuen Parteiführung um die Habeck Vertraute Franziska Brantner zu erkennen. Als weiterer Kandidat wird Felix Banaszak gehandelt, beide sind dem Realo Flügel zuzuordnen und sicher einer zukünftigen Koalition mit der CDU auf Bundesebene nicht abgeneigt.
CDU und Grüne verbindet inzwischen mehr als sie trennt und bei dem heißen Thema Asylpolitik haben die Grünen bereits mit der Reform des EU-Asylsystems GEAS und das Rückführungsverbesserungsgesetz ihre Bereitschaft zu weiterer Anpassung signalisiert. Die erste Annäherung an den feuchten Traum einer möglichen CDU-Regierung zeigten die Grünen bei Verabschiedung des Gesetzentwurfs zu anlasslosen Kontrollen mit der Erlaubnis der Durchsuchung angehaltener Personen.
Die Grünen werden unter Robert Habeck vermutlich weiter nach rechts rücken, wohl wissend, dass ihre Stammklientel, die heute in schicken Einfamilienhäusern mit Wärmepumpe im Keller, Solarkollektoren auf dem Dach und einem Elektro SUV vor der Haustür ihr Umweltbewusstsein vor allem damit pflegen auf dem Wahlzettel den Grünen ihre Stimme zu geben, auch das mitträgt.
Rumoren wird es weiterhin in der Partei, denn während die einen die ständige Anpassung der Partei als notwendig ansieht, sehen die anderen einen Verrat an den Idealen der Grünen.
Update: Der SPIEGEL zur Glaubwürdigkeit der Grünen. -> Robert Habeck: Der grüne Kettensägenmann