Der Kühlschrank

Pro­fes­sor Hans Wer­ner Sinn, einer der füh­ren­den neo­li­be­ra­len Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und bekannt für schlich­te Rezep­te zur Lösung aktu­el­ler wirt­schafts­po­li­ti­scher und beschäf­ti­gungs­po­li­ti­scher Pro­ble­me, mel­det sich wie­der zu Wort. Der umtrie­bi­ge Pro­fes­sor und Prä­si­dent des Ifo-Insti­tuts wur­de in den letz­ten Jah­ren nicht müde zu behaup­ten, dass bspws. die Löh­ne nach unten ange­passt wer­den müss­ten, um inter­na­tio­nal kon­kur­renz­fä­hig zu sein. Die Rea­li­tät sieht etwas anders aus. Vie­le der Unter­neh­men, die in Bil­lig­lohn­län­dern inves­tier­ten, keh­ren nun im gro­ßen Stil auf­grund man­geln­der Qua­li­tät, unzu­rei­chen­der Infra­struk­tur – oder ein­fach höhe­rer Prei­se zurück nach Deutsch­land.
Auch nach die­ser Fehl­ein­schät­zung ver­schwin­det der Pro­fes­sor nicht ein­fach aus Scham in die Ren­te, son­dern behau­pe­tet wei­ter­hin Abenteuerliches:

“Mit etwas mehr Unge­rech­tig­keit lebt es sich bes­ser. Etwas mehr Ungleich­heit in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung bewirkt auch für die weni­ger gut dabei Weg­kom­men­den letzt­lich einen höhe­ren Lebens­stan­dard, als wenn man ein ega­li­tä­res Sys­tem schafft, wo alle das Glei­che krie­gen und alle glei­cher­ma­ßen arm sind. Das haben wir doch im Sozia­lis­mus Ost­deutsch­lands pro­biert. Die Leu­te haben sich dar­über auf­ge­regt, dass Erich Hon­ecker einen Kühl­schrank hat­te — die aus­ge­leb­te Neid­prä­fe­renz ging so weit, dass eben kei­ner einen Kühl­schrank hatte.”


süddeutsche.de

Im Westen was Neues

Das neue Inter­net­por­tal derwesten.de der WAZ-Grup­pe ist gestar­tet. Ins­be­son­de­re die Ein­bin­dung der ver­blei­ben­den Lokal­re­dak­tio­nen ist eine inter­es­san­te Sache. Rund 800 Redak­teu­re erar­bei­ten die Inhal­te der Sei­ten. Alle Arti­kel haben eine Kom­men­tar­funk­ti­on, hier knüpft die Chef­re­dak­teu­rin Katha­ri­na Bor­chert kon­se­quent an die Eigen­schaf­ten der Web­logs an. Was Wun­der, ist sie doch als Lys­sa in der Welt der Blogs bekannt.

Unbequeme Wahrheiten

Man muss nicht alles rich­tig fin­den, was Alt Bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt in sei­ner Amts­zeit als akti­ver Poli­ti­ker zu ver­ant­wor­ten hat­te. Viel­leicht ist eini­ges, bspws. der NATO-Dop­pel­be­schluss, für den sich Schmidt maß­geb­lich ein­setz­te, auch nicht rich­tig ver­stan­den wor­den. Viel­leicht ist es aber auch ein­fach so, dass man als „Polit­rent­ner“ ohne Kon­ven­tio­nen, mit reich­lich­hal­ti­ger Erfah­rung auch da glaub­haft Kri­tik üben darf, wo die Schmerz­gren­ze des Kon­sens ansons­ten erreicht wäre. Hel­mut Schmidt im SPIEGEL zu mili­tä­ri­schen Aus­lands­ein­sät­zen und öffent­li­chen Ratschlägen:

„Was die inne­ren Ange­le­gen­hei­ten ande­rer Staa­ten betrifft, so hat unse­re Regie­rung weder den Rus­sen, noch den Ame­ri­ka­nern und schon gar nicht den Chi­ne­sen öffent­li­che Rat­schlä­ge zu geben. Seit wann wis­sen wir Deut­schen denn, was ein Rechts­staat ist und wie eine Demo­kra­tie zu funk­tio­nie­ren hat? Wo kom­men wir eigent­lich her? Wir kom­men von Adolf Nazi her, von Tirpitz, von Luden­dorff, von Wil­helm II., von Bis­marck. Und jetzt schwin­gen wir uns plötz­lich auf und beleh­ren Chi­na, wie es mit den tibe­ti­schen Bud­dhis­ten umzu­ge­hen habe?“

In Ostwestfalen

Wenn in einer ost­west­fä­li­schen Knei­pe Def­ti­ges zum Abend­brot ange­kün­digt ist und man fes­te­stellt das der Wirt in die­ser Knei­pe ob sei­ner Kör­per­fül­le quer durch die Tür gehen muss, soll­te man die Flucht ergrei­fen; oder einen guten Magen haben. Kon­fron­tiert mit Unmen­gen Kar­tof­feln jeg­li­cher Zube­rei­tungs­form, Schnitt­chen und hand­tel­ler­gros­sen Schnit­zeln, trie­fend vor But­ter, ist es rat­sam den gut­ge­mein­ten Rat­schlag vom Wirt: “Schnäps­gen danach”, anzu­neh­men, so man nicht plat­zen will. 

Hindenburg als Nußknacker

Mari­on Grä­fin Dön­hof erin­nert sich in ihrem Buch “Kind­heit in Ost­preu­ßen” an den dama­li­gen Gene­ral­feld­mar­schall von Hindenburg:

“Er war groß und schwer, ging ziem­lich steif mit merk­wür­dig kur­zen Schrit­ten und glich mit sei­nem Schnurr­bart eher einem Nuß­kna­cker, wie ich ihn ein­mal in einem Bil­der­buch gese­hen hat­te, als jenem göt­ter­glei­chen Hel­den mei­ner Vorstellung.”

Auszeichnung für Datenkraken

Vie­le hät­ten ihm es gegönnt, den­noch, Wolf­gang Schäub­le bekommt kei­nen Preis. Die Initia­to­ren des Big­brot­her Award, der Ver­ein zur För­de­rung des öffent­li­chen beweg­ten und unbe­weg­ten Daten­ver­kehrs e.V.” , die den Anti­preis bereits seit dem Jahr 2000 ver­ge­ben, begrün­de­ten ihren Ent­schluss mit der “[..] “Befürch­tung, dass Schäub­le die Ver­lei­hung des Big­Brot­he­rA­wards als beson­de­ren Ansporn ver­ste­hen könn­te, sei­nen Sicher­heits­extre­mis­mus noch zu ver­stär­ken”[…]. Vor dem Hin­ter­grund, dass Schäub­le nicht nur einen Drang zur Dra­ma­tur­gie, son­dern offen­sicht­lich den Bezug zur Rea­li­tät ver­lo­ren hat, ist die Ent­schei­dung nur all­zu verständlich.