Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Jonas Jonason erzählt die Geschich­te von Allan Karls­son, der als Exper­te für Spreng­stoff und Schnaps aus Zie­gen­milch, aus Rache an einem Fuchs, der sei­nen Kater getö­tet hat, eigent­lich aber nur die Hüh­ner fres­sen woll­te, sich selbst, den Fuchs und sein gesam­tes Hab und Gut mit­tels einer unter­schätz­ten Men­ge Spreng­stoff, viel­mehr den Lage­r­ort von noch mehr Spreng­stoff auf­grund sei­nes Alters von fast hun­dert Jah­ren, in die Luft spreng­te – und nur knapp über­leb­te, um an sei­nem hun­derts­ten Geburts­tag aus dem Fens­ter im Alten­heim zu klet­tern, in dem er seit Ver­lust sei­nes Hau­ses wohn­te – und verschwand.

Kom­pli­ziert? Nicht doch, das ist das ein­fa­che Ende der Geschichte.

Wenn der Autor erst ein­mal par­al­lel zu den Ereig­nis­sen, vom 02. Mai 2005, exakt dem hun­derts­ten Geburts­tag Allan Karls­sons, erzählt, wird’s rich­tig inter­es­sant. Der Hun­dert­jäh­ri­ge kann schließ­lich alle Grö­ßen die­ser Welt, von Sta­lin über Mao und sons­ti­gen Amt und Wür­den­trä­gern, zu sei­nen Freun­den oder zumin­dest Trink­kum­pa­nen zählen.

Der Hun­dert­jäh­ri­ge, der aus dem Fens­ter stieg und ver­schwand ist ein Roman, geschrie­ben aus Spaß am Erzäh­len, der Spaß am Lesen macht.

Zitate 2012

Zum Jah­res­en­de die Zita­te, die in bemer­kens­wer­ter Wei­se in die­sem Jahr hän­gen­ge­blie­ben sind.

„H. ist angeb­lich kom­plett ver­schlei­ert gese­hen wor­den, da wür­de selbst die Mut­ter sie nicht erkennen.“
— Der Express zum Fall einer ver­schwun­de­nen Türkin — 

„ Das Zel­len­git­ter war durch­ge­sägt, es muss davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Gefan­ge­ne das Gelän­de der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt ver­las­sen konnte.“

— Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um NRW in einer Stel­lung­nah­me zu einem Ausbruch — 

„ Deutsch­land ist ein­deu­tig ein Gewin­ner des Euro. Die Grie­chen­land Ret­tung kos­tet auch nicht unbe­dingt mehr Geld. Es gibt ledig­lich einen höhe­ren Finanz­be­darf auf der Zeitachse.“
— Finanz­mi­nis­ter Schäuble — 

“Nahe­zu jeder Spar­kas­sen­di­rek­tor in Nord­rhein-West­fa­len ver­dient mehr als die Kanzlerin.”
— Peer Steinbrück — 

Wichtige Fragen des Lebens

Es gibt kei­ne dum­me Fra­gen, nur dum­me Ant­wor­ten. Tat­säch­lich scheint es so zu sein, das es mehr Fra­gen als Ant­wor­ten gibt, gäbe es nicht das Inter­net. Die Sei­te gutefrage.net lis­tet alles auf, was der wiss­be­gie­ri­ge Nut­zer schon immer fra­gen woll­te, aber nie gewagt hat zu fra­gen. So hat sich bei mir die wich­ti­ge Fra­ge fest­ge­setzt, wie­so ich bei der Auto­wä­sche an der Tank­stel­le nach dem Vor­han­den­sein eines Heck­schei­ben­wi­scher am Auto gefragt wer­de und bei posi­ti­ver Ant­wort eine Plas­tik­tü­te mit­be­kom­me, die ich behän­de über den Wischer strei­fen soll. Tat­säch­lich habe ich, obgleich plat­zend vor Neu­gier, nie den Mut gefun­den, die freund­li­che Tank­stel­len­be­sit­ze­rin zu fra­gen, was für einen Zweck das Ein­pa­cken des Heck­schei­ben­wi­schers in Folie ver­folgt. Wäre es als Schutz­maß­nah­me für bswps. das Ein­sprü­hen mit Heiß­wachs gedacht, stell­te sich die Fra­ge nach dem Ein­satz natür­lich auch für die vor­de­ren Wischer.

Zuhau­se goo­gel­te ich schließ­lich den Sinn des ein­ge­pack­ten Heck­schei­ben­wi­schers. Zu mei­nem Erstau­nen wur­de ich sogar fündig:

„Es hat etwas mit der beson­de­ren Stel­lung des Heck­schei­ben­wi­schers zu tun, dass sich die Bors­ten ver­fan­gen kön­nen. Die­se Foli­en ver­hin­dern das.“

Der Ver­such aller­dings, mit mei­nem tief­grei­fen­den Goog­le Wis­sen bei mei­ner bes­se­ren Hälf­te zu glän­zen, geht regel­mä­ßig schief. Als ich mit stolz­ge­schwell­ter Brust und sie­ges­si­che­rem Lächeln die Fra­ge nach dem Plas­tik­über­zug stell­te, bekam ich die Ant­wort: „Natür­lich, damit er nicht von den Wasch­bürs­ten abge­ris­sen wird.“

Aus dem E‑Mail Kasten

Noch 3 Tage bis zum Weltuntergang

“Am 21. Dezem­ber 2012 endet der Maya-Kalen­der. Vie­le befürch­ten an die­sem Tag den Welt­un­ter­gang. Auf­grund der gro­ßen Nach­fra­ge bie­tet finanzen.de Ihnen die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit, sich in Höhe von 1 Mil­li­on Euro** gegen die Risi­ken des Welt­un­ter­gangs zu ver­si­chern. Sor­gen Sie jetzt kos­ten­los für das Ende der Welt vor und schlie­ßen Sie die finan­zi­el­le Lücke, die mit der tota­len Zer­stö­rung unse­res Pla­ne­ten entsteht.”

**Gilt nur für den tota­len Welt­un­ter­gang am 21.12.2012, d.h. ent­we­der die voll­stän­di­ge Ver­nich­tung des Pla­ne­ten Erde oder die kom­plet­te Aus­lö­schung der Mensch­heit bedingt durch eine Natur­ka­ta­stro­phe, ein kos­mi­sches Ereig­nis oder die Ein­wir­kung einer Gott­heit bzw. eines ande­ren höhe­ren Wesens. Fer­ner müs­sen in die­sem Rah­men alle Bank­kon­ten der finanzen.de AG und die juris­ti­sche Per­son als sol­che ver­nich­tet werden.

Mathematisch korrekt geschmückt

„Frü­her war mehr Lamet­ta“, mecker­te Opa Hop­pen­stedt in Lori­ots urko­mi­schen Stück „Weih­nach­ten bei Hoppenstedts.“

Klar, der öko­lo­gisch kor­rek­te Baum, ohne Lamet­ta aber poli­tisch kor­rek­tem Baum­schmuck mit acht Stroh­ster­nen und fünf Äpfeln, ist genau so häss­lich wie die kit­schi­ge Plas­tik­tan­ne, an der vor lau­ter Kugeln und Lamet­ta kein Grün am Baum mehr zu ent­de­cken ist.

Wer sich nun nicht sicher ist, wie­viel Baum­schmuck so eine Tan­ne geschmacks­ner­ven­tech­nisch ver­trägt, dem kann gehol­fen wer­den. Wie für so vie­les, gibt es auch für die Optik eines Weih­nachts­baums eine mathe­ma­ti­sche For­mel, mit deren Hil­fe sich die kor­rek­te Anzahl an Kugeln, Lich­tern und Lamet­ta für jeden Baum berech­nen lässt, um den Baum im rech­ten Licht erstrah­len zu lassen.
Auf die­ser Sei­te haben zwei Mathe­ma­tik­stu­den­ten der Uni­ver­si­tät von Shef­field, die For­mel in einen Web­kal­ku­la­tor gekippt, dem nur noch die kor­rek­te Anga­be der Gesamt­hö­he des Baums fehlt. Ist die­se ermit­telt und ein­ge­tra­gen, gib’s das kor­rek­te Ver­hält­nis von Kugeln, Lamet­ta und Lich­tern für den per­fekt geschmück­ten Tannenbaum.

Augen auf, trotz Müdigkeit

Ich hab‘ mich immer schon gefragt, wie wohl in der Poli­tik bei so vie­len ver­schie­de­nen Mei­nun­gen Kon­sens für einen trag­fä­hi­gen Kom­pro­miss her­ge­stellt wer­den kann. Der SPIEGEL schreibt dazu in der Aus­ga­be die­ser Woche:

“Müdig­keit macht Poli­tik erst mög­lich. […] Poli­tik ist ein ein­fa­ches Spiel: es sit­zen vie­le Men­schen um einen Tisch her­um, und am Ende gewinnt der, der am längs­ten wach bleibt.”

Bastelstunde

Für Bas­tel­freun­de lohnt der Klick auf die Sei­te ravensblight.com. Aller­lei zum Sel­ber­ma­chen aus Papier bie­tet die Sei­te für den Bast­ler. Alle Gegen­stän­de las­sen sich als Papier­bo­gen aus­dru­cken. Für die Fes­tig­keit lohnt es sich, den aus­ge­druck­ten Bogen auf Pap­pe zu kle­ben. Dann aus­schnei­den und zusam­men­kle­ben. Für Freun­de des schwar­zen Humors hat die Sei­te Bas­tel­bö­gen für Mini­sär­ge zum Sel­ber­ma­chen. Der Web­mas­ter, weil neu­gie­rig, hat den Sarg oben in aller Kür­ze der Zeit gefer­tigt. Das gan­ze geht natür­lich noch wesent­lich ordent­li­cher und mit Pap­pe ver­klebt, durch­aus als Behäl­ter, ent­we­der für einen maka­be­ren Scherz oder tat­säch­lich für die Beer­di­gung von Haus­klein­tie­ren brauch­bar. Auch als ulti­ma­ti­ve Mah­nung für was auch immer, dürf­te der Mini­sarg durch­aus dien­lich sein. 

Einzweckseiten

Neben den viel­fach über­frach­te­ten Web­por­ta­len, wo neben der Wer­be­ein­blen­dung in der Side­bar mehr Links unter­ge­bracht sind, als Wör­ter im Haupt­text sind, gibt es tat­säch­lich noch die ganz ein­fa­chen Sei­ten mit einer kla­ren Bot­schaft, ein oder zwei Bil­dern und ansons­ten nichts. Also so, wie mei­ne Gene­ra­ti­on vor 15 Jah­ren die ers­ten pri­va­ten Web­sei­ten mit HTML zusam­men­ge­bas­telt hat. Nun, die guten alten Zei­ten sind vor­bei, aber die ein­fa­chen Sei­ten gibt’s noch, bspws. die Sei­te, die eine der wich­tigs­ten Fra­gen kind­li­cher Wis­sens­neu­gier befrie­digt: Ist heu­te Weih­nach­ten?. Oder die nach der der­zei­ti­gen Anzahl von Men­schen im Welt­all. Ob es die FDP noch gibt, beant­wor­tet die­se Sei­te . Und wem das alles zuviel Non­sens ist, der folgt dem Rat der Sei­te: Soll ich ein Bier trin­ken gehen?
Quel­le: faz.net

Skyfall

„Wir sind uns noch gar nicht vor­ge­stellt wor­den“, bemerkt Bond fast am Ende des Films. „Ich hei­ße Money­pen­ny“, ant­wor­tet die Dame, die Bond am Anfang des Films ver­se­hent­lich fast getö­tet hät­te. Und wenn auch sonst zu wenig, hier blitzt er auf, der bri­ti­sche Humor:“ Da kann ich mich jetzt siche­rer füh­len, wenn Sie in den Innen­dienst gewech­selt haben“, bemerkt Bond trocken.

Es sind auch die klei­nen Din­ge, die die­sen Film zu einem ech­ten Klas­si­ker machen. Der 23. James Bond Film ist zugleich Jubi­lä­ums­aus­ga­be zu 50 Jah­re James Bond. 1962 star­te­tet mit “007 jagt Dr. No”, Sean Con­nery als Ur-007 in den Kinos. Und so sind als Remi­nis­zenz an die Bond Rei­he eini­ge klas­si­sche Ele­men­te in Sze­ne gesetzt wor­den, die der Nicht Bond Fan viel­leicht nicht auf den ers­ten Blick erken­nen mag, die den Bond Fan aber dafür umso mehr erfreu­en, wie bspws. den wohl­wol­len­den Blick an die Bar­kee­pe­rin, den berühm­ten Wod­ka Mar­ti­ni exakt geschüt­telt und nicht gerührt zu haben, oder Bonds Auto­wech­sel zum Klas­si­ker in der Bond Auto Rei­he, dem Aston Mar­tin DB 5, der erst­mals 1964 in “Gold­fin­ger” zum Ein­satz kam.

Gut das sind Klei­nig­kei­ten und natür­lich geht der neue Bond auch, oder trotz eini­ger Erin­ne­run­gen an 50 Jah­re 007 sei­ne eige­nen Weg – das war inso­fern mutig, als das der Film die­ses Mal an das Ver­gäng­li­che erin­nert, wel­ches im fort­ge­schrit­te­nen Alter Bonds als Ver­falls­gren­ze ob des lie­der­li­chen Umgangs mit dem Hel­den­kör­per daher­kommt und sich am, im Trai­ning aus der Pus­te kom­men­den Haupt­dar­stel­ler Dani­el Craig mani­fes­tiert. In “Sky­fall” fie­bert der Zuschau­er bis zum Ende mit, ob Bond mit der­art schlech­ter kör­per­li­cher Kon­sti­tu­ti­on und zit­tern­den Hän­den an der berühm­tem Walt­her PPK, tat­säch­lich in der Lage ist, die Böse­wich­ter der Welt zu besiegen.

Bond wäre nicht Bond, wenn das nicht gelän­ge. Und so ist “Sky­fall” zwar ein­mal mehr ein Action­film mit kla­rer Bot­schaft und Abgren­zung zwi­schen Gut und Böse, aber genau das erwar­tet der Zuschau­er ja auch vom Agen­ten sei­ner Majes­tät mit bri­ti­scher Cool­ness und maß­ge­schnei­der­tem Anzug.