Was Google weiß

Dass Goog­le unse­re Akti­vi­tä­ten im Inter­net auf ihren Ser­vern spei­chert, ist nichts Neu­es. Wie akri­bisch das Unter­neh­men vor­geht, ist zumin­dest für mich dann doch überraschend.
Mit ganz ein­fa­chen Mit­teln kann jeder zumin­dest sei­nen eige­nen Goog­le Account dazu bewe­gen, die gespei­cher­ten Daten zu präsentieren.

Ein Selbst­test brach­te Erstaun­li­ches zum Vor­schein. Mit­tels der frei im Inter­net erhält­li­chen Soft­ware Elcom­soft Cloud Explo­rer, die von Pro­fi­lern des BKA ger­ne genutzt wird, kann sich jeder über jede belie­bi­ge Per­son infor­mie­ren; es reicht ein Goog­le E‑Mail-Kon­to mit dem dazu­ge­hö­ri­gen Passwort.

Ich habe mir die Soft­ware als Demo­ver­si­on her­un­ter­ge­la­den. Sie funk­tio­niert zwar etwas ein­ge­schränkt, ist aber für ein anschau­li­ches Bei­spiel aus­rei­chend. Die Voll­ver­si­on kos­tet im Übri­gen um die 2000 Euro.

Das Pro­gramm ist selbst­er­klä­rend. Nach Down­load und Start weist man mit­tels E‑Mail und Pass­wort das Pro­gramm an, eine Moment­auf­nah­me der vor­han­de­nen Daten zu gene­rie­ren. Nach ca. drei Minu­ten prä­sen­tiert das Pro­gramm alle Book­marks, so Chro­me genutzt wird, natür­lich die auf­ge­ru­fe­nen Sei­ten, die Pass­wör­ter, die Chro­me gespei­chert hat und die Auto­fill Daten, das sind die Daten, die man über ein Web­for­mu­lar ein­gibt. Kre­dit­kar­ten­num­mern bei­spiels­wei­se. Wei­ter­hin spei­chert Goog­le die E‑Mail Kontakte.

Wei­ter geht die Daten­schnüf­fe­lei via Han­dy. Wer das Betriebs­sys­tem Android nutzt, von dem wird der kom­plet­te Ter­min­ka­len­der gescannt, ein­zel­ne Apps mel­den Goog­le ihre Akti­vi­tä­ten minu­ti­ös, die Auf­ga­ben­lis­te und Erin­ne­run­gen gehen eben­so an Goog­le wie Chat­pro­to­kol­le und Sprach­mus­ter. Last not least natür­lich die Geo­da­ten, d.h., ist das Han­dy an, weiß Goog­le in der Regel, wo sich der Besit­zer aufhält.

Der oft gehör­te nai­ve Satz: “Von mir kön­nen die alles wis­sen, ich hab’ nichts zu ver­ber­gen“, ver­kehrt sich damit ins Gegen­teil: “Wir wis­sen alles von Dir, aber Du soll­test eini­ges bes­ser verbergen.”

Mein Bewegungsprofil von 2015. Die einzelnen Standorte können minutiös abgerufen werden. Ohne GPS Verbindung meldet Android die Standortermittlung via Funkmasten an Google
Mein Bewe­gungs­pro­fil von 2015. Die ein­zel­nen Stand­or­te kön­nen minu­ti­ös abge­ru­fen wer­den. Ohne GPS Ver­bin­dung mel­det Android die Stand­ortermitt­lung via Funk­mas­ten an Google

Briefe der Weltgeschichte III

Es ist wohl schon ein paar Jah­re her. Der Dis­coun­ter Aldi hat­te eine neue Tee­sor­te ein­ge­führt. West­mins­ter Tee – schwarz. Theo Albrecht, Grün­der des Aldi Nord, berühmt berüch­tigt für sei­ne Spar­sam­keit, aber auch für sei­ne Weit­sicht und sei­nen Qua­li­täts­an­spruch war zu Gast bei sei­nem Freund Paul Fal­ke, Gesell­schaf­ter des Socken­im­pe­ri­ums Fal­ke in Schmallenberg.

Er hät­te, so wird berich­tet, eine neue Tee­sor­te bei Aldi Nord ein­ge­führt und wol­le nun wis­sen, wie die­se neue Tee­sor­te beim Kun­den ankä­me. Er möch­te nun Paul Fal­ke bit­ten, nach Ver­kös­ti­gung des Tees, ihm, Karl Albrecht, sei­ne Mei­nung ob des Geschmacks mitzuteilen.

In den nächs­ten Tagen wür­de Albrecht ihm eine Pro­be des neu­en Tees mit der Bit­te um sei­ne Mei­nung zukom­men zu las­sen. Tat­säch­lich bekam Paul Fal­ke in der nächs­ten Woche nicht etwa ein Päck­chen mit dem neu ein­ge­führ­ten Tee bei Aldi, son­dern ein Kuvert mit genau einem Tee­beu­tel und freund­li­chen Grü­ßen von Herrn Albrecht.

Ob die Geschich­te sich so zuge­tra­gen hat, ist nicht belegt, schön ist sie alle­mal. Ähn­li­ches hat sich jeden­falls in den USA im Jah­re 1964 zuge­tra­gen und ist zudem verifiziert.

Andy War­hol hat­te im Jah­re 1964 einer Toma­ten­sup­pe eines Dis­coun­ters in den USA zu unge­ahn­tem Ruhm ver­hol­fen, da er mit­tels Sieb­druck die Sup­pen­pro­dukt­pa­let­te künst­le­risch ins Licht der Welt gerückt hat­te. Der dama­li­ge Mar­ke­ting­lei­ter war davon so begeis­tert, dass er Andy War­hol neben einem Dan­kes­brief noch eini­ge Dosen Toma­ten­sup­pe zukom­men ließ.

Aus: Let­ters of Note — Brie­fe, die die Welt bedeuten

Morgen hör’ ich auf

Bas­ti­an Pas­tew­ka ist ein genia­ler Komi­ker. Mit arro­gan­ter Chuz­pe stol­pert er durch die gleich­na­mi­ge Fern­seh­se­rie, in der er sich selbst spielt und mit den Wid­rig­kei­ten des All­tags zu kämp­fen hat. In der Mini-Serie — Mor­gen hör’ ich auf — des ZDF spielt Pas­tew­ka einen Fami­li­en­va­ter, der auf­grund erdrü­cken­der Schul­den­last in ille­ga­le Geschäf­te abrutscht.

Die Dru­cke­rei, die er von sei­nem Schwie­ger­va­ter über­nom­men hat ist plei­te, der von Pas­tew­ka gespiel­te Herr Leh­mann weiß schon lan­ge nicht mehr, wie er sei­ne Rech­nun­gen bezah­len soll. Bis ihm die Idee kommt, sein Dru­cker­ta­lent dazu zu nut­zen, Geld zu dru­cken. Mit selbst gedruck­ten 50 Euro Schei­nen begibt er sich tags­über nach Frank­furt, um die­se beim Ein­kau­fen in sau­be­res Wech­sel­geld zu tau­schen. Schnell gerät er an Frank­furts Unterwelt.

Der ers­te Teil die­ser Mini­se­rie war gut. Man nimmt Pas­tew­ka den Wech­sel in die erns­te Rol­le ab, obschon Leh­mann immer auch ein biss­chen Pas­tew­ka ist – ein lie­bens­wer­ter Ver­lie­rer, der mit der ihm eige­nen Über­heb­lich­keit das Bemit­lei­den beim Zuschau­er erschwert. Die wei­te­ren Fol­gen, jeweils Sams­tags 21.45 Uhr im ZDF.

Zitate 2015

Wie bereits in den Jah­ren zuvor, die bes­ten Zita­te des Jahres.

„Ich fand das Pla­kat der CSU, „wer betrügt, fliegt!“ gut. Ich weiß nur nicht wo wir mit der gan­zen Bun­des­re­gie­rung hin sollten.“
— Gre­gor Gysi — 

“Wider­sprich nie Horst See­ho­fer. War­te eine Woche, dann macht er es selber.“
— Die hes­si­sche Lin­ken-Frak­ti­ons­chefin Jani­ne Wissler — 

“Wir sind nicht das Sozi­al­amt für die gan­ze Welt.“
— Der baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Horst Seehofer — 

“ Ein Teil die­ser Ant­wor­ten wür­de die Bevöl­ke­rung verunsichern.“
— Innen­mi­nis­ter de Mai­zie­re auf die Fra­ge was der Gefähr­dungs­grund zur Absa­ge eines Fuß­ball-Län­der­spiels war — 

“Frie­de sei­ner Asche.”
— Schlag­zei­le der TAZ zum Tod von Hel­mut Schmidt — 

Inside IS

Jür­gen Toden­hö­fer ist ein Mann mit vie­len Talen­ten. Er war Rich­ter, Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter, Vor­stands­mit­glied des Medi­en­kon­zerns Bur­da und Jour­na­list. Außer­dem hat Toden­hö­fer an die zehn Bücher geschrie­ben. Sein neu­es Werk heißt Insi­de IS – 10 Tage im isla­mi­schen Staat; der Titel ist dabei Pro­gramm. Toden­hö­fer bereist als Publi­zist durch den isla­mi­schen Staat bis Mossul.

Ein­zi­ge Sicher­heit wäh­rend sei­ner Rei­se ist eine vom Kali­fen des IS, Abu Bakr al-Bagh­da­di aus­ge­stell­te Urkun­de, die den Rei­sen­den siche­res und frei­es Geleit garan­tiert. Toden­hö­fer ist in der isla­mi­schen Welt als Kri­ti­ker impe­ria­lis­ti­scher Poli­tik bekannt. Vor­ab beschreibt Toden­hö­fer etli­che Inter­views via Sky­pe, allen vor­an mit dem deut­schen Kon­ver­ti­ten Chris­ti­an Emde, der sich jetzt Abu Qata­dah nennt.

Die lebens­ge­fähr­li­che Rei­se, die Toden­hö­fer zusam­men mit sei­nem Sohn unter­nimmt, endet nach zehn Tagen zurück in der Tür­kei. Toden­hö­fer beant­wor­tet mit sei­nem Erleb­ten die drän­den­den Fra­gen, die sich wohl jeder in der heu­ti­gen Zeit stellt: Wie mäch­tig ist der Isla­mi­sche Staat? Was treibt deren Gefolgs­leu­te zu den Gräul­ta­ten? War­um las­sen sich täg­lich Deut­sche und ande­re Natio­na­li­tä­ten als Kämp­fer für den IS ausbilden?

Ein span­nen­der Ein­blick in den All­tag einer Terrorgesellschaft. 

Plätzchenzeit

Dezem­ber ist Plätz­chen­zeit. Das ist zumin­dest in unse­rem Haus­halt unum­stöß­lich, sozu­sa­gen ein Naturgesetz.

Jedes Jahr Anfang Dezem­ber wer­den bei uns in der Küche bade­wan­nen­gro­ße Teig­klum­pen durch die Weih­nachts­plätz­chen­ma­schi­ne gequält, um als Spritz­ge­bäck auf dem Back­blech und ihrer und der Bestim­mung des Back­blechs fol­gend, im Ofen zu landen.

Im Anschluss wan­dern dann gefühl­te hun­dert­tau­send Stü­cke in Keks­do­sen auf den Dach­bo­den, wo sie vor gie­ri­gen Fin­gern ver­steckt ihr Dasein bis Weih­nach­ten wah­ren sollen.

Nicht mit mir, ich habe mir über die Jah­re akri­bi­schen Suchens ein intui­ti­ves Gespür für das Suchen und Fin­den von Weih­nachts­plätz­chen antrai­niert. Dach­te ich — ist aber falsch gedacht. Nach­dem ich auch in die­sem Jahr sämt­li­che Schach­teln auf dem Dach­bo­den geöff­net hat­te, mög­li­che gehei­me Ver­ste­cke gedank­lich auf die vor mei­nem Zugriff ent­zo­ge­ne Eig­nung durch­ge­gan­gen war gab ich auf.

Und war­te auf den über­rasch­ten Aus­ruf vom Dach­bo­den, meis­tens so um Pfings­ten: „Ach guck, hier sind ja noch Plätz­chen von Weih­nach­ten, die haben wir ganz vergessen.“ 

Tierisches

Und dann war da noch der Mann, der die Ret­tung eines koma­tö­sen Wel­len­sit­tich als Recht­fer­ti­gung für eine erheb­li­che Geschwin­dig­keits­über­tre­tung im Sin­ne des Not­stan­des vorhielt.

Der Schnell­fah­rer bestritt mit­nich­ten die über­höh­te Geschwin­dig­keit, war jedoch nicht bereit, eine Geld­bu­ße zu akzep­tie­ren, da er sei­ner Mei­nung nach im Not­stand nach §16 Ordungs­wid­rig­keits­ge­setz gehan­delt hatte.

Das sah das OLG Düs­sel­dorf anders; es folg­te der Ent­schei­dung der Vor­in­stanz und wies die Beschwer­de mit der Begrün­dung zurück, dass das Inter­es­se an der Sicher­heit für Leib und Leben von Men­schen (hier im Stra­ßen­ver­kehr) höher zu bewer­ten sei, als die Ret­tung eines ohn­mäch­ti­gen Wellensittichs.
[OLG 2 Ss (OWi) 97/90 — (OWi) 30/90 II]

Aus dem Fotofundus

Eine Foto­gra­fie ca. aus dem Jah­re 1920. Erstaun­lich, was damals schon alles mög­lich war. Das Foto beweist, dass es eben nicht auf Hig­hend Gerät­schaf­ten ankommt, um ein her­vor­ra­gen­des Bild zu machen. Die­se Auf­nah­me dürf­te mit
einer Fal­ten­balg­ka­me­ra auf einem Sta­tiv gemacht wor­den sein. Sehr schön der seit­li­che Licht­ein­fall vom Fens­ter, der das Bild her­vor­ra­gend in Sze­ne setzt, jedoch kei­nen Schat­ten wirft. Bei der Dame han­delt es sich übri­gens um Maria Lukas aus Uelde.

1920-xx  Maria Lukas aus Uelde

Schöne® Sorgen

Schön zu sehen, dass eine Mit­bür­ge­rin in Zei­ten fast stünd­lich schlech­ter Nach­rich­ten, die wirk­lich exis­ten­ti­el­len Nöte mal auf den Punkt bringt. So äußert eine Zuschaue­rin, die dem Trash­sen­der RTL II offen­bar ansons­ten nicht abge­neigt ist, ihren Unmut in einem Leser­brief an eine Programmzeitschrift:

„Ich kann die­se Fami­lie Geiss auf RTL II und in der Wer­bung schon seit lan­gem nicht mehr ertra­gen. Allei­ne das Rum­ge­kei­fe von ihr und das arro­gan­te Ver­hal­ten von ihm. Es wird Zeit, die­se Fami­lie von sämt­li­chen Kanä­len zu ver­ban­nen, damit end­lich Ruhe ist.“

Die Sor­gen möch­te ich haben.