Jenseits von Ede

Sich am Regie­rungs­ses­sel fest­zu­klam­mern, scheint Tra­di­ti­on zu sein in Bay­ern und vor allem in der CSU. Nun aber ist Stoi­ber der­art ange­schos­sen, dass er sich gezwun­gen sieht einen erneu­ten Antritt als Minis­ter­prä­si­dent in 2008 von der Stim­mung heu­te bei der Klau­sur­ta­gung abhän­gig zu machen. Aus­ge­rech­net eine Frau und dann noch rot­haa­rig könn­te dem­nach zum Fall­strick und Ende der Kar­rie­re des Edmund Stoi­ber bei­getra­gen haben. Was mögen sich die Obe­ren nach dem Mit­tel­al­ter gesehnt haben, damals wäre die Für­ther Land­rä­tin Gabrie­le Pau­li als Beweis der Hexen­kraft ein­fach gefragt wor­den, ob sie schwim­men kann.

Partygespräch

Sie: So, Sie sind also geschie­den, darf man fra­gen warum?

Er: Wir konn­ten uns nicht über das Fern­seh­pro­gramm einigen.

Sie: Das ist doch kein Grund, ich bin seit 40 Jah­ren ver­hei­ra­tet und wir hat­ten noch nie Streit über das Fernsehprogramm.

Er: Kunst­stück, bei ihnen gab es damals auch nur drei Programme.

Der Virus

Da hat es mich doch tat­säch­lich auch mal auf die Mat­te gewor­fen, ein Virus­in­fekt dia­gnos­ti­ziert die Ärz­tin. Drei Tage Fie­ber und das schlimms­te soll vor­bei sein. In den Tagen der Atta­cken des Virus zap­pe ich mich also, Lan­ge­wei­le genö­tigt, durch sämt­li­che Pro­gram­me die das Fern­se­hen so zu bie­ten hat. Mor­gens zei­gen die öffent­lich Recht­li­chen und die Pri­va­ten in selt­sa­mer Ein­tracht, wie geneig­te Hausfrau/Mann ohne Fett und mit viel Gemü­se angeb­lich lecke­re Spei­sen zube­rei­ten kann. Der Höhe­punkt ist ein Pseu­do- Koch, der aus­sieht wie ein Raver auf Ecsta­sy, der ein Hähn­chen mit Zitro­nen­gras einer alten Matrat­ze gleich voll stopft und dem Zuschau­er auch noch glaub­haft machen will, das kön­ne man essen.

Bei Pro sie­ben sind die Dino­sau­ri­er wie­der auf­er­stan­den, Die­ter Boh­len gibt bei RTL als Gum­mi­pup­pe sein Bes­tes. Auf RTL 2 läuft eine neue Staf­fel von Big-Brot­her, die sich nicht so sehr an den Kan­di­da­ten von den ande­ren Con­tai­ner­sen­dun­gen unter­schei­det son­dern dar­an, dass, um den Unter­hal­tungs­wert zu stei­gern eine Hälf­te der Grup­pe in einer Art Schwei­ne­stall für die Zeit der Begaf­fung woh­nen muss. Zwi­schen­drin immer wie­der Ver­kaufs­sen­dun­gen, wo das Pen­dant zum dick­li­chen Hol­län­der Har­ry sei­ne Schu­he aus­zieht, um zu bewei­sen, dass die ange­prie­se­ne Fuß­sal­be auch tat­säch­lich auf dem Auto­lack kei­ne Krat­zer hinterlässt.

Im Fie­ber­wahn wei­ter im Pro­gramm zap­pend ent­de­cke ich auf Sat 1 eine Per­son, des­sen Geschlecht ich nicht zuord­nen kann, auf einer Couch sit­zend und über irgend­et­was spre­chend, dass ich auch nicht zuord­nen kann. Im nächs­ten Kanal ist eine Mode­ra­to­rin zu sehen, die Son­ja heißt, die einen Mann befragt, der Axel heißt, der eine Freun­din hat, die Saskia heißt und die nun alle von­ein­an­der wis­sen wol­len wie das Kind heißt von dem es heißt, das es von kei­nem der Anwe­sen­den ist. Pro Sie­ben: ein mager­süch­ti­ger Mode­ra­tor, mit Namen Andre­as, kreischt hys­te­risch immer wie­der die Vor­zü­ge sei­nes Mode­ra­to­ren­le­bens ins Publi­kum, ins­be­son­de­re den Vor­zug, knall­oran­ge­ne Hem­den zu brau­nen Jacken und gestreif­ten Hosen anzie­hen zu kön­nen, ohne in eine Zwangs­ja­cke gesteckt zu werden.

Nach­mit­tags geben dann alle Kanä­le “ech­te Gerichts­ver­hand­lun­gen mit ech­ten Rich­tern und ech­ten Ange­klag­ten”. Der Fall mit der Par­ty im Zoo beim Tier­pfle­ger, des­sen Kum­pel sich total betrun­ken in das Affen­ge­he­ge auf­macht, um mit einem Schim­pan­sen Whis­key zu trin­ken, der­weil der Pfle­ger nichts gemerkt haben will, weil er zur Tat­zeit die Zoo­di­rek­to­rin vögelt, wird mir als war­nen­de Erin­ne­rung an nach­mit­täg­li­che Fern­seh­erleb­nis­se bleiben.

Nach drei Tagen schien der Virus bekämpft, das Fie­ber sank und ich träum­te davon, mit der 2200 Mann star­ken Besat­zung des Raum­schiffs Enter­pri­se im Kabel­netz los­zu­zie­hen, um neue Pro­gram­me zu erfor­schen, neue Sen­de­for­ma­te zu erkun­den und sämt­li­che Pro­gramm­di­rek­to­ren in fer­ne Gala­xien zu bea­men, wo sie gezwun­gen sind ver­eint vor einem 1200 Qua­drat­me­ter gro­ßen Bild­schirm den geball­ten Schwach­sinn den sie zu ver­ant­wor­ten haben per­ma­nent in einer Wie­der­ho­lungs­schlei­fe gucken zu müssen.

Katzenklappe

Wer Besit­zer einer Kat­ze ist kennt das: Zur nacht­schla­fen­den Stun­de möch­te das Tier raus in den Gar­ten. Mit per­ma­nen­tem Miau­en und Krat­zen am Woh­nungs­mo­bi­lar macht der Stu­ben­ti­ger auf sich auf­merk­sam, um auf Beu­te­zug gehen zu kön­nen. Das Pro­ze­de­re macht der Kat­zen­lieb­ha­ber eine Zeit lang mit. Irgend­wann ist aller­dings der gedul­digs­te Tier­freund der­art genervt, der Pfört­ner für die Kat­ze zu sein, dass er sich ent­schließt eine Kat­zen­klap­pe zu installieren.

Rein tech­nisch gese­hen ist so eine Kat­zen­klap­pe nichts ande­res als ein Loch in der Tür, des­sen Rah­men ein­her­geht mit einer Schwing­klap­pe aus Plas­tik, zwan­zig mal zwan­zig Zen­ti­me­ter groß. Durch die­se kann die Kat­ze jeder­zeit ins Haus oder aus dem Haus her­aus. Da die Kat­ze von Natur aus ein schlau­es Tier ist, wird sie inner­halb kür­zes­ter Zeit ler­nen, die Klap­pe mit dem Kopf oder mit der Pfo­te zu öff­nen und das ewi­ge Schar­ren zwecks Frei­gang entfällt.

Im Som­mer aller­dings kann es pas­sie­ren, dass Ihnen ihr Lieb­lings­tier näch­tens die Mäu­se durch die Kat­zen­klap­pe schleppt. Das allei­ne wäre nicht wei­ter schlimm, wenn das erwach­te Raub­tier einen Beu­te­platz hat, wo es die Mahl­zeit genüss­lich sezie­ren und fres­sen kann. Da die Kat­ze aber einem Spiel­trieb fol­gend ihre Beu­te an einen Ort brin­gen möch­te, wo sie mit dem Fang spie­len kann, kann es nach Inbe­trieb­nah­me der Kat­zen­klap­pe sein, dass der Kat­zen­freund des öfte­ren auf nächt­li­chen Mäu­se­fang in der Woh­nung gehen muss.

Das wie­der­um erfreut die Kat­ze, weil sie annimmt, dass Herr­chen aus rei­nem Spaß am Spiel nachts halb­nackt mit einem Kescher bewaff­net durchs Haus flitzt, um das Beu­te­tier zu fan­gen. Aus mei­ner eige­nen Erfah­rung kann ich sagen, dass ein ein­ge­schlepp­ter Maul­wurf nicht halb so viel der Anstren­gung bedarf, da er blind ist und wie ein Spiel­zeug­au­to mit ein­ge­bau­tem Sen­sor die Rich­tung wech­selt, sobald er irgend­wo anstößt. Es bedarf also nur einer kur­zen Wahr­schein­lich­keits­be­rech­nung, um sich in die rich­ti­ge Posi­ti­on zu bege­ben und das Vieh mit­tels Eimer ein­zu­fan­gen. Wenn Sie dann noch ihren Nach­barn ärgern wol­len, las­sen sie den Maul­wurf auf sei­nem gepfleg­ten Rasen laufen.

Aber zurück zur Kat­zen­klap­pe. Das Teil ist aus Plas­tik und sitzt mit­tels zwei­er ange­gos­se­nen Bol­zen in ent­spre­chen­den Boh­run­gen in einem Rah­men unten in der Tür. (Nur wenn sie alles rich­tig gemacht haben, soll­ten sie ein Loch oben in die Tür gesägt haben, emp­fiehlt sich die Hal­tung von flie­gen­dem Getier)

Die­se Klap­pe wird natür­lich auf die Dau­er arg bean­sprucht. Zu Anfang mit aller gebo­te­nen Vor­sicht, wird das Fell­bün­del schon bald einer Toma­hawk gleich durch die Kat­zen­klap­pe schie­ßen, zumal, wenn zwei Kat­zen das Haus bewoh­nen und die bei­den sich gegen­sei­tig jagen. Die Plas­tik­klap­pe fliegt also irgend­wann mit lau­tem Knall bis in die Wasch­kü­che und das Kat­zen­vieh guckt so ver­stört, als ver­mu­te es ein noch grö­ße­res Tier hin­ter sich in den Kel­ler schießen.

Kurz und gut, fort­an haben Sie ein Loch in der unte­ren Hälf­te der Kel­ler­tür und wenn es nicht gera­de Som­mer ist, zieht’s aus jenem Loch wie Hecht­sup­pe. Eile ist also gebo­ten den Scha­den mit­tels Kauf und Ein­bau einer neu­en Kat­zen­klap­pe zu behe­ben. Mei­ner bes­se­ren Hälf­te sei Dank, her­aus­ge­fun­den zu haben, dass es die Plas­tik­klap­pe auch ein­zeln zu kau­fen gibt, ohne den Rah­men neu zu gestal­ten. Wenn ich gezwun­gen wäre, vier mal im Jahr ein neu­es Loch in eine Metall­tür für eine Kat­zen­klap­pe zu sägen, könn­ten wir die Tür gleich auf­las­sen, das wäre auf die Dau­er billiger.

Schneckenplage

Jetzt wo der Som­mer zu sei­ner Nor­ma­li­tät deut­schen Wet­ters zurück­kehrt, zeigt sich eine Tier­art in sei­ner gan­zen Popu­la­ti­ons­dich­te beson­ders fies. Sty­lom­ma­to­pho­ra, die gemei­ne Nackt­schne­cke. Armee­gleich wan­dern die Vie­cher durch die Gär­ten, um bun­te Pflan­zen in kür­zes­ter Zeit in Stän­gel zu ver­wan­deln, die bes­ten­falls noch als Stroh­halm taug­lich sind, so sie denn innen hohl wären.

Leben und leben las­sen, ist eigent­lich einer mei­ner weni­gen Grund­sät­ze. Beim Anblick hun­der­ter die­ser Vie­cher, die aus­se­hen, wie ein Stück Fäka­lie auf Wan­der­schaft, hader­te der Tier­freund in mir aller­dings mit mei­nem Killerinstinkt.

Was also macht man mit Hun­der­ten von die­sen Vie­chern? Im Grun­de war mir die­se Fra­ge bis zu dem Zeit­punkt der Gefahr des Aus­rut­schens auf der Trep­pe ob der Hun­dert­schaft der schlei­mi­gen Bies­ter, völ­lig egal. Aber jetzt reich­te es wirk­lich. Ein Bekann­ter von mir, den ich bei ähn­li­chen Gele­gen­hei­ten bereits erfolg­reich um Rat gefragt habe, emp­fahl mir die Hal­tung einer Tier­art, die sich Lauf­enten nen­nen. Ein­ge­denk der Tat­sa­che, dass unser Kater sei­ne hel­le Freu­de an Vogel­vie­chern aller Art im Gar­ten hat, muss­te eine ande­re wirk­sa­me Waf­fe gegen die Her­scha­ren von Schne­cken her.

Ich zog kurz den Ein­satz eines Bun­sen­bren­ners in Erwä­gung, zum hel­len Ent­set­zen mei­ner Frau, die mich dar­an erin­ner­te, dass bei einem der letz­ten Ein­sät­ze des Flam­men­wer­fers zur Unkraut­be­kämp­fung, fast der hal­be Gar­ten abge­fa­ckelt war. Ein letz­tes Mit­tel woll­te ich noch pro­bie­ren. Die von vie­len Hob­by­gärt­nern hoch geprie­se­ne Bier­fal­le, von des­sen Wirk­sam­keit ich nicht über­zeugt war. Denn, vor­aus­ge­setzt die­se Bies­ter wür­den tat­säch­lich auf den Geruch von Bier abfah­ren, wie­so soll­ten gera­de die­se Schne­cken, die bedingt durch ihren zähen Schleim theo­re­tisch in der Lage sind ein Hoch­haus zu erklim­men, auf der Innen­wand eines klei­nen Plas­tik­ei­mers abrut­schen, ins Bier fal­len und ersaufen?

In mei­ner Ver­zwei­fe­lung war ich aller­dings gewillt jeden noch so kurio­sen Trick zu pro­bie­ren, allein schon um dem Umstand zu ent­ge­hen, jeden Abend auf Geheiß mei­ner bes­se­ren Hälf­te sämt­li­che Blu­men­töp­fe auf den Dach­bo­den in uner­reich­ba­rer Wei­te für die Schne­cken zu schlep­pen. Gesagt getan, ich hub also ein wenig Erde an einer der schne­cken­reichs­ten Stel­len im Gar­ten aus, füll­te einen klei­nen Plas­tik­ei­mer halb­voll mit Bier und setz­te ihn eben­erdig in das Loch. Und tat­säch­lich, am nächs­ten Mor­gen befand sich in dem Eimer mehr als zwan­zig Schne­cken, ersof­fen im Alt­bier. Die Erklä­rung für das Able­ben der Schne­cken konn­te also nur sein, dass sie kopf­über in den Eimer zum Bier krie­chen und solan­ge davon kos­ten, bis sie dur­te­lig in das Gesöff fal­len. Gut, dass unser­ei­nem das Bier in Glä­sern aus­ge­schenkt wird. Wär’ auch kein schö­nes Bild, eine The­ken­rei­he von Män­nern, kopf­über, ersof­fen in Eimern aus Bier 😉

Denglish

Exel­len­te Freeri­de Bin­dung mit stark unter­stüt­zen­der Base und Hi-Back. Asy­m­e­tri­sche Fuß­schlau­fen sor­gen für ein per­fek­tes Flex/Support Ver­hält­nis in jeder Situa­ti­on.” Hä? Aus­ge­rech­net auf einer Sei­te mei­nes Kum­pels lese ich die­sen Wer­be­text, von dem ich annahm, dass es sich um Real­sa­ti­re han­delt. Weit gefehlt. Auf Nach­fra­ge erhal­te ich zur Ant­wort, dass die­ser Kau­der­welsch Begrif­fe aus dem Sport ent­hält, die zum nor­mal sprach­li­chen Umgang der Sze­ne gehört, die zu der jung dyna­mi­schen Ziel­grup­pe zählt.

Salz­stan­gen heis­sen jetzt Salt­letts, wobei ich nicht weiss, zu wel­cher dyna­mi­schen Ziel­grup­pe Leu­te zäh­len, die Salz­stan­gen kau­fen. Mich juckt es ja enorm, die Ver­käu­fe­rin im Laden zu fra­gen: “Sagen sie, wo sind denn hier die Salt­letts ?” War­schein­lich wür­de sie den­ken, ich wäre betrunken.

In Bele­cke pro­du­ziert eine Fabrik Roh­re, am Fir­men­ge­bäu­de der neu­en Hal­le steht in gro­ßen Buch­sta­ben: “Twin Pipes”. Ja und nun? Zwil­lings­pfei­fen, oder was? Was wol­len uns die­se Pfei­fen, äh Wer­be­tex­ter damit sagen? Ste­cken da jetzt zwei Flö­ten im Rohr? Von einer hier nicht näher genann­ten Bau­spar­kas­se gibt es ein Heft mit Tipps rund ums Haus. Das Ding hieß Mosa­ik, was blöd genug war, denn der Titel erin­ner­te mich immer an eine Rom­mé­run­de mit alten Damen. Das hat­ten sich wohl auch eini­ge jun­ge krea­ti­ve Tex­ter gedacht und tauf­ten das Heft um in “House and more”. Den Machern die­ses Blat­tes hät­te ich ger­ne einen eben­so krea­ti­ven Leser­brief geschrie­ben, aller­dings war ich ers­tens zu faul und zwei­tens hät­ten die Redak­teu­re wahr­schein­lich mei­nen Brief mit der Bemer­kung: Umsonst lesen und dann auch noch meckern, abgedruckt.

Dass an einer Rüt­he­ner Tank­stel­le im Ein­gang “open” steht, hal­te ich nun auch nicht mehr für einen Recht­schreib­feh­ler, es kann ja sein, dass die Ziel­grup­pe jun­ger dyna­mi­scher GTI- Fah­rer mit dem Begriff “geöff­net” nichts anzu­fan­gen weiß und vor­bei­fährt. Schön auch der Wer­be­text an einer Par­fü­me­rie: Come in and find out. Komm rein und fin­de raus? Ist in dem Laden viel­leicht ein Irr­gar­ten aus Par­füm­ne­bel, in dem man den Aus­gang nicht mehr fin­det? Sind die Ver­käu­fer so auf­dring­lich, dass der Kun­de ver­zwei­felt den Aus­gang suchen muss?

“Auf der Basis von Blue Spi­rit, unse­rer Unter­neh­mens­kul­tur, sind vor weni­gen Mona­ten die Initia­ti­ven Lin­king Know­ledge und Solu­ti­ons to Cus­to­mers gestar­tet. Lin­king Know­ledge ist Ihnen in Ver­bin­dung mit unse­rem Not Inven­ted Here Award ein Begriff.” Na denn kann uns ja nix mehr pas­sie­ren und wenn ich jetzt den turn around schaf­fe, ein bischen von Katers Whis­kas mit Lifeca­re pro­bie­re, dann feel ich mich tomor­row auch good. Ik sin moje. Good night. (pelo.)

Von Rabatten und Tupperware

Irgend­wie war alles schon mal da, die Mode, die Fri­su­ren und die klei­nen brief­mar­ken­ähn­li­chen Bild­chen, die der Samm­ler in uns flei­ßig in Heft­chen kle­ben konn­te; Rabatt­mar­ken. Einer Seu­che gleich brei­te­te sich die Annah­me der Ein­zel­händ­ler aus, man kön­ne den Kun­den an sei­nen Laden bin­den, wenn man ihm nur bei Kauf sei­ner Pro­duk­te klei­ne Kle­be­sti­cker mit an die Hand gibt, mit dem Hin­weis, wenn man flei­ßig sam­melt gibt’s was gratis.

Zäh­ne­knir­schend steckt man also das Heft­chen in die Tasche, bedankt sich artig und geht sei­ner Wege. Eini­ge Wochen spä­ter und inzwi­schen rei­cher Rabatt­kar­ten­be­sit­zer von den ver­schie­dens­ten Läden, kön­nen sie drauf wet­ten, dass Sie, egal wo sie ein­kau­fen beim Bezah­len immer mit der glei­chen Fra­ge kon­fron­tiert wer­den:” Na, haben sie denn ihr Kärt­chen dabei?” Beim ers­ten Laden konn­te ich noch dar­auf ver­wei­sen, das ich besag­tes Rabatt­mar­ken­kärt­chen in einer ande­ren Jacke habe. In zwei­ten Laden wur­de mein Vor­schlag, doch eine Pin­wand anzu­brin­gen, wo jeder ver­gess­li­che Kun­de sei­ne für das Ein­kle­ben so wich­ti­ge Kar­te hin­hän­gen kann, mit stren­ger Mie­ne abgelehnt.

Aus sol­chen Erfah­run­gen ler­nend, ver­nei­ne ich nun ganz ener­gisch die Fra­ge, ob ich denn auch mein Kärt­chen dabei­ha­be. Das führt nun­mehr nicht zu einer Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on, son­dern löst ganz spon­tan den Ant­wort­re­flex der Ver­käu­fe­rin aus:” Na gut, dann schreib’ ich Ihnen das mal auf die Quit­tung, dann krie­gen ’se das nächs­te mal zwei Marken.

Es half alles nichts, ich muss­te in die Offen­si­ve, woll­te ich nicht in naher Zukunft gezwun­gen sein, mit einem Rabatt­mar­ken­kar­ten­ord­ner, über­ge­ord­net in Tank­stel­len, Bäcke­rei­en, Lebens­mit­tel­lä­den und unter­ge­ord­net in Quit­tun­gen, Kärt­chen und noch ein­zu­kle­ben­de Mar­ken, ein­kau­fen zu gehen. Im nächs­ten Laden an der Kas­se hat­te ich dann ein län­ge­res Gespräch mit der Kas­sie­re­rin über Sinn und Unsinn der Rabatt­mar­ken. “Ihre Frau würd’ sich aber freu­en, bei fünf­und­zwan­zig Rabatt­punk­ten kön­nen sie sich ein Teil von den Tup­pa-Pöt­ten mit­neh­men”, wur­de ich auf­ge­klärt. Ich weiß nicht, ob sie sich vor­stel­len kön­nen, wie vie­le Plas­tik­be­hält­nis­se unser Haus­halt auf­weist, aber es reicht. (Ein Kum­pel erzähl­te mir mal, das sei noch gar nichts, bei ihm zu Hau­se könn­te er sogar besag­te Plas­tik­do­sen farb­tech­nisch den Lebens­mit­tels zuordnen.)

Wie dem auch sei, ich ver­such­te die Tak­tik zu ändern und bot der Kas­sie­re­rin einen erheb­li­chen Bestand unse­res Kunst­stoff­be­häl­ter­in­ven­tars zum Kauf an. Die Frau schlug das Ange­bot mit dem Hin­weis aus, noch mehr Tup­pa­wa­re bei ihr zu Hau­se wür­de ihr Mann nerv­lich und der Dach­bo­den sta­tisch nicht aus­hal­ten und drück­te mir mit dem Wech­sel­geld eine Rabatt­mar­ke in die Hand.

Handymanie

“Was, sie haben kein Han­dy?,” frag­te mich vor kur­zem jemand ernst­haft erstaunt. Der unglaub­li­che Aus­druck in sei­nem Gesicht hät­te ein inten­si­ve­res Nach­fra­gen erlaubt, aber der Mann woll­te mir nicht zu nahe tre­ten, des­halb beließ er es bei einem mit­lei­di­gen Kopf­schüt­teln. Um ganz sicher­zu­ge­hen, nicht viel­leicht einen kom­plet­ten Voll­idio­ten vor sich zu haben, kam dann doch noch die Nach­fra­ge: “Aber einen Inter­net­an­schluss, den haben sie doch, oder?” Ich hät­te ihm nun einen Vor­trag über mei­ne durch nichts zu erschüt­tern­de Visi­on einer digi­ta­len Revo­lu­ti­on erzäh­len kön­nen, ließ es aber blei­ben, mur­mel­te was von zahl­rei­chen e‑mail Adres­sen und wech­sel­te das Thema.

Infol­ge die­ses kur­zen Dia­logs über­leg­te ich in den nächs­ten Tagen ernst­haft, was ich wohl alles in mei­nem Leben ver­pas­sen wür­de, wenn ich mei­ner Ableh­nung zum Han­dy treu blei­ben woll­te. In Gedan­ken, völ­lig abge­schirmt die­ser Art von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie irgend­wann mal einer der weni­gen zu sein, die sich nicht von einem piep­sen­den Etwas tyran­ni­sie­ren zu las­sen, beschloss ich dem Phä­no­men Han­dy mehr Auf­merk­sam­keit zukom­men zu lassen.

Ich möch­te an die­ser Stel­le das Ergeb­nis mei­ner Beob­ach­tun­gen vor­weg­neh­men. Ich glau­be, nein ich bin fest davon über­zeugt, dass es einen kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen dem Erlah­men der Wirt­schaft und dem Wis­sen der Erreich­bar­keit eines jeden ein­zel­nen gibt. Sie glau­ben das nicht? Ver­su­chen sie mal schnellst­mög­lich einem x‑beliebigen Laden bei­spiels­wei­se ein Ersatz­teil für ein Motor­rad zu bekom­men. Sie kom­men mit ihren Erklä­run­gen bis zum ers­ten Han­dy­klin­geln, garantiert.

“Ent­schul­di­gung, was woll­ten sie noch gleich? Ich ver­such­te es ein zwei­tes Mal:” Der Anlas­ser ist kaputt, ich.….……”, tüdelüt, ” ‘tschul­di­gung, ja?. Nein, nein, sie müss­ten mir das Teil schon vor­bei­brin­gen, so am Tele­fon kann ich dazu nichts sagen. Ok, mor­gen dann, ja tschüss.” Der Spe­zia­list in Sachen Motor­rad­tei­le wen­det sich nun wie­der mir zu:” Also, am bes­ten du gehst erst mal hin­ten in die Werk­statt und schraubst den Anlas­ser.….….… tüdelüt.” Ja bit­te?, sicher, die Tei­le sind ange­kom­men, ja ich rufe an, wenn noch was feh­len soll­te, ja klar, Dan­ke.” Der­weil ste­he ich etwas fremd in der Werk­statt des Laden­be­sit­zers und über­le­ge ernst­haft, wie ich dem Mann am Tele­fon die Pro­ble­ma­tik mei­nes Motor­ra­des klar­ma­chen soll ohne stän­dig unter­bro­chen zu wer­den. Ich erspa­re hier die aus­führ­li­che Schil­de­rung über den Ver­lauf des Gesprächs, nur soviel, ich hof­fe auf ein bal­di­ges Wie­der­se­hen eines intak­ten Anlassers.

Bei nähe­rer Betrach­tung des Phä­no­mens Han­dy erwies sich mei­ne Theo­rie in der fol­gen­de Woche als zutref­fend. Ein ande­rer Laden, das­sel­be Pro­ze­de­re. “Guten Tag, ich hät­te ger­ne .….….….” Tüdelüt. “Moment, bin gleich bei ihnen.” Der­weil der Mann tele­fo­nier­te, konn­te ich in aller Ruhe die Aus­la­ge beob­ach­ten, die aller­dings nicht son­der­lich inter­es­sant war, denn ich befand mich in einem Geträn­ke­la­den. “So, jetzt zu ihnen, was woll­ten sie doch gleich?” Ich hät­te ger­ne drei Fass Bier und eine.….……” tüdelüt. Him­mel­ar­schund­wol­ken­bruch. Das ver­damm­te Tele­fon fing an, mir den letz­ten Nerv zu rau­ben, schließ­lich stand ich jetzt schon geschla­ge­ne zwan­zig Minu­ten in dem Laden und konn­te in die­ser nutz­lo­sen Zeit dem Laden­be­sit­zer nicht klar­ma­chen, was ich eigent­lich woll­te. Ich wur­de also lang­sam ärger­lich. ” Hören sie, wenn es ihre geschätz­te Auf­merk­sam­keit erlaubt, wür­de ich ger­ne eini­ge Spi­ri­tuo­sen bei ihnen erwer­ben, aber nur, wenn es sie nicht all­zu sehr belas­tet, ich mei­ne, wenn sie es schaf­fen soll­ten, in den nächs­ten fünf Minu­ten nicht ans Tele­fon zu gehen. “Ja, ja schon gut, sie sehen doch, was hier los ist.” Was hier los ist?, frag­te ich mich, soweit wie ich das sehen konn­te, war ich der ein­zi­ge Kun­de in dem rie­sen Laden. “Ok, also ich hät­te ger­ne drei Fass Bier, eine Zapf­an­la­ge und den gan­zen Kram, den man für eine Par­ty braucht.” “Drei Fass Bier, mein lie­ber Mann, die kann ich ihnen in der Kür­ze der Zeit nicht mehr besor­gen, war­um haben sie denn nicht vor­her ange­ru­fen, haben sie denn kein Handy?”

Im Sauerland

Der Sau­er­län­der ist ein komi­scher Kauz: wort­karg, dick­köp­fig, trink­fest, tra­di­ti­ons­be­wusst und nach­tra­gend. Er reagie­re, so sag­te mir neu­lich ein zuge­zo­ge­ner Ham­bur­ger, immer so wie man es über­haupt nicht erwar­te. Das alles ent­spricht der Wahr­heit und wenn man sich die Her­kunft des Namens ver­in­ner­licht, könn­te man geneigt sein, die Namens­ge­bung im Kon­text mit dem Cha­rak­ter des Sau­er­län­ders zu sehen. Der Name Sau­er­land stammt nicht vom Wort sau­er ab, son­dern vom Wort sur aus dem mit­tel­al­ter­li­chen Nie­der­deutsch, was soviel wie schwie­rig bedeutet.

Aller­dings ist nicht der Cha­rak­ter des Sau­er­län­ders gemeint, son­dern, dass es frü­her auf­grund der Ber­ge und Täler schwie­rig war, durch das Sau­er­land zu reisen.

Ich hat­te neu­lich bei einem Semi­nar die Gele­gen­heit als Sau­er­län­der für Hei­ter­keit zu sor­gen. Der Refe­rent gab sich gro­ße Mühe, die Pro­ble­ma­tik der Durch­läs­sig­keit von fir­men­spe­zi­fi­schen Infor­ma­ti­ons­truk­tu­ren eines gro­ßen Kon­zerns zu erklä­ren. Der Kon­zern arbei­tet welt­weit und hat in Deutsch­land bun­des­weit sei­ne Geschäfts­fel­der. Sei­ne Auf­ga­be sei es, so der Vor­tra­gen­de, die Infor­ma­tio­nen so auf­zu­be­rei­ten, dass sie von jedem Mit­ar­bei­ter rich­tig ver­stan­den wür­de. Schwie­rig wäre das in sofern, als das die Kol­le­gen in Schles­wig-Hol­stein ein ande­res Ver­ständ­nis hät­ten, als die Kol­le­gen im Sau­er­land, wo der Kon­zern einen Stand­ort hat. Am Ende des Refe­rats habe ich mich gemel­det und gesagt, er müs­se das noch mal erklä­ren, ich hät­te nichts ver­stan­den, da ich aus dem Sau­er­land käme. Gro­ßes Geläch­ter. Den Hei­ter­keits­aus­bruch der Semi­nar­teil­neh­mer konn­te ich nicht nach­voll­zie­hen, ich hat­te wirk­lich nichts verstanden.

Natür­lich kann auch ein gewis­ser Ein­fluss der zahl­rei­chen Braue­rei­en auf das Trink­ver­hal­ten des Sau­er­län­ders nicht wider­spro­chen wer­den. Bei Schüt­zen­fes­ten bei­spiels­wei­se ist es Tra­di­ti­on, in schnel­ler Abfol­ge, von mor­gens bis nachts, ohne Rück­sicht auf die Pro­mil­le­wer­te, so viel Bier zu trin­ken wie rein bio­lo­gisch in den Kör­per geht. Das das natur­ge­mäß zu eini­gen merk­wür­di­gen Sze­nen führt, ver­steht sich von sel­ber. In sei­ner urei­gens­ten Logik fuhr ein Bau­er mit sei­nem Tre­cker direkt vor die Schüt­zen­hal­le, um das Schüt­zen­fest zu fei­ern. Er wäre nach dem Schüt­zen­fest so voll, gab der Bau­er als Erklä­rung ab, dass er nicht mehr lau­fen kön­ne und mit dem Tre­cker kön­ne er übers Feld nach Hau­se fah­ren. Nach besag­tem Fest stürz­te eben­die­ser Bau­er aus der Hal­le und ver­such­te, beob­ach­tet von der Dorf­po­li­zei, auf sei­nen Tre­cker zu stei­gen. Nach dem er drei­ßig­mal auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te vom Tre­cker gefal­len war, erbarm­te sich die Poli­zei und brach­te den ange­schla­ge­nen Land­wirt im Strei­fen­wa­gen nach Hause.

Die nach­ge­sag­te Wort­karg­heit des Sau­er­län­ders muss man mei­ner Mei­nung nach doch ein wenig rela­ti­vie­ren. Es muss ja nicht immer alles was bereits gesagt wur­de noch ein­mal im gro­ßen Zusam­men­hang erläu­tert wer­den. Wir Sau­er­län­der haben ein gutes Gedächt­nis und wis­sen meist, wor­um es geht. Stimmt doch, oder? — Jau käh.(pelo.)