Ein charmanter, stets in weißem Anzug gekleideter Hochstapler und die betrogene Hamburger Schickeria im Dauerrausch. Angelehnt an die wahre Geschichte des Hochstaplers Jürgen Harksen, der Ende der 80er Jahre zahlreiche Geldanleger mittels Schneeballsystem betrogen hatte, lief gestern Abend die Erstausstrahlung des neuen Films „Gier“ von Dieter Wedel.
Dieter Glanz, gespielt von Ulrich Tukur, hat sich einen Namen als großer Finanzjongleur gemacht. Er verspricht Anlegern aberwitzige Renditen, die er auch anfangs aufgrund des inszenierten Schneeballsystems an einige Geschäftspartner auszahlen kann. Förmlich geblendet vom Versprechen der sorgenfreien Zukunft, geben ihm die Anleger gern ihr Geld, schließlich zählen Dieter Glanz’ Kunden zu den Auserwählten. Doch als sich die Auszahlung des versprochenen Gewinns verzögert, werden seine Geldgeber misstrauisch. Schnell zaubert Glanz einen Steuerbescheid aus dem Hut. Zu dem Zeitpunkt ist Glanz bereits nach Südafrika geflohen, wo er zeitweilig die Gemüter noch einmal mit rauschenden Festen beruhigt.
Ein wenig mehr Tiefgang und analytische Schärfe hätte der Gesellschaftskomödie gut getan. Das Wedel das kann, hat er nicht nur in der Komödie: „Wilder Westen inklusive“ oder beim großen Bellheim bewiesen. Offen blieb, warum sich die Betrogenen zu keiner Zeit Gedanken darüber machten, wie denn die wundersame Geldvermehrung funktioniert. Oder lassen sich reiche Geschäftsleute tatsächlich von Champus, Hummer und Nutten dermaßen korumpieren, dass ihr Verstand aussetzt? Das wird wohl das Geheimnis des echten Hochstapler Jürgen Harksen bleiben. Wedel indes distanziert sich nach Filmende mit dem schönen Satz:
Handlungen und Personen des Films sind rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig.
„Gier“ von Dieter Wedel am 20. und 21. Januar um 20.15 Uhr in der ARD.