Der Zeitungszusteller lässt mich wissen, dass er aufgrund der Wetterverhältnisse nicht gewillt ist die Zeitung zu bringen. Der Kollege ruft an, er könne heute aufgrund der Wetterverhältnisse leider nicht zur Arbeit kommen. Die Müllabfuhr meldet, dass es aufgrund der Wetterverhältnisse heute zu keiner Leerung der Mülltonnen kommt. Das Postgeschäft hat heute leider geschlossen — Na? — richtig, aufgrund der Wetterverhältnisse.
Was ist denn los im Sauerland? Ich meine, wir sind doch nicht in Sibirien. Es ist Winter, es ist kalt und es liegt Schnee. Offensichtlich haben die Einheimischen die Winter vergessen, die im Sauerland früher vorherrschten. Schnee, Kälte und Minustemperaturen über Wochen waren seinerzeit etwas völlig normales.
Wir Kinder waren mit der Schneehose praktisch verwachsen und die Niveacreme, die uns morgens zentimeterdick auf das Gesicht geschmiert wurde, konnte abends hartgefroren einfach abgenommen werden. Tiefgefrorene Lebensmittel wurden draußen gelagert und die Frischmilch, die der Milchmann damals noch lieferte, wurde in Stangen verkauft. Wer das Auto über Nacht nicht in der Garage parken konnte, ging zu Fuß zur Arbeit. Der heimische Opel Rekord mit dem schicken Vinyldach taugte als Fortbewegungsmittel sowieso bestenfalls für Temperaturen bis zur Gefriergrenze.
Ich schweife ab. Vielleicht macht sich aufgrund der Corona-Krise einfach ein wenig Dolce Vita breit. Wenn der Sauerländer Ladenbesitzer hier bei minus 12 Grad im Winter sein Geschäft geschlossen hat, folgt er offensichtlich der Regel des Kollegen in Italien bei 35 Grad im Sommer: