“Um sicher zu sein, muss man alles wissen”
*Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der ehemaligen DDR

Zugegeben – das Buch scheint trotz aller Gemeinsamkeiten mit den heutigen Mitteln ziemlich weit hergeholt. Aber die Gleichgültigkeit oder gar Zustimmung zu einer Überwachung mit Gesichtserkennung, wie sie der Bundesinnenminister Thomas de Maiziere plant und wie sie derzeit in Berlin als Versuch stattfindet lässt doch einiges an Nachfragen zu.
Die Gesichtserkennungssoftware wird funktionieren, daran gibt es nichts zu testen; viel wichtiger dürfte die Frage der Wirksamkeit sein, es sei denn, nach dem Testlauf folgt eine flächendeckende und heimliche Überwachung.
Kein Terrorist wird sich durch Überwachung davon abhalten lassen, einen Anschlag zu begehen. Radikalextremisten, die ihren eigenen Tod in Kauf nehmen, dürfte ziemlich egal sein, ob sie vorher gefilmt werden. Verbrecher, die wissen, wo sie überwacht werden, werden ganz schnell Mittel und Wege finden, eben nicht in die digitale Falle zu tappen. Hut/Perücke und Sonnenbrille reichen, um der biometrischen Vermessung und Identifizierung zu entgehen.
Was heißt das nun in der Konsequenz? Wenn der größtmögliche Erfolg mittels Einsatz von Videokameras beschieden sein soll, nichts anderes als eine Videoüberwachung die niemand bemerkt.
Ich hab’ ja nix zu verbergen
Wer sagt uns denn, dass der erste Schritt nicht im Endeffekt in einer totalen visuellen und akustischen Komplett-Überwachung aller Deutschen endet? Allein die Annahme überwacht zu werden, reicht dann aus, um Widerstand zu eliminieren. Das Sicherheitsargument verkehrte sich ins Gegenteil.
Dann könnte der Schreckensroman von George Orwell Wirklichkeit werden. Denn wer will darauf wetten, dass jede zukünftige Regierung mit einer Massenüberwachung so ehrbare Absichten hat, wie die heutige?
Im dystopischen Kontext gesprochen; ist die Möglichkeiten einer flächendeckenden Überwachung erst gegeben, dürfte es einer Regierung, die den politischen Extremismus zum Ziel hat, ein Leichtes sein, dank der Werkzeuge die ihr zur Verfügung stehen, ihre Ziele umzusetzen.
Die ehemalige DDR hatte ihre Überwachung derart perfektioniert, dass es noch nicht einmal in der eigenen Familie und den eigenen vier Wänden Mut zum Widerspruch gegen das Unrechtssystem gegeben hat.