Das Schützenfest ist für den Sauerländer das, was für den Kölner der Karneval ist. Beides ist unausweichlich, es sei denn man führe an den heiligsten Tagen mindestens vierzehn Tage in den Urlaub oder stirbt. Wobei, im Sauerland ist auch beim Tod die Schützenbruderschaft dabei und wenn’s die Pietät beispielsweise aufgrund des hohen Alters des Verstorbenen hergibt, wird im Anschluss noch einer genommen.
Sehr zum Leidwesen von Ms. L versuche ich mich regelmäßig von der Brauchtumspflege zurückzuziehen. Ms.L und das Netzkind hingegen feiern das Schützenfest so, wie es sich für den Sauerländer gehört. Von morgens bis nachts, ohne Rücksicht auf die zunehmende Alkoholisierung.
In diesem Jahr kam hilfreich hinzu ein Sturzregen, der unseren Keller zu überfluten drohte. Grund genug, meiner Verpflichtung nachzugehen, auf Haus und Hof aufzupassen und die Schützenfestpflicht in der Prioritätenliste unterhalb der Notwendigkeit einer Wasserpumpaktion im Keller zu stellen.
Wenn allerdings der Nachbar Schützenkönig werden sollte, hilft keine Ausrede und kein Wassereinbruch mehr.
Ms. L überraschte mich, mit hochgekrempelten Hosenbeinen stehend im Gewässer, einem Storch nicht unähnlich und einer Pumpe hantierend, mit der Aufforderung mich an die Front zu begeben
Widerstand ist in diesem Falle zwecklos, es sei denn, man möchte die Streitkultur im Sauerland antesten.
Um nun dennoch relativ unbeschadet Schützenfest zu überstehen, gibt es allerdings einen Trick:
Einfach das dreißigste Glas Bier stehen lassen.