Reiche saß für die CDU im Bundestag, ist aber seit zehn Jahren raus aus der Politik. Das dürfte dem ambitionierten Jens Spahn schwer runtergehen. Spahn hat in seinem Leben bisher nichts anders gemacht als Politik, er kennt den Politikbetrieb durch und durch und weiß, wie man Fallstricke legt. Außerdem sagt man ihm Ambitionen für die Leitung des Wirtschaftsministeriums nach.
Der zweite Manager im Kabinett ist Karsten Wildberger, Geschäftsführerposten der Media-Saturn-Holding GmbH, der als Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung die Digitalisierung der Bundesrepublik voran bringen soll. Ein Physiker, der ganz neu im Politikbetrieb ist. Das Außenministerium soll zukünftig Johann Wadephul leiten.
Wadephul ist Jurist und gilt als pragmatischer und sachlicher Politiker, allerdings auch als Befürworter weiterreichender Waffenlieferungen an die Ukraine. Seine vornehmliche Aufgabe wird es sein, die durch Außenministerin vernachlässigte Diplomatie und das verloren Vertrauen weltweit wieder herzustellen.
Merz kann nun einiges vorgeworfen werden, mangelnder Mut gehört nicht dazu. Nicht nur, dass Merz selber wenig bis keine Führungserfahrung hat, er holt sich mit Reiche und Wilberger zwei Manager an Bord, die es gewohnt sind rational zu denken und zu handeln. Das ist in einem Politikbetrieb, wo Seilschaften manchmal die Expertise ersetzen und die Mühlen bekanntlich langsamer mahlen, äußerst gefährlich.
Für Spahn, der bisher in seinem Leben nichts anders kannte, als den Politikbetrieb, aber sehr gut vernetzt ist und weiß wie man Spitzen setzt, regelrecht eine Einladung. Merz ist aber auf einen loyalen Fraktionsvorsitzenden im Bundestag angewiesen, damit geht er mit der Nominierung von Jens Spahn ein großes Risiko ein.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann steht derweil loyal zu Merz. Vom Erfolg des Bundeskanzlers der neuen Regierung in den ersten hundert Tagen nach der offiziellen Amtsübernahme wird vermutlich abhängen, ob das so bleibt.
Bloggerkollege Horst Schulte hat sich zu der Besetzung ebenfalls geäußert.
Da hast du wirklich recht. Das muss man ihm lassen. Die eher unerwarteten Personalien bezeugen das. Dass er sich auf Linnemann stützt und Spahn den Fraktionsvorsitz übernimmt, kann man wohl in mehrere Richtungen deuten. Sie werden Merz vermutlich nicht in den Rücken fallen. Aber Linnemann wird schon Gründe gehabt haben, nicht in ein Kabinett einzutreten. Spahns Machtbasis wird vermutlich wachsen, denn der Fraktionsvorsitz ist innerhalb der Union schon ein gewaltiges Pfunde mit dem er wuchern wird. Wer weiß, wie der nächste Bundeskanzler heißen wird?
Danke für die Erwähnung, Peter.