Rentenkürzung durch die Hintertür?

Die Ren­ten­be­rech­nung in der Bun­des­re­pu­blik fußt auf einer Ren­ten­for­mel, die sog. Ren­ten­punk­te als Grund­la­ge nimmt. Ein Ren­ten­punkt hat dabei einen bestimm­ten Wert, für das Jahr 2025 40,79 €. Das Brut­to­jah­res­ent­gelt des Durch­schnitts­ver­die­ners ist die Grund­la­ge zur Berech­nung der Ren­ten­punk­te. Das Jah­res­brut­to von 50 394 € in 2025 ergibt einen Ren­ten­punkt. Die Sum­me des Ren­ten­werts und des Jah­res­brut­to wird jedes Jahr nach oben ange­passt. (sie­he Tabel­le unten) Bemer­kens­wert dabei ist der Sprung in den Jah­ren 2024/2025.

Hier wur­de das not­wen­di­ge Jah­res­brut­to um sat­te 11 Pro­zent ange­ho­ben. Sat­te 5000 € mehr muss nun der Arbeit­neh­mer als Jah­res­brut­to aus­wei­sen, um einen Ren­ten­punkt zu bekom­men. D.h. wer im Jah­re 2024 mit rund 3800 Euro/monatlich Euro den Wert für einen Ren­ten­punkt erreicht hat­te, muss­te im Jah­re 2025 schon 4200 Euro/monatlich ver­die­nen, um einen Ren­ten­punkt im Ren­ten­kon­to gut­ge­schrie­ben zu bekom­men. Da die­se Lohn­stei­ge­rung wohl kaum jemand hat­te, wer­den so eben viel­leicht noch 0,75 Ren­ten­punk­te fäl­lig und für die Bes­ser­ver­die­nen­den statt viel­leicht 1,5 Ren­ten­punk­te nur noch 1 Rentenpunkt. 

Man könn­te nun ent­ge­gen­hal­ten, dass der Ren­ten­wert eines Punk­tes ja eben­falls gestie­gen sei und so die Ren­te ange­passt wur­de. Aber – die kräf­ti­ge Stei­ge­rung des Durch­schnitts­ent­gelts (und damit des Prei­ses eines Ren­ten­punkts) über­kom­pen­siert die Rentenanpassung. 

Real bedeu­tet dies:
Ein Arbeit­neh­mer muss 2025 etwa 11 % mehr ver­die­nen, um den­sel­ben Ren­ten­an­spruch zu erwer­ben, erhält dafür aber nur 3,7 % mehr Ren­ten­wert. Damit wur­de die “Kür­zung”, die durch die stär­ke­re Lohn­ent­wick­lung ent­steht, nicht aus­ge­gli­chen – die zukünf­ti­gen Ren­ten­an­sprü­che pro ein­ge­zahl­ten Bei­trag sind rech­ne­risch gerin­ger als im Vorjahr.

Und nicht nur das:
Mit einem Jah­res­brut­to von 50.493 € liegt man knapp ober­halb der Mit­te der deut­schen Ein­kom­mens­ver­tei­lung, alle ande­ren erreicht damit die Stan­dard­ren­te von der­zeit 1800 € brut­to nach 45 Ver­si­che­rungs­jah­ren nicht mehr. 

6 Comments Rentenkürzung durch die Hintertür?

  1. Horst Schulte

    Dan­ke für die Klarstellung! 

    Die Ren­ten­punk­te sind also 2025 teu­rer gewor­den. Wer nicht deut­lich mehr ver­dient, bekommt weni­ger Ren­te pro Jahr raus als vor­her. Und das betrifft nicht nur Gering­ver­die­ner, son­dern auch vie­le in der Mitte.
    Wer also denkt: „Ich arbei­te genau­so wie letz­tes Jahr – aber irgend­wie bringt mir das weni­ger für die Rente“ –
    dann liegt man damit nicht falsch. Wat’n Glück, dass ich schon 10 Jah­re Rent­ner bin.

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    1. Peter Lohren

      Die Ren­ten­ver­si­che­run­gen errech­nen das Durch­schnitts­ent­gelt ihrer Ver­si­cher­ten und passt den Wert mit dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit an. Ich fra­ge mich nur, wer von den Arbeit­neh­mern in 2024 mei­ne Lohn­stei­ge­rung von 11 % erfah­ren hat?

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      1. Horst Schulte

        Ich kann dir sagen, in mei­nen letz­ten 10 Berufs­jah­ren bin ich nie auch nur in die Nähe einer zwei­stel­li­gen Gehalts­er­hö­hung gekom­men. Zum Glücks wars davor ganz anders. Sonst wür­den wir jetzt viel­leicht umkra­beln wie so vie­le andere.

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  2. Queen All

    Wie­der was gelernt — Dan­ke! Ist völ­lig an mir vor­bei gegan­gen, oder berich­tet da kei­ner drü­ber? Man könn­te fast mei­nen, die ange­nom­me­ne Lohn­stei­ge­rung fußt auf den teil­wei­se doch recht hohen For­de­run­gen man­cher Gewerk­schaf­ten. Wenn man wie­der­um die­se Rech­nung zugrun­de legt, schei­nen die For­de­run­gen durch­aus realistisch.

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    1. Peter Lohren

      Eini­ge haben davon berich­tet.telepolis.de bei­spiels­wei­se im Juli die­ses Jahres

      Im zwei­ten Abschnitt.

      Die Gewerk­schaf­ten ori­en­tie­ren sich an der Lohn­for­mel: Infla­ti­ons­aus­gleich, Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung und Umver­tei­lungs­kom­po­nen­te. In den letz­ten Jah­ren waren die Tarif­lohn­er­hö­hun­gen eher beschei­den. Deutsch­land liegt mit dem Lohn­ni­veau im Län­der­ver­gleich der OECD an 11. Stel­le. Nimmt man das von den Ren­ten­ver­si­che­run­gen ermit­tel­te durch­schnitt­li­che Brut­to­ge­halt von 4250 Euro, das ja auch Grund­la­ge für die Ren­ten­punkt­be­rech­nung ist, lie­gen wir sicher höher. Aller­dings fra­ge ich mich, wo das her­kom­men soll, schließ­lich reden wir von einem Mittelwert. 

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  3. Snow Rider 3D

    Wow, das klingt echt tri­cky mit der Ren­ten­be­rech­nung… man denkt ja, man arbei­tet hart, aber dann kriegt man nicht mal den glei­chen Ren­ten­an­spruch. Das macht einem schon zu schaf­fen, weißt du? Ich hof­fe, da gibt’s bald mal ’ne Lösung.

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