Wenn es so etwas wie ein Nationalgericht im Sauerland gibt, dann ist das zumindest ab November und der ersten Frostphase der Grünkohl. Nicht zu verwechseln ist der Sauerländer Grünkohl mit dem Grünkohlgericht der Norddeutschen: Grünkohl und Pinkel. Im westfälischen Sauerland bestellt man erstens nur Grünkohl und stellt zweitens fest, dass die Fleischlast auf dem Grünkohlgericht eindeutig die Oberhand hat.
Der Grünkohl selber hat mehr eine Alibifunktion. Manch einer behauptet gar, die riesigen Fleischmengen aus Wurst und Fleisch, die den Grünkohl einer Haube nicht unähnlich bedecken, dienten als Warmhalter für den Grünkohl, der sichtbar wird, wenn geneigter Grünkohlesser drei Kilo Fleisch und Wurst vom Teller gegessenen hat.
Man kommt auch gar nicht drumherum, um den Grünkohl meine ich. Jedes Restaurant und jede Kantine, ja sogar jeder Koch oder jede Köchin zu Hause und die Schwiegermutter stellt ab Anfang Dezember die Tageskarte auf Grünkohl um.
Ich selber kam in dieser Woche BEREITS DREI MAL in den Genuss. Der Vorteil ist, dass nach erfolgreichem Verzehr des westfälischen Grünkohlgerichts die Sättigung ungefähr zwei Tage anhält. Der Nachteil ist, dass Sie sich zwei Tage kaum bewegen können. Am dritten Tag, Sie ahnen es, gibt‘s den nächsten Grünkohl zu Mittag.
Wenn Sie das alles bis Weihnachten mitgemacht haben und das Fest kulinarisch auch noch in vollen Zügen genießen, können Sie im Januar ihre alten Jeans ob der neu erworbenen Leibesfülle getrost entsorgen.
Ach so, Tipp für Anfänger: Sagen Sie nie, dass sie satt seien, denn dann lösen Sie den berühmten Grünkohlschluck aus und es gibt zu den Unmengen an fester Nahrung Unmengen an flüssiger Nahrung in Form von Aquavit.
Noch ein Tipp: Lassen Sie die Kartoffeln gleich ganz weg, die liegen eh nur wegen des Kontrasts auf dem Teller.