Kann Merz Kanzler?

Wenn jemand bereit ist, sich in eines der höchs­ten poli­ti­schen Ämter der Bun­des­re­pu­blik wäh­len zu las­sen, muss er oder sie ein paar beson­de­re Fähig­kei­ten mit­brin­gen, ohne die das Amt des Bun­des­kanz­lers nicht erfolg­reich aus­zu­füh­ren ist. 

Dass ein Bun­des­kanz­ler oder eine Bun­de­kanz­le­rin über rhe­to­ri­sche Fähig­kei­ten und ein brei­tes Wis­sen ver­fü­gen soll­te, dürf­te selbst­re­dend sein. Was aber eben­falls wich­tig ist, ist das Ver­trau­en in das Wort. Das Wort des Bun­des­kanz­lers hat Gewicht. Ein Mann ein Wort ist der geflü­gel­te Begriff, er heu­te wich­ti­ger ist denn je. Das gilt natür­lich auch für eine weib­li­che Kanz­le­rin. Außer­dem muss sich ein Bun­des­kanz­ler im Griff haben, darf sich nicht pro­vo­zie­ren, noch von Gefüh­len lei­ten lassen. 

Von den letzt­ge­nann­ten bei­den Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten besitzt der wahr­schein­lich nächs­te Bun­des­kanz­ler der BRD, Fried­rich Merz, offen­kun­dig zu wenig. In der Debat­te um die Abstim­mung im Bun­des­tag über eine Ver­schär­fung der Migra­ti­ons­ge­set­ze ging es um mehr als die Rege­lung der für vie­le Bun­des­bür­ger schlecht gere­gel­ten Migra­ti­on; es ging um Glaub­wür­dig­keit und es ging um Gefühligkeit. 

Fried­rich Merz hat hoch gepo­kert, als er die Restam­pel vor die Wahl stell­te, ent­we­der sei­nem Antrag zuzu­stim­men, oder aber sich von der AFD unter­stütz­ten zu las­sen. In dem Zusam­men­hang ist ein wei­te­res Man­ko des Kanz­ler­kan­di­da­ten sicht­bar gewor­den, dass ihn eben­falls dis­qua­li­fi­ziert und zwar nicht nur als Kanz­ler­kan­di­da­ten, son­dern auch als Poli­ti­ker. Wer als Poli­ti­ker Im poli­ti­schen demo­kra­ti­schen Dis­kurs Kom­pro­miss­lo­sig­keit signa­li­siert, soll­te kein (hohes) poli­ti­sches Amt beklei­den dürfen. 

Merz hat in die­ser Debat­te mehr­fach sein Wort mehr­fach gebro­chen, was die Zusam­men­ar­beit mit der AFD angeht. 

Das ist die zwei­te schlim­me Ver­feh­lung. Auf was sol­len sich die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger denn bei einem mög­li­chen Kanz­ler­kan­di­da­ten Merz ver­las­sen kön­nen, wenn das Wort bereits als Kan­di­dat nichts wert ist?

Die drit­te Eigen­schaft, die jeman­den für das Amt des Bun­des­kanz­lers frag­wür­dig macht, ist die nicht beherrsch­te Gefühls­ebe­ne. Ich glau­be Fried­rich Merz sofort, dass er ehr­lich empört und wütend über die Vor­komm­nis­se mit Migran­ten ist, sich davon aber lei­ten zu las­sen, ist ver­kehrt und gefährlich. 

Sobald die Gefühls­ebe­ne die Ober­hand gewinnt, ist die Ratio­na­li­tät beein­flusst, das kann zu fal­schen, im schlimms­ten Fall kata­stro­pha­len Ent­schei­dun­gen füh­ren, und nicht nur das: Merz ist in sei­ner Art durchschaubar. 

Was pas­siert, wenn die Schur­ken die­ser Welt wis­sen, wel­chen Knopf sie beim deut­schen Bun­des­kanz­ler drü­cken müs­sen, um ihn aus dem Häus­chen zu brin­gen? Kann sich die Bun­des­re­pu­blik einen Mann wie Fried­rich Merz als mäch­tigs­ten Mann Deutsch­lands auch vor dem Hin­ter­grund mög­li­cher gewal­ti­ger poli­ti­scher Umstruk­tu­rie­rungs­pro­zes­se in Euro­pa und welt­wei­ter Abkehr demo­kra­ti­scher Pro­zes­se über­haupt leisten? 

Ein­fach gefragt: Kann Merz Kanzler?

4 Comments

  1. Das ist die Fra­ge, die ich mir bei allen aktu­el­len Kan­di­da­ten gera­de stel­le und bei kei­nem kann ich das mit “ja” beant­wor­ten. Man müss­te eher fra­gen “Wer kann am wenigs­ten schlecht Kanz­ler?” und hat dabei noch eine ver­nünf­ti­ge Par­tei hin­ter sich ste­hen. Der Kanz­ler allei­ne macht noch kei­ne Regie­rung — lei­der oder zum Glück, wie man´s nimmt.

    1. Die grund­le­gen­den Din­ge soll­ten schon da sein. Vor allem aber muss jemand, der das Land führt, immer in der Lage sein, einen küh­len Kopf zu bewah­ren; wir leben in einer Welt der (Pro­fi) Schur­ken mit Fin­ger am Knopf der Atom­bom­be, da könn­ten wir uns nie­man­den erlau­ben, der die Fähig­keit zur Beson­nen­heit nicht hat. Und Merz hat die­se Fähig­keit nun­mal nicht, das hat er jetzt ein­drucks­voll zum wie­der­hol­ten Mal bewiesen.

  2. wie Quenn All schon schreibt haben wir uns der Fra­ge zu stel­len wer von den Polit­pfei­fen der­je­ni­ge ist, der am wenigs­ten mit der Schau­kel zu nah an der Mau­er geschau­kelt hat — schwer da einen zu fin­den, dem ich bei der aktu­el­len bri­san­ten poli­ti­schen Lage auf der Welt als obers­ten deut­schen Vor­den­ker das Ver­trau­en aus­spre­chen wür­de. Merz ist bei sei­ner Gier für das Kanz­ler­amt so von Ehr­geiz, zer­fres­sen, dass er sei­ne Oma dafür ver­scha­chern wür­de, Scholz hat mir zu vie­le Erin­ne­rungs­lü­cken und zu viel Dreck am Ste­cken, Wei­del ist ein­fach unwähl­bar, da sie durch und durch ein Nazi ist und Habeck hal­te ich zwar noch am ehr­lichs­ten und auch inte­ger — ihm fehlt aber die Här­te, die aktu­ell nötig ist um dem Oran­ge­far­be­nen Clown von Über­see Paro­li bie­ten zu kön­nen. Tja, was bleibt da noch? Ich habe kei­ne Ahnung…

    1. Das ist die Fra­ge, mir hat noch nicht ein­mal der Wahlomat wirk­lich wei­ter­ge­hol­fen. Alle Par­tei­en, die für mich auch nur ann­hä­hernd in Fra­ge kom­men, hat­ten nach Aus­wer­tung iden­ti­sche Pro­zent­wer­te, also doch nach Bauch­ge­fühl wählen.

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