Flügge

Das jüngs­te Netz­kind wird flüg­ge. Kurz vor dem offi­zi­el­len Teen­ager­al­ter ent­deckt sie die Annehm­lich­kei­ten der Frei­heit von Eltern, Groß­el­tern und Groß­tan­ten und Onkel. Gleich­zei­tig ist die Ver­wand­schaft aller­dings für Fahr­ten zur nächs­ten Frei­zeit­ge­stal­tung auf­grund feh­len­der öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel unum­gäng­lich. Als Sip­pe behei­ma­tet in einem Dorf, ist die Aus­wahl und der Lern­ef­fekt groß, wer als von uns als „Tee­nie­ta­xi“ zu gebrau­chen ist, und wen man als Puber­tie­ren­de bes­ser nicht um Chaufeurs­diens­te bemüht, will man nicht Gefahr lau­fen, dass eben­die­ser sich als Heli­c­op­ter­auf­pas­ser herausstellt. 

Jeden­falls rief das jüngs­te Netz­kind Mr. L auf dem Han­dy mit der Bit­te um Fahr­dienst zum Schwimm­bad an. Mr. L war durch­aus geneigt, da auch sie ger­ne schwim­men geht; sprach’s und woll­te das Gespräch been­den, als aus der Lei­tung ein ver­schäm­tes, jedoch deut­li­ches: „Ähhh“ erklang. 

Auf Nach­fra­ge gab das Netz­kind zu ver­ste­hen, dass sie das für kei­ne gute Idee hielt, da ein Tref­fen mit den Freun­den mit einer erwach­se­ne Auf­sichts­per­son eher „uncool“ sei. Mr. L ver­si­cher­te sogleich, sie wür­de kei­nes­falls als Auf­sicht fun­gie­ren und bot an, sich wei­test­mög­lich vom jüngs­ten Netz­kind ent­fernt im Schwimm­bad aufzuhalten. 

So ganz über­zeu­gend war das Ange­bot nicht, letzt­end­lich reich­te wohl der Anschein der Obhut, um in der Grup­pen­hier­ar­chie auf den letz­ten Platz zu fallen. 

Es hät­te auch nichts mit Mr. L zu tun, ver­si­cher­te die Jüngs­te, aber wer in dem Alter von der erwach­se­nen Ver­wandt­schaft beglei­tet wür­de, ist dann eben unten durch in der Grup­pe. Der Hin­weis in mei­ne Rich­tung, dann von jeman­dem gefah­ren zu wer­den, der sicher­lich mehr Ver­ständ­nis für die Belan­ge Früh­pu­ber­tie­ren­der hät­te, da mein „Auf­pas­sen“ auf’s Kind regel­mä­ßig damit ende­te, dem Kind auf­grund der pre­kä­ren Ver­kehrs­si­tua­ti­on hier im Länd­li­chen einen Rol­ler zu ver­spre­chen, wenn es erst das Alter dafür hät­te, nütz­te auch nicht viel, ich hat­te wirk­lich kei­ne Zeit. 

Der letz­te Ver­such ihrer­seits, unbe­hel­ligt ins Schwimm­bad zu kom­men, ließ dann die Oma sofort auf­sprin­gen. Ich hat­te ihr gesagt, wenn gar nichts funk­tio­niert, lass ein­fach den Satz fal­len: “Ok, wenn mich kei­ner fährt, dann tram­pe ich eben.“

4 Comments

  1. Hach, so früh übt sich effek­ti­ve Mani­pu­la­ti­on 😄. Omas haben aber gene­rell auch einen höhe­ren Cool­ness-Fak­tor. Mei­ne hät­te ich doch glatt ins Schwimm­bad mit­ge­nom­men — sogar hin­ten auf dem Roller!

    1. Stimmt, Omas gehen dann schon wie­der, die haben eine Art Übersprunggenerationenbonus 🙂

  2. “dann tram­pe ich eben” ist eben­so eine lee­re Dro­hung, wie die der Kir­che, dass man in die Höl­le kommt, wenn man sich nicht an die 10 Gebo­te hält. Zum einen kommt in eurem Nest eh kein Frem­der vor­bei (was die Gefahr einem Seri­en­mör­der zu begeg­nen so wahr­schein­lich erschei­nen lässt, wie einen Schnee­sturm im Hoch­som­mer) — und wenn jemand mit einem Trak­tor zufäl­lig vor­bei­k­nat­tert ist es einer aus eurer Dorf­ge­mein­schaft, wo jeder jeden kennt.. ;-). Und ob es auf dem Not­sitz eines Tre­ckers so bequem ist und “cooool” wirkt, wenn man von einem Gül­le-Trans­por­ter mit trop­fen­dem Aus­lass­ven­til und ent­spre­chen­dem Duft-Ambi­en­te vor sei­nen mit adäqua­tem Chauf­feur zum Schwimm­bad gebrach­ten Mit-Puber­tie­ren­den abstei­gen muss — ich weiß ja nicht…
    Viel Spaß mit eurem Puber­tier — ihr seid jetzt offi­zi­ell in der Hölle.. 🙂
    CU
    P.

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