In den letzten Jahren konnte man allerdings eine zunehmende Individualisierung von Beisetzungen beobachten. Nicht mehr Psalm 23 und schwarzer Anzug sind gefragt. Nonkonformismus auch auf Beerdigungen. Jede noch so skurrile Idee wird zunehmend umgesetzt, selbst hier auf dem Dorf. Angeblich immer auf Wunsch des Verstorbenen. Kunststück, Verstorbene entziehen sich gemeinhin der Nachfrage.
Ebenfalls angeblich auf Wunsch des Verstorbenen soll keine Trauerkleidung getragen werden, was zumindest bei mir die Frage aufwirft: Was denn sonst?
Ich meine ich kann verstehen, wenn aus kulturellen Gründen auf schwarze Bekleidung verzichtet wird, wenn beispielsweise die Farbe weiß Trauer bekundet.
Im Sommer auf einer Beerdigung dann die Auswüchse dieser Neuerung. Kurze Hosen, Schlabbershirts und Jogginghosen.
WTF?
Heute dann eine weitere Einladung – allerdings keine Beerdigung — mit Angabe des Dresscodes:
Urban Festival Chic.
Mix & Match: Ein Mix aus Streetstyle und Statement-Pieces, Layering, auffällige Accessoires
Was auch immer das heißt: Ich denke, der nicht mehr benötigte schwarze Beerdigungsanzug ist wohl passend.
“Die Welt ist irre geworden” — mehr fällt mir dazu nicht ein. Bin gespannt wann der erste uneingeladene Klotzkopf auf einer Beerdigung mit einem DJ-Mischpult und Lautsprecher-Boxen von der Größe eines Kleinwagens auftaucht und die Beerdigung zu einer Techno-Party umfunktioniert. Natürlich verteilt er auch gleich Werbe-Flyer damit auch deine Beerdigung zu etwas “unvergesslichem” wird — Was auch immer das bedeutet…
Diskofox habe ich schon erlebt, getanzt wurde aber noch nicht. Interessant sind auch die freien Redner. Vor ein paar Jahren sagte ein Redner bei einer Beerdigung im Rückblick auf den Verstorbenen: “Er war kein Freund der Mäßigung, sprach dem Alkohol und dem Essen zu.” Dann doch lieber Psalm 23 🙂
Bei so einem Dresscode stelle ich mir das Ergebnis wirklich lustig vor. Ich hätte ja selbst keine Ahnung, was ich dazu anziehen soll und wenn es dem Rest auch so geht, ergibt das am Ende einen verkleideten bunten Haufen. Dazu wäre doch der schwarze Beerdigungsanzug ein cooles Statement-Piece 😉
Ich denke manchmal, ich bin in einem Paralleluniversum gelandet. Manches verstehe ich einfach nicht. Was kommt denn als Nächstes? Verstorbenen ausstopfen und auf den Kamin stellen? Seebestattungen in der Badewanne? Auf dem Kompost beisetzen? 😳
Das mit dem Kompost sag ich immer zum Spaß — wäre lustig, wenn ich am Ende tatsächlich da lande 😄
Mehr braucht es für mich (71) nicht. Wobei ich keine schwarzen Klamotten besitze. Ich kleide mich dunkel (grau oder blau). Den üblichen kirchlichen Ritualen, sofern die Kirche im Spiel ist, schließe ich mich an. Was mich etwas stört, sind die inzwischen obligatorisch gewordenen Musikstücke, die mal zu laut, manchmal auch zu leise, in der Kirche oder am Grab abgespielt werden. Das muss nicht sein. Vor allem bei der Auswahl vermeintlicher Lieblingsstücke der Verstorbenen ist häufig Luft nach oben.
Du hast den Kommentarbereich neu gestaltet und noch etwas darüber hinaus. Finde ich schön.
Danke, nur ein wenig Kosmetik hier und da, nicht zu vergleichen mit deinen Aktivitäten 😉