Dresscode

So eine Beer­di­gung ist ja eigent­lich ein for­mel­ler Anlass. Glück­li­cher­wei­se möch­te man mei­nen, denn for­ma­le Abläu­fe erspa­ren mit­un­ter eine Rei­he von Pein­lich­kei­ten. Teil­neh­men­de wis­sen in der Regel, was zu tun ist. Wer’s nicht weiß: In Schwarz klei­den, die Hän­de fal­ten und betrof­fen gucken. 

In den letz­ten Jah­ren konn­te man aller­dings eine zuneh­men­de Indi­vi­dua­li­sie­rung von Bei­set­zun­gen beob­ach­ten. Nicht mehr Psalm 23 und schwar­zer Anzug sind gefragt. Non­kon­for­mis­mus auch auf Beer­di­gun­gen. Jede noch so skur­ri­le Idee wird zuneh­mend umge­setzt, selbst hier auf dem Dorf. Angeb­lich immer auf Wunsch des Ver­stor­be­nen. Kunst­stück, Ver­stor­be­ne ent­zie­hen sich gemein­hin der Nachfrage.
Eben­falls angeb­lich auf Wunsch des Ver­stor­be­nen soll kei­ne Trau­er­klei­dung getra­gen wer­den, was zumin­dest bei mir die Fra­ge auf­wirft: Was denn sonst? 

Ich mei­ne ich kann ver­ste­hen, wenn aus kul­tu­rel­len Grün­den auf schwar­ze Beklei­dung ver­zich­tet wird, wenn bei­spiels­wei­se die Far­be weiß Trau­er bekundet.
Im Som­mer auf einer Beer­di­gung dann die Aus­wüch­se die­ser Neue­rung. Kur­ze Hosen, Schlab­ber­shirts und Jogginghosen. 

WTF?

Heu­te dann eine wei­te­re Ein­la­dung – aller­dings kei­ne Beer­di­gung — mit Anga­be des Dresscodes:

Urban Fes­ti­val Chic.
Mix & Match: Ein Mix aus Street­style und State­ment-Pie­ces, Laye­ring, auf­fäl­li­ge Accessoires

Was auch immer das heißt: Ich den­ke, der nicht mehr benö­tig­te schwar­ze Beer­di­gungs­an­zug ist wohl passend. 

8 Comments Dresscode

  1. Dr. Nerd

    “Die Welt ist irre gewor­den” — mehr fällt mir dazu nicht ein. Bin gespannt wann der ers­te unein­ge­la­de­ne Klotz­kopf auf einer Beer­di­gung mit einem DJ-Misch­pult und Laut­spre­cher-Boxen von der Grö­ße eines Klein­wa­gens auf­taucht und die Beer­di­gung zu einer Tech­no-Par­ty umfunk­tio­niert. Natür­lich ver­teilt er auch gleich Wer­be-Fly­er damit auch dei­ne Beer­di­gung zu etwas “unver­gess­li­chem” wird — Was auch immer das bedeutet…

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    1. Peter Lohren

      Dis­ko­fox habe ich schon erlebt, getanzt wur­de aber noch nicht. Inter­es­sant sind auch die frei­en Red­ner. Vor ein paar Jah­ren sag­te ein Red­ner bei einer Beer­di­gung im Rück­blick auf den Ver­stor­be­nen: “Er war kein Freund der Mäßi­gung, sprach dem Alko­hol und dem Essen zu.” Dann doch lie­ber Psalm 23 🙂

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  2. Queen All

    Bei so einem Dress­code stel­le ich mir das Ergeb­nis wirk­lich lus­tig vor. Ich hät­te ja selbst kei­ne Ahnung, was ich dazu anzie­hen soll und wenn es dem Rest auch so geht, ergibt das am Ende einen ver­klei­de­ten bun­ten Hau­fen. Dazu wäre doch der schwar­ze Beer­di­gungs­an­zug ein coo­les Statement-Piece 😉

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    1. Peter Lohren

      Ich den­ke manch­mal, ich bin in einem Par­al­lel­uni­ver­sum gelan­det. Man­ches ver­ste­he ich ein­fach nicht. Was kommt denn als Nächs­tes? Ver­stor­be­nen aus­stop­fen und auf den Kamin stel­len? See­be­stat­tun­gen in der Bade­wan­ne? Auf dem Kom­post beisetzen? 😳

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  3. Horst Schulte

    Schwarz klei­den, die Hän­de fal­ten und betroffen

    Mehr braucht es für mich (71) nicht. Wobei ich kei­ne schwar­zen Kla­mot­ten besit­ze. Ich klei­de mich dun­kel (grau oder blau). Den übli­chen kirch­li­chen Ritua­len, sofern die Kir­che im Spiel ist, schlie­ße ich mich an. Was mich etwas stört, sind die inzwi­schen obli­ga­to­risch gewor­de­nen Musik­stü­cke, die mal zu laut, manch­mal auch zu lei­se, in der Kir­che oder am Grab abge­spielt wer­den. Das muss nicht sein. Vor allem bei der Aus­wahl ver­meint­li­cher Lieb­lings­stü­cke der Ver­stor­be­nen ist häu­fig Luft nach oben.

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    1. Peter Lohren

      Dan­ke, nur ein wenig Kos­me­tik hier und da, nicht zu ver­glei­chen mit dei­nen Aktivitäten 😉

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