Zitate 2022

Am letz­ten Tag des Jah­res die Zita­te, die in 2022 in beson­de­rer Wei­se hän­gen­ge­blie­ben sind.

„Wir ste­hen an eurer Sei­te, solan­ge ihr uns braucht – dann möch­te ich es ein­lö­sen, egal, was mei­ne deut­schen Wäh­ler denken.“
— Anna­le­na Baer­bock – defi­niert den Begriff Demo­kra­tie neu —

„Wir wer­den uns das ein oder ande­re nicht mehr leis­ten können.“
— Mul­ti­mil­lio­när Fried­rich Merz denkt über den Ver­kauf eines sei­ner zwei Flug­zeu­ge nach —

»So vie­le Schil­der haben wir gar nicht auf Lager.«
— Ver­kehrs­mi­nis­ter Vol­ker Wis­sing hat gute Grün­de gegen ein Tem­po­li­mit auf deut­schen Autobahnen — 

„Ich weiß, wie es ist, dis­kri­mi­niert zu wer­den. Ich wur­de gemobbt, weil ich rote Haa­re hatte“.
— Fifa-Chef Gian­ni Infan­ti­no ist froh, jetzt eine Glat­ze zu haben —

„Heu­te ist der Moment, wo wir uns ehr­lich fra­gen müs­sen: Was sind die Fol­gen für mein Land? Aber auch: Was sind die Fol­gen für mein Nach­bar­land oder ein Land, das Hun­dert­tau­sen­de von Kilo­me­tern ent­fernt liegt?“
— Anna­le­na Baer­bock ver­misst die Welt neu — 

„Man muss nicht dau­ernd duschen. Auch der Wasch­lap­pen ist eine brauch­ba­re Erfindung.“
— Baden-Würt­tem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann, Sams­tags­ba­der —

„Ich füh­le mich von Dir ganz schön verarscht.“
— Das jüngs­te Netz­kind bei der Zutei­lung ihrer Eispor­ti­on durch mich — 

Jahr der Erkenntnis

Das jüngs­te Netz­kind hat’s raus bekom­men. Es gibt kei­nen Weih­nachts­mann und auch kein Christ­kind. Schuld war der Zet­tel am Weih­nachts­ge­schenk. Von mir ange­bracht – natür­lich. Ich hat­te ob der Viel­zahl der Geschen­ke an jedes ein Kärt­chen gehängt, blö­der­wei­se von mir und nicht der Gruß­for­mel der Sym­bol­fi­gur des Weihnachtsfestes.

Das wur­de gele­sen. Im Kopf des Netz­kin­des rat­ter­te es anschau­lich, als sie den Weih­nachts­an­hän­ger las. Unver­meid­lich war dann die Fra­ge nach dem Absen­der des Weih­nachts­pa­kets; Vie­le Grü­ße dein Christ­kind stand jeden­falls nicht drauf. Da das jüngs­te Netz­kind über eine her­vor­ra­gen­de Kom­bi­na­ti­ons­ga­be ver­fügt, war ihr schnell klar, dass die Erwach­se­nen­ge­schich­ten zu Weih­nach­ten so wohl nicht stim­men konnten.

Mrs. L warf mir einen ver­nich­ten­den Blick zu und ver­bat sich eine Grund­satz­dis­kus­si­on über begrenz­tes mensch­li­ches Wis­sen und die Theo­rien des Agnostizismus.

Der Ver­such der Erzäh­lung mei­ner­seits, dass Christ­kind ganz gut zu ken­nen, wes­halb es auf sei­ner wei­ten Tour bei mir regel­mä­ßig vor­bei­schaue, mir fro­he Weih­nach­ten wün­sche und – wenn es schon mal da ist, mich am Post­be­trieb zu betei­li­gen, ging inso­fern in die Hose, da das Netz­kind mei­ne Argu­men­ta­ti­ons­ket­te mit der simp­len rhe­to­ri­sche Fra­ge: „Ach und da kommt das Christ­kind aus­ge­rech­net zu dir?“, zunich­te machte.

Gewiss kann man sich nur der eige­nen Exis­tenz sein, wuss­te bereits der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Rene Des­car­tes im 17. Jahrhundert.

Und schließ­lich – wer lesen kann, soll Erkennt­nis gewin­nen, oder?

Vom Weihnachtsfestessen

Im 19. Jahr­hun­dert leg­te man sehr viel Wert auf die Eti­ket­te. Der Schrift­stel­ler Juli­us Stet­ten­heim nahm das zum Anlass, im Jah­re 1899 eine Benimm Fibel für gesell­schaft­li­che Anläs­se zu ver­fas­sen. Unter ande­rem gab er in sei­nem »Leit­fa­den durch das Jahr und die Gesell­schaft«, Tipps für die Gefah­ren, in die man beim Abend­essen gera­ten kann.

»Über den Umgang mit der Ser­vi­et­te möch­te ich eini­ge Zei­len sagen. Zu erschöp­fen wird die­ser Gegen­stand nicht sein. Ich fin­de, daß die Ser­vi­et­te, obwohl sie so etwas von einer Fah­ne der Kul­tur hat, eigent­lich ste­hen geblie­ben ist und heu­te noch wie vor hun­dert Jah­ren die Spei­sen­den mehr ärgert, als ihnen dient. Wer sie nicht zwi­schen Hals und Bin­de steckt, oder gar so befes­tigt, daß sie als Brust­schür­ze dient, – bei­des trägt nicht zur Hebung der mensch­li­chen Erschei­nung bei – wird die Bemer­kung machen, daß sie häu­fi­ger den Fuß­bo­den als den Schoß bedeckt. Stets strebt sie, her­ab­zu­fal­len, und man könn­te des­halb von einer Nie­der­tracht der Ser­vi­et­te sprechen.

Der Gast wird natür­lich immer wie­der dies eben­so nütz­li­che als untreue Wäsche­stück ein­zu­fan­gen suchen und zu die­sem Zweck sich seuf­zend bücken und die Hand unter die Tisch­de­cke ver­schwin­den las­sen müs­sen. Die­ser ein­fa­che, harm­lo­se und dem Rei­nen abso­lut rei­ne Vor­gang wird aber häu­fig miß­deu­tet, und es ist daher nötig, daß der tau­chen­de Gast sei­ne Tisch­nach­ba­rin genau abzu­schät­zen trach­tet, bevor er der abge­stürz­ten Ser­vi­et­te nachjagt.

Denn es gie­bt Damen, wel­che die­se Bewe­gung ihres Tisch­nach­bars miß­deu­ten und einen Schrei des Ent­set­zens aus­sto­ßen, so daß sich Män­ner in der Nähe fin­den, wel­che bereit schei­nen, die gar nicht gefähr­de­te Ehre der Schrei­en­den ener­gisch zu schützen.« 

Juli­us Stet­ten­heim — Der moder­ne Kinig­ge 1899

Kochambitionen

„Was ist eigent­lich Wal­ler?“, frag­te ich eini­ge Zeit nach der Bestel­lung eben­die­ses Menüs in die Run­de. „Das ist Wels“, wer­de ich ob mei­ner offen­kun­di­gen Unkennt­nis mil­de lächelnd von mei­nem Gegen­über am Restau­rant-Tisch belehrt. Uuuh, den­ke ich noch so bei mir, die Rat­te der Sau­er­län­der Seen­land­schaft. Aber es war zu spät, der Kell­ner brach­te bereits den Salat und kur­ze Zeit spä­ter Tei­le des Schlamm­gründ­ler ordent­lich file­tiert direkt in hand­li­chen Mund­häpp­chen auf dem, wie mir schien, etwas zu groß gera­te­nen Teller.

Beim Geschmack war ich aller­dings posi­tiv über­rascht. Das Fleisch schmeck­te so gar nicht nach Fisch, eher nach Kalb. Der Wels ist außer­dem tat­säch­lich ein belieb­ter Spei­se­fisch. Man lernt doch nie aus.

Ange­spornt durch so viel Krea­ti­vi­tät woll­te ich am nach­fol­gen­den Wochen­en­de nicht abseits­ste­hen und berei­te­te ganz mutig einen Auf­lauf nach Groß­mutter Art. Nicht mei­ner, son­dern die des WDR-Fern­seh­kochs Björn Freitag.

Tat­säch­lich schie­nen die Schicht­krea­tio­nen der, mit Käse über­ba­cke­nen Kar­tof­fel­stamp­fe, Sau­er­kraut, Blu­men­kohl, Por­ree und eine leich­te Bécha­mel­sauce, nicht direkt das von mir erhoff­te Geschmacks­feu­er­werk bei mei­ner Fami­lie zu entfachen.

Mrs. L jeden­falls kom­men­tier­te den Auf­lauf nach Rezept aus dem Hau­se des Fern­seh­kochs mit dem Hinweis:„Sehr interessant.“

Winter eiskalt


Für den Sau­er­län­der sind Tem­pe­ra­tu­ren im Minus­be­reich win­ter­tags nichts Unge­wöhn­li­ches, aber Tem­pe­ra­tu­ren von ‑10 und ‑15 Grad nachts erwar­ten wir hier eigent­lich erst im Janu­ar oder Febru­ar. Mit­te Dezem­ber sind hier in der Gegend Tem­pe­ra­tu­ren um den Gefrier­punkt nor­mal. Und ja, es ist so kalt wie’s aussieht. 

Der Vater der Reichsbürger

Der Mari­ne­of­fi­zier Karl von Dönitz war einer der engs­ten Ver­trau­ten Adolf Hit­lers und wur­de von ihm tes­ta­men­ta­risch im Jah­re 1945 zum Reichs­prä­si­den­ten bestimmt. Am 01. Mai 1945, sie­ben Tage vor der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on und dem Sieg der Alli­ier­ten ver­kün­de­te von Dönitz in einer Anspra­che an das deut­sche Volk sein Amt als ‚Nach­fol­ge des „Füh­rers“ mit der Behaup­tung, Hit­ler sei „in sei­nem Befehls­stand in der Reichs­kanz­lei bis zum letz­ten Atem­zu­ge gegen den Bol­sche­wis­mus kämp­fend für Deutsch­land gefal­len“. [Quel­le: wikipedia.org]

Karl von Dönitz wur­de 1945 als Ange­klag­ter der Nürn­ber­ger Pro­zes­se zu zehn Jah­ren Haft ver­ur­teilt und war bis 1956 inhaf­tiert. Das Amt des Reichs­prä­si­den­ten war Karl von Dönitz offen­sicht­lich nach­hal­tig zu Kopf gestie­gen, denn im Jah­re 1975 ver­fass­te der stram­me Nazi sein „poli­ti­sches Tes­ta­ment“, in dem er „Inhalt und Auf­ga­be“ sei­nes Amtes dem jewei­li­gen Bun­des­prä­si­den­ten über­trug. Von Dönitz starb 1980. Die absur­den Vor­stel­len des letz­ten Ober­haupts der Nazi­zeit wir­ken offen­sicht­lich bis heu­te nach.

Bremen besichtigen

Mrs. L und ich sind ja gro­ße Fans von Städ­te­tou­ren. In der letz­ten Woche ging es nach Bre­men – und welch‘ Zufall – es war auch noch gera­de Weih­nachts­markt. Das allei­ne war schon mäch­tig impo­sant, denn die Stadt schien von Beleuch­tungs­zu­rück­hal­tung wenig zu hal­ten. Ich den­ke aber auch, das liegt viel­leicht dar­an, dass Bre­men nicht eben arm ist. Jeden­falls hat­ten Mrs. L und ich uns auf die ver­schie­de­nen Sehens­wür­dig­kei­ten kon­zen­triert, der Weih­nachts­markt war dann noch die Bei­ga­be oben­drauf sozusagen.

Gese­hen haben muss man auf jeden Fall das Schnoor-Vier­tel, das prak­tisch unver­än­dert seit dem 15. Jahr­hun­dert Krieg und Abriss­plä­nen zum Trotz inmit­ten der Alt­stadt Bre­mens besteht. Vie­le inter­es­san­te Läd­chen haben sich hier in den engen Gän­gen des Vier­tels unter wun­der­schö­nen restau­rier­ten Häu­sern ange­sie­delt. Ein wei­te­res High­light ist die Bött­cher­stra­ße, die Anfang des 20. Jahr­hun­derts erbaut, mit Back­stein­ar­chi­tek­tur und zahl­rei­chen Kul­tur­denk­mä­lern eine wei­te­re Tou­ris­ten­at­trak­ti­on darstellt.

Ein­gangs­ge­schäft zum Schnoor-Viertel

Von den zahl­rei­chen Muse­en in Bre­men ist das Uni­ver­sum zu emp­feh­len. In die The­men­be­rei­che Mensch, Natur und Tech­nik unter­teil­te Expo­na­te laden die Besu­cher zum Mit­ma­chen und Erle­ben ein. In beson­de­rer Wei­se ist mir ein Erd­be­ben­raum in Erin­ne­rung geblieben.

Ein als Wohn­zim­mer auf­ge­mach­tes Gebäu­de, wo der Besu­cher auf dem Sofa sit­zend ver­schie­de­ne Stär­ken eines simu­lier­ten Erd­be­bens mit­er­le­ben kann. Der schie­fe Raum, als Küche auf­ge­baut, ließ mich inso­fern erstaunt zurück, als das ich an der Wand ent­lang­han­gelnd schwin­de­lig den Aus­gang gesucht habe. Opti­sche Täu­schun­gen, phy­si­ka­li­sche Expe­ri­men­te und Simu­la­tio­nen las­sen jeden­falls kei­ne Lan­ge­wei­le aufkommen.

Umzug zu Mastodon

Ist es wich­tig bei Twit­ter, Insta­gram und Co zu sein? Nein ist es nicht, aber manch­mal ganz wit­zig. Mal davon abge­se­hen, dass uns daten­schutz­tech­nisch auf den Sozia­len Netz­wer­ken die Hosen aus­ge­zo­gen wer­den, erstreckt sich aller­ding der der Mehr­wert ansons­ten doch eher auf eine Hand­voll lesens­wer­ter Beiträge.

Nach­dem sich nun Twit­ters neu­er Chef Elon Musk auf­führt wie Rum­pel­stilz­chen auf Speed, habe ich mich ent­schlos­sen nach Mast­o­don zu wech­seln — Open Source und Werbefrei.