3000 Euro

Ja gut, der Titel klingt ein biss­chen wie die Ein­la­dung zu einem der Schnee­ball­sys­tem­spie­le im Internet.

In dem Fall ist 3000 Euro der Titel eines Buches, dazu eines, das rich­tig gut ist. Tho­mas Mel­le hat es geschrie­ben und es ist sein zwei­tes erfolg­rei­ches Buch von drei­en, die der Jung­au­tor bis­her ver­fasst hat.

Mel­le beschreibt die unglück­li­che Lie­be zwi­schen Anton und Deni­se, die bei­de leid­lich durchs Leben zu kom­men scheinen.

Anton, der ehe­dem auf­stre­ben­de Jura­stu­dent, der in einer Art Kon­sum­rausch alles ver­lo­ren hat und sich als Obdach­lo­ser in einem Wohn­heim wie­der­fin­det, und sich einer eigent­lich lächer­li­chen For­de­rung von 3000 Euro gegen­über sieht. Deni­se, die sich als allein erzie­hen­de Mut­ter und Ver­käu­fe­rin mehr schlecht als recht durch­schlägt und bei einem Por­no als Dar­stel­le­rin 3000 Euro ver­dient. Gemein­sam haben bei­de die Zeris­sen­heit ihres Cha­rak­ters. Antons Melan­cho­lie beschreibt Mel­le so gut, das es aus dem Buch herausschwappt.

Der Autor erzählt die Geschich­te von zwei Men­schen am Rand der Gesell­schaft, die sich in ihrer gan­zen Zer­brech­lich­keit, Schwer­mü­tig­keit und gna­den­lo­sen Rea­lis­mus einer kon­sum­ori­en­tier­ten Gesell­schaft näher kom­men und die­se Nähe den­noch irgend­wann in Fra­ge stellen.

Tho­mas Mel­le ist ein gran­dio­ser Erzähler

Lebensfragen

»Jedes Jahr gie­ße ich die Toma­ten­pflan­zen. Und jedes Jahr höre ich damit auf, wenn die letz­te Toma­te geern­tet ist. Man­che Pflan­zen sind dann schon ziem­lich maro­de, vie­le noch nicht und etli­che dürf­ten danach ver­durs­tet sein. Soll­te man ihnen eine Art ›Lebens­abend‹ gön­nen und sie noch für den Rest ihrer Tage gie­ßen?« Karl H., Mün­chen Quel­le

Bes­te Antwort:

“Mein Gum­mi­baum ist extra nach Bel­gi­en für einen assis­tier­ten Sui­zid. Phy­sisch ging es ihm präch­tig, aber er war sehr ein­sam und litt schwers­te see­li­sche Qua­len nach­dem ich auf­hör­te mit ihm zu sprechen.” 

Schnell

Wie die Zeit ver­geht.…. Vor ein paar Jah­ren noch galt David Sie­gels Maxi­me: Eine Web­sei­te darf nicht mehr als 60 Kilo­byte haben, damit nie mehr als zehn Sekun­den ver­ge­hen, bevor sie gela­den ist. Ich spre­che von der Zeit der 56k-Modems, die mit dem schreck­li­chen Geräusch beim Einwählen.

Das Sur­fen war teu­er, es wur­de im Minu­ten­takt abge­rech­net und es war eine Beson­der­heit, mal eine Stun­de im Netz zu ver­brin­gen. Beim Sei­ten­bas­teln, damals noch aus­schließ­lich HTML-Sei­ten, wur­de peni­belst dar­auf geach­tet, immer nur dann online zu sein, wenn die fer­ti­ge Sei­te hoch­ge­la­den wer­den soll­te. Ab und an wur­de ver­ges­sen, dass man online war und die Rech­nung am Monats­en­de war manch­mal drei­stel­lig. Die ISDN Tech­no­lo­gie ver­sprach nur eine unwe­sent­li­che Ver­bes­se­rung der Geschwin­dig­keit und war zudem recht teuer.

Dann der Durch­bruch: DSL 1000 mit Flat­rate. Mit bis zu 1000 Kilo­bytes im Netz dazu ohne Zeit­be­schrän­kung; von jetzt an mach­te das Netz wirk­lich Spaß. Der Nach­teil: Vie­le Sei­ten­be­trei­ber ach­te­ten nicht mehr auf die Grö­ße ihrer Web­sei­te. Mega­byte gro­ße Ein­gangs­sei­ten lie­ßen die Freu­de am Netz nur ein paar Mona­te gewäh­ren. Man klick­te, wie bereits in den ana­lo­gen Zei­ten, Sei­ten die län­ger als zehn Sekun­den luden ein­fach weg.

Seit in Deutsch­land kilo­me­ter­wei­se Glas­fa­ser­ka­bel ver­legt wer­den, ist hier seit der letz­ten Woche DSL mit 16.000 Kbyte/sec ver­füg­bar. Kein War­ten mehr selbst bei gro­ßen Sei­ten, kein Ruckeln bei Vide­os. Die Geschwin­dig­keit ver­spricht eine ganz neue Surf­qua­li­tät. Aller­dings ist auch Schad­soft­ware in Sekun­den Bruch­tei­len auf dem Rech­ner; Abbre­chen ist ob der Geschwin­dig­keit von mind. 2 Mbyte/sec kaum noch mög­lich. Ein wei­te­rer Nach­teil: Vie­le Sei­ten­be­trei­ber gehen dazu über, ihre Sei­ten mit Video­se­quen­zen ins Netz zu stel­len, unge­ach­tet derer, die noch nicht mit High­speed Geschwin­dig­keit unter­wegs sind.

So bleibt zu hof­fen, dass David Sie­gels Leit­spruch auch in Zei­ten von schnel­lem Inter­net noch Anwen­dung fin­det: “Fast loa­ding ‘light’ web pages.”