Der Sauerländer ist ein komischer
Kauz:
wortkarg, dickköpfig, trinkfest, traditionsbewusst und nachtragend.
Er reagiere, so sagte mir neulich ein zugezogener Hamburger, immer
so wie man es überhaupt nicht erwarte. Das alles entspricht
der Wahrheit und wenn man sich die Herkunft des Namens
verinnerlicht, könnte man geneigt sein, die Namensgebung im Kontext
mit dem Charakter des Sauerländers zu sehen. Der Name Sauerland
stammt nicht vom Wort sauer ab, sondern vom Wort sur aus dem
mittelalterlichen Niederdeutsch, was soviel wie schwierig bedeutet. |
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Allerdings ist nicht der Charakter des Sauerländers gemeint,
sondern, dass es früher aufgrund der Berge und Täler schwierig
war, durch das Sauerland zu reisen.
Ich hatte neulich bei einem Seminar die Gelegenheit als Sauerländer für
Heiterkeit zu sorgen. Der Referent gab sich große Mühe, die Problematik
der Durchlässigkeit von firmenspezifischen Informationstrukturen eines
großen Konzerns zu erklären. Der Konzern arbeitet weltweit und hat in
Deutschland bundesweit seine Geschäftsfelder. Seine Aufgabe sei es, so
der Vortragende, die Informationen so aufzubereiten, dass sie von jedem
Mitarbeiter richtig verstanden würde. Schwierig wäre das in sofern, als
das die Kollegen in Schleswig-Holstein ein anderes Verständnis hätten,
als die Kollegen im Sauerland, wo der Konzern einen Standort hat. Am Ende
des Referats habe ich mich gemeldet und gesagt, er müsse das noch mal
erklären, ich hätte nichts verstanden, da ich aus dem Sauerland käme.
Großes Gelächter. Den Heiterkeitsausbruch der Seminarteilnehmer konnte
ich nicht nachvollziehen, ich hatte wirklich nichts verstanden.
Natürlich kann auch ein gewisser Einfluss der zahlreichen
Brauereien auf das Trinkverhalten des Sauerländers nicht widersprochen
werden. Bei Schützenfesten beispielsweise ist es Tradition, in schneller
Abfolge, von morgens bis nachts, ohne Rücksicht auf die Promillewerte, so
viel Bier zu trinken wie rein biologisch in den Körper geht. Das das
naturgemäß zu einigen merkwürdigen Szenen führt, versteht sich von
selber. In seiner ureigensten Logik fuhr ein Bauer mit seinem Trecker
direkt vor die Schützenhalle, um das Schützenfest zu feiern. Er wäre
nach dem Schützenfest so voll, gab der Bauer als Erklärung ab, dass er
nicht mehr laufen könne und mit dem Trecker könne er übers Feld nach
Hause fahren. Nach besagtem Fest stürzte ebendieser Bauer aus der Halle
und versuchte, beobachtet von der Dorfpolizei, auf seinen Trecker zu
steigen. Nach dem er dreißigmal auf der gegenüberliegenden Seite vom
Trecker gefallen war, erbarmte sich die Polizei und brachte den
angeschlagenen Landwirt im Streifenwagen nach Hause.
Die nachgesagte Wortkargheit des Sauerländers muss man meiner Meinung
nach doch ein wenig relativieren. Es muss ja nicht immer alles was bereits
gesagt wurde noch einmal im großen Zusammenhang erläutert werden. Wir
Sauerländer haben ein gutes Gedächtnis und wissen meist, worum es geht.
Stimmt doch, oder? - Jau käh.(pelo.)
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